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0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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entdeckte ihn und bat ihn mit einer Geste herbei. »Ich muß telefonieren, Mr. Gradness«, erklärte er.
    Der Hausherr warf mir einen Blick zu. »Doch wichtig, nicht wahr? Am besten führe ich Sie wieder ins Arbeitszimmer.«
    Oben ließ er Mr. High vorgehen. Der Chef ging sofort zum Schreibtisch und griff nach dem Hörer des einen Apparates.
    »Nein, bitte diesen hier«, sagte Gradness, nahm Mr. High den Hörer aus der Hand und gab ihm den anderen. »Das ist nur ein Haustelefon.«
    Er ging um seinen Schreibtisch herum, und ich hatte den Eindruck, daß er irgend etwas ganz Bestimmtes tat, aber er lächelte mir zu und verließ den Raum.
    Mr. High bemühte sich um eine Verbindung mit dem Untersuchungsrichter. Es dauerte eine Weile, bis er ihn erwischte, und dann merkte ich nach den ersten Sätzen, daß der Richter Schwierigkeiten zu machen schien.
    Der Chef mühte sich ab. Ich gab die Hoffnung schon auf. Ob mit oder ohne Haussuchungsbefehl, ich würde noch heute nacht die Beweise aus Jones Villa holen.
    Halb spielerisch griff ich nach dem Hörer des zweiten Apparates, den Mr. High zuerst in die Hand genommen hatte. Ich führte ihn ans Ohr. Die Leitung war tot. Es war kein Summzeichen darin. Na ja, ein Haustelefon konnte schließlich auch ohne Freizeichen telefonieren. Ich verstand nicht genug davon, um das beurteilen zu können.
    Der Chef beendete sein Gespräch mit ein paar höflichen Wendungen.
    »Nichts zu machen«, wandte er sich an uns. »Er verlangt Vorlage des Beweismaterials und will sich morgen entscheiden.«
    »Schon gut, Chef«, brummte ich. »Wahrscheinlich wird er uns morgen den Rat geben, doch zunächst einmal George Left zu fassen. Lassen wir es.«
    Gradness nahm uns vor der Tür in Empfang und begleitete uns wieder die Treppe hinunter. Die Gesellschaft nahm ihren Fortgang. Offen gestanden, ich hatte es satt, und war froh, als die ersten Gäste kurz vor Mitternacht aufbrachen. Langsam begann sich der Laden zu leeren. James Gradness stand wieder an der Tür und machte seine Abschiedsverbeugungen.
    Mr. High, Phil und ich schickten uns auch an zu gehen.
    »Ich hoffe, die Einladung hat ihren Zweck erfüllt, Sie von meiner Harmlosigkeit zu überzeugen«, sagte Gradness bei der Verabschiedung.
    »Völlig«, antwortete ich. Es war eine glatte Lüge.
    Wir setzten Mr. High vor seiner Wohnung ab und fuhren weiter. Wir waren durchaus mäßiger Laune.
    »Verdammt, daß der Richter nicht an die Sache heran will«, knurrte Phil.
    Ich stoppte in der Nähe einer öffentlichen Telefonzelle. Jones Nummer kannte ich, und ich wählte sie.
    Es dauerte lange, bis sich jemand meldete, und dann klang die Stimme verschlafen. Wenn ich sie noch richtig im Ohr hatte, so gehörte sie dem Sekretär Drew.
    »Mr. Jones zu sprechen?« fragte ich.
    »Nein, er ist außer Haus.«
    »Wann ist er zu erreichen?«
    »Morgen früh. Wer spricht dort?«
    Ich gab darauf keine Antwort. »Können Sie mir nicht sagen, wann er zurückkommt? Ich brauche ihn dringend.«
    »Er ist ausgegangen, und zwar mit Bekannten. Es wird spät werden. Wer ist denn dort?«
    Ich legte auf. Pfeifend kehrte ich zu Phil zurück.
    »Du hast etwas vor?« fragte er mißtrauisch.
    »Gewiß«, antwortete ich, während ich mich hinter das Steuer setzte. »Da der Richter uns einen offiziellen Besuch bei Lybold Jones nicht erlaubt, werde ich ihm einen inoffiziellen abstatten, und zwar heute nacht.«
    »Du willst dir das Beweismaterial gewaltsam holen?« erkundigte sich Phil. »In Ordnung, ich bin dabei.«
    »No, Phil, du bist nicht dabei. Ich fahre dich jetzt nach Hause, und du legst dich in dein Bett. Nur aus alter Freundschaft sage ich dir überhaupt, daß ich Jones Villa heute nacht einen Besuch abstatte. Es trifft sich günstig. Er treibt sich mit irgendwelchen Leuten in Bars herum.«
    »Das ist nicht fair, Jerry«, beklagte sich Phil. »Im allgemeinen arbeiten wir zusammen, nicht wahr?«
    »Heute geht’s trotzdem nicht anders, Kleiner. Wenn ich in Jones Bude auf wahrhaftig nicht legale Weise eindringe, dann ist das mein Privatspaß, und wenn’s schiefgeht, so kann es immer noch heißen, daß ein G-man seine Befugnisse überschritten hat. Wenn wir es gemeinsam tun, dann kauft uns kein Mensch die Story ab, wir wären auf eigene Initiative eingedrungen, sondern es gilt als Handlung des FBI, und Mr. High kommt in beträchtliche Schwierigkeiten. Jones ist genau der Mann, der es versteht, so etwas durch die Presse ziehen zu lassen. Ich sehe schon jetzt die Überschrift:

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