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0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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nicht wahr?« Er grinste. Er blickte seinen Sekretär an, dann seinen Leibgardisten. »Soll ich es tun, Jungs?« erkundigte er sich. Die beiden Trabanten nickten nachdrücklich.
    »Ihr seid Idioten!« fuhr er sie an. »Wegen eines Spaßes soll ich mir den ganzen FBI zum Feind machen? Langt euer bißchen Gehirn nicht dazu, sich auszudenken, was die Kollegen von dem Burschen mit mir anstellen, wenn ich ihn in einen Skandal reiße, he? Sie ersinnen tausend Schikanen und machen uns das Leben sauer.«
    Er drehte sich mit einem Ruck mir zu.
    »Hauen Sie ab, G-man! Hauen Sie schnell ab, damit ich Ihre Visage nicht länger zu sehen brauche.«
    Ich stand auf.
    »Schicken Sie mir die Rechnung über den erbrochenen Schreibtisch«, sagte ich im Vorbeigehen. »Und in der Küche muß ein Fenster neu eingekittet werden.«
    ***
    Glauben Sie nur nicht, daß die Ruhe, mit der ich das Haus verließ, echt war. Ich fühlte mich so bodenlos blamiert, daß ich mich am liebsten selbst verprügelt hätte. Eine Type wie Jones hatte mich erwischt und dazu noch mit leeren Händen, und von Rechts wegen hätte ich noch danke sagen müssen, wie ein kleiner Taschendieb, den der Bestohlene gnädigst laufenläßt.
    Ich trödelte durch die Nacht zu meinem Wagen zurück. Ich zündete eine Zigarette an und feuerte sie nach drei Zügen wieder fort. Dann stand ich lange vor meinem Auto und konnte mich nicht entschließen einzusteigen.
    Ich kann Ihnen heute nicht mehr genau sagen, was mir eigentlich in der Viertelstunde durch den Kopf ging. Es waren nicht ganz deutliche Gedanken, und sie bewirkten, daß das Bild Lybold Jones immer mehr verblaßte, und das Bild James Gradness immer stärker hervortrat.
    Mir fiel jener Vortrag ein, den uns am Tag nach Joel Rusters Tod jener Ingenieur Moolt von der Scott-Telefongesellschaft gehalten und von dem wir sowenig kapiert hatten. War da nicht die Rede von einer Kreisschaltung gewesen, von einem zweiten Apparat, mittels dessen, wenn man eine bestimmte Nummer wählte, man einen Stromkreis schließen konnte, so daß alle auf diese Leitung geschalteten Gespräche mitgehört werden konnten? Hatte Gradness nicht zwei Telefone auf seinem Schreibtisch stehen?
    Es war absolut blödsinnig. Manche Direktoren haben ein halbes Dutzend Apparate auf ihrem Tisch, aber das fiel mir in dieser Nacht nicht ein.
    Und die kleinen Tricks, die er uns vorgeführt hatte? Alle hatten sie irgend etwas mit Elektrotechnik zu tun. Übrigens hatte Gradness auch etwas zu hastig eingegriffen, als High den falschen Hörer abhob, nicht wahr?
    Ich habe mich nie gescheut, zuzugeben, wenn ich einen Fehler gemacht habe, aber diesmal habe ich Hemmungen, es zu gestehen.
    Daß ich wieder ein Auge auf Gradness warf, nachdem es mit Jones nichts geworden war, das war nicht schlimm, aber daß ich mich hinter das Steuer klemmte und anstatt zu Phil zu fahren und die Sache mit ihm in Ruhe durchzusprechen, zu Gradness fuhr, das war absolut hirnverbrannt und mit nichts zu entschuldigen. Es blieb der größte Leichtsinn meines Lebens, und es blieb um ein Haar auch mein letzter. Schön, nehmen Sie an, Jerry Cotton benahm sich wie ein Idiot, und Sie liegen völlig richtig. Jedenfalls benahm er sich so, und mir bleibt nichts übrig, als es zu schildern.
    Es war inzwischen gut drei Uhr nachts. Ich fuhr schnurstracks durch das schlafende New York, hinaus nach Osten, und ich parkte meinen Wagen wieder zwei Querstraßen von einem Haus entfernt, in dem ich schon einmal gewesen war, diesmal handelte es sich um das Haus von James Gradness.
    Sie wissen, der Kasten stand allein in einem Park von beachtlicher Größe. Ich schlich an der Mauer entlang. Sie war zu hoch, um sie zu übersteigen. Dann gelangte ich an das Tor, durch das wir vor sieben Stunden gefahren waren. Es war jetzt verschlossen, aber die Übersteigung bedeutete kein Problem.
    Sobald ich drüben war, ließ ich mich hinunterfallen, landete im Kies, drückte mich in den Schatten der Bäume und schlich auf das Haus zu.
    Auf halben Wege hörte ich ein undeutliches Knurren. Drei Yard vor mir sah ich etwas wie undeutlich phosphoreszierende Punkte, und plötzlich sprang etwas schwer und doch weich gegen mich an. Zähne schlugen sich in meinen instinktiv erhobenen Arm, und im Handumdrehen lag ich unter dem Schweren, Weichen auf dem Boden.
    Nein, es war kein Tiger oder so etwas. Es war ein Hund, ein Mordsbiest von einer Doggentöle, das sich ohne ein Bellen auf mich gestürzt hatte und nun an meinem Arm frühstückte. Ich

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