Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Aufenthaltsbescheinigung wagte er nicht zu arbeiten. Tat nur hin und wieder Gelegenheitsarbeit bei den Italienern im Viertel, eine Karre schieben, eine schadhafte Lichtleitung reparieren und andere Dinge. Eines Tages dann kam er nach Hause und sagte, er hätte einen Job bei einem reichen Herrn, der ihm auch zu einem Aufenthaltsvisum verhelfen würde. Der Familienvater sah ihn einmal im Auto, die Familienmutter kannte den Mann noch genauer, denn er war zweimal in dem Zimmer gewesen, in dem Loccatelli hauste. Ich legte das Bild von George Left vor, das ich bei mir hatte. Die Frau erkannte ihn und sagte, daß es der Mann sei, der in Antonios Zimmer gewesen wäre, aber der Mann behauptete steif und fest, es wäre nicht derjenige, mit dem er Loccatelli gemeinsam im Wagen gesehen hätte.«
    »Das war vor über zwei Jahren, sagst du?« vergewisserte ich mich.
    Sarcassani nickte.
    Ich wandte mich an Mr. High.
    »Abgesehen davon, daß ich der Meinung bin, daß Lybold Jones lügt, wenn er behauptet, Brandy Left arbeite nicht mehr für ihn, so hat er doch zugegeben, daß er vor zwei Jahren noch sein Angestellter war. Sicherlich engagierte Left den Italiener nicht auf eigene Rechnung, sondern für Jones. Sarcassani, beschaffe dir ein Bild von Lybold Jones und zeige es ihm. Ich wette hundert zu eins, daß er ihn erkennt.«
    »Okay, mache ich«, antwortete unser Kollege, »aber ich kann es erst nach fünf Uhr tun. So lange arbeitet der Alte in einer Fabrik, oder hast du es eilig, Jerry? Soll ich ihn aus seinen Laden holen lassen?«
    Ich blickte Mr. High an. Er winkte ab. »Ich denke, es ist am Abend früh genug.«
    »In Ordnung, Sarcassani, aber wenn meine Vermutung stimmt, dann ruf mich bitte noch an. Wenn du mich unter meiner Nummer nicht erreichst, so bin ich bei James Gradness zu einer Gesellschaft.«
    ***
    Wie verabredet, holten wir Mr. High um acht Uhr von seiner Wohnung ab. Phil hockte sich auf den Notsitz des Jaguar, während der Chef neben mir Platz nahm. Sarcassani hatte bis zu meinem Fortgehen von zu Hause noch nicht angerufen. Wir waren alle drei im Smoking.
    »Sie werden sich wundern, was Gradness für ein Haus besitzt«, sagte Mr. High unterwegs.
    Wahrhaftig, er hatte recht. Lybold Jones Villa hatte mich schon beeindruckt, aber Gradness wohnten noch eine ganze Nummer feiner.
    Als unser Jaguar die Treppe erreicht hatte, riß ein Lakai den Schlag auf. Ein zweiter stand bereit, um den Wagen sofort zum Parkplatz hinter dem Haus zu fahren.
    Die Halle der Villa strahlte vor Licht. An die hundertfünfzig Leute mochten schon versammelt sein. Soweit es sich um Frauen handelte, glitzerten sie vor Schmuck. Die Männer waren alle in Schwarz.
    Als guter Hausherr stand James Gradness am Eingang und begrüßte die Gäste. Als er uns sah, lachte er. »Nett, daß Sie gekommen sind«, sagte er und drückte uns der Reihe nach die Hand. »Ich werde mich Ihnen später besonders widmen. Jetzt muß ich allerdings noch einige Leute begrüßen. Die meisten sind zum Glück schon da. Mr. High, dort drüben steht der Chef der Staatspolizei, wenn Sie fachsimpeln wollen, aber sonst empfehle ich Ihnen, sich an die Cocktails zu halten.«
    Er wandte sich ab und beugte sich über die Hand einer Dame, die zusammen mit ihrem Mann und einem erwachsenen Sohn die nächsten Ankömmlinge waren.
    »Halten wir uns an die Cocktails, Chef«, sagte ich. »Ich brauche ’ne Seelenstärkung. Der Anblick von reichen Leuten schlägt mir immer aufs Gemüt.«
    Mr. High wurde vom Polizeipräsidenten entdeckt und angesteuert. Wir mußten unsere Diener machen, verkrümelten uns aber dann. Etwas verloren standen wir an der Wand herum. Wir kannten hier niemanden, also hielten wir Ausschau nach einem Lakai mit noch gefülltem Tablett, und ich kann Ihnen sagen, es war nicht schwer, einen zu finden.
    Während ich mich mit einem Stück kalten Bratens beschäftigte, trat James Gradness auf mich zu.
    »Na, Mr. Cotton«, fragte er, »ist Ihre Meinung über mich besser geworden?«
    Ich hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Ihre Drinks sind gut«, antwortete ich, »und das ist immer ein gewaltiger Pluspunkt für einen Mann.«
    Ein Diener tauchte an seiner Seite auf und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er zog die Augenbrauen hoch und wandte sich wieder an mich.
    »Ein Telefongespräch für Sie, Mr. Cotton«, sagte er. Ich gab dem Diener meinen Teller, schluckte den letzten Bissen hinunter, stieß Phil an und sagte: »Danke. Wo kann ich sprechen?«
    »Am besten in meinem

Weitere Kostenlose Bücher