0006 - Ich stürmte das graue Haus
Arbeitszimmer. Bitte bemühen Sie sich in die erste Etage. Ich zeige Ihnen den Weg.«
Er ging uns voran die Treppe hinauf, öffnete die erste Tür rechts auf der umlaufenden Galerie.
By Jove, das war ein Arbeitszimmer. Es schien so groß zu sein wie das Speisezimmer im Parterre. Der Schreibtisch war aus edelstem Mahagoni. Zwei weiße Telefone standen darauf. Gradness hob einen Hörer und reichte ihn mir.
»Bitte sehr«, sagte er höflich und verließ diskret den Raum.
Ich meldete mich. Sarcassani hing am anderen Ende der Strippe.
»Es hat so lange gedauert, Jerry, weil mein Alter ein paar Überstunden in seiner Fabrik machte. Ich legte ihm Jones Bild vor. Deine Vermutung stimmt. Er kannte ihn.«
»Erkannte er ihn sofort, zögerte er, oder war er seine Sache nicht sicher?«
»Nein, nein, er erkannte ihn auf Anhieb. Er sagte noch, er habe sich den reichen Herrn so genau angesehen, weil er wußte, wie schwer es ist, eine nachträgliche Einwanderungserlaubnis für jemanden zu beschaffen, der illegal im Land weilt, und wollte damals wissen, wie so ein mächtiger Mann wohl aussah.«
»Danke, Sarcassani, wir werden uns Jones vornehmen.«
»Willst du ihn verhaften?«
»Ich glaube nicht, daß Mr. High es erlaubt. Ein Zeuge ist zuwenig bei einem Mann von Jones Format. Ich brauche mehr Beweise gegen ihn, und ich werde mir sie holen, wo ich sie finde.«
»Wo?« fragte Sarcassani.
»Bei ihm natürlich. In seinem Haus.«
Ich hängte ein.
»Lybold Jones also?« fragte Phil.
»Jedenfalls mit einer größeren Wahrscheinlichkeit als jeder andere. Ich muß mit Mr. High sprechen.«
Es klopfte an die Tür. Gradness steckte den Kopf herein. »Sind Sie fertig, Mr. Cotton?«
»Ja, vielen Dank.«
»Wichtiges? Oh, Verzeihung, sicherlich Dienstgeheimnis.«
»Nicht so schlimm?«
»Zigarette?« fragte er. Er war an den Schreibtisch getreten, drückte auf einen verborgenen Knopf. Ein Aschenbecher, der am linken Rand des Tisches stand, verschwand nach unten, und an seiner Stelle tauchte ein gefüllter und geöffneter Zigarettenkasten auf.
»Hallo!« rief Phil verwundert.
Gradness lächelte. »Eine kleine technische Spielerei. Ich habe eine Schwäche für so etwas. Bitte, bedienen Sie sich.«
Ich nahm mir eine Zigarette. Unwillkürlich blickte ich nach der Marke. Nein, es war keine Morris.
Gradness ließ mit einem Knopfdruck den Behälter wieder verschwinden und den Aschenbecher auf tauchen.
»Feuer?« fragte er. »Bitte hier!« Wieder ein Knopfdruck. Die Spitze der Schreibtischlampe klappte um. Ein Feuerzeug war eingebaut, das bereits brannte. »Und nun einen Drink, nicht wahr?« fragte er. »Bitte, blicken Sie dort auf die Wand.«
Wir sagen in die Richtung. An der Stelle befand sich ein großes schmales Bild, das ungewöhnlich tief hing. Es stellte einen Seemann dar, der eine Flasche in der Hand trug und ein seliges Gesicht schnitt.
Plötzlich begann er sich zu bewegen. Er wanderte mitten durch den Raum auf uns zu, verhielt vor dem Rand des Teppichs und klappte zur Seite. Dahinter befand sich ein Bartischchen mit Gläsern und Flaschen.
Die Wirkung des marschierenden Seemanns war so überraschend, daß Phil und ich in schallendes Gelächter ausbrachen. Ich ging hin und sah mir die Sache an. Es war ganz einfach. In der Wandnische, in der das Tischchen, verborgen von dem Bild, stand, befand sich ein kleiner Elektromotor, der ein Scherengestänge betätigte, wodurch Tisch und Bild in den Raum hinausgeschoben wurden.
»Hübsche Spielerei«, sagte ich zu Gradness, während ich mich bediente. »Fast noch netter als eine elektrische Eisenbahn.«
Er ließ Tisch und Bild wieder in die Wand zurückwandern.
»Haben Sie noch mehr solche Späße?« fragte Phil.
»Einige«, antwortete er, »aber sie befinden sich in den unteren Räumen, und die anwesenden Damen könnten erschrecken, wenn ich sie Ihnen vorführen würde.«
Ich dankte für Drink und Telefongespräch. Wir begaben uns wieder nach unten, um den Chef zu suchen. Wir fanden ihn im Gespräch mit einer Gruppe von Leuten, und wir gaben ihm ein Zeichen. Sobald er konnte, kam er zu uns herüber.
»Sarcassani hat angerufen. Lybold Jones ist der Mann, der auch Loccatelli kannte«, berichtete ich. »Ich finde, es ist an der Zeit, gegen ihn vorzugehen.«
»Einen Haftbefehl kann ich nicht durchsetzen«, antwortete Mr. High sofort.
»Haussuchungsorder?« fragte ich.
»Ich will es versuchen. Ich werde mit dem Untersuchungsrichter telefonieren.« Er sah sich nach Gradness um,
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