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0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Daumen mit etwas mehr Druck auf den Knopf der Taschenlampe.
    Draußen sagte Jones: »Nanu! Die Tür ist unverschlossen. Waren Sie darin, Drew?«
    »Ich habe doch gar keinen Schlüssel, Mr. Jones«, antwortete der Sekretär gekränkt.
    »Ich weiß genau, daß ich abgeschlossen habe. Dann müßte ja…«
    Die Tür bewegte sich, aber nur einen Spalt. Ich hätte mich ohrfeigen können. Ich hatte nicht mehr daran gedacht, daß das offene Schloß ihm auffallen könnte.
    »Robby, hol eine Taschenlampe«, befahl Jones.
    Ich stieß die angehaltene Luft aus. Es war passiert und nicht mehr zu ändern. Ich gab es auf. Ich suchte mir einen Stuhl, setzte mich und vermied kein Geräusch dabei.
    »Es ist jemand im Raum!« schrie Lybold draußen aufgeregt. »Gib mir den Revolver, Robby! Drew, rufen Sie die Polizei an! Wozu zahle ich Steuern? Sie können auch mal etwas für mich anstatt gegen mich tun.«
    »Unnötig, die Polizei zu rufen!« rief ich laut. »Sie ist schon hier.«
    In der Aufregung erkannte Jones meine Stimme nicht.
    »Komm heraus, mein Junge!«
    »Kommen Sie herein!« antwortete ich.
    »Ist das nicht der G-man von neulich?« hörte ich Robby brummen.
    »Richtig geraten, Preisboxer«, sagte ich.
    Ein Arm tastete sich durch den Türspalt, eine Hand fand den Lichtschalter, drehte ihn. Der Kronleuchter flammte auf. Sekunden später wurde die Tür ganz aufgestoßen. Jones Kopf lugte vorsichtig um die Ecke.
    »Tatsächlich, der G-man«, wunderte er sich, aber dann faßte er sich und trat ein, hinter ihm Robby, der einen Revolver in der Hand trug.
    Jones war im Abendanzug. Er blieb ein paar Schritte vor mir stehen und wippte auf den Absätzen.
    »Sind das eure neuesten Methoden?« fragte er.
    Er entdeckte den erbrochenen Schreibtisch. Sein Gesicht verzerrte sich für einen Augenblick vor Wut.
    »Das hätten Sie nicht tun sollen, G-man«, fauchte er. »Ich werde Sie als das behandeln, was Sie sind — nämlich als einen gewöhnlichen Einbrecher. Wissen Sie, was man mit Einbrechern tut?«
    »Man schießt auf sie, Jones«, entgegnete ich ruhig, »aber das hätten Sie sich früher überlegen sollen. Wie Sie vielleicht bemerken, besitze ich eine Kanone, und ich könnte in die Versuchung kommen, zurückzuschießen.«
    Er wurde ein wenig weiß im Gesicht.
    »Wollen wir es versuchen, wer es besser kann?« fragte ich und lächelte ihn an.
    Er wechselte das Thema.
    »Was suchen Sie bei mir, G-man?«
    »Beweise dafür, daß Sie der Chef jener Erpresserbande sind, von der ich Ihnen schon neulich erzählte.«
    »Fallen Sie mir nicht auf die Nerven, zum Henker, ich bin es nicht.«
    Es war irgend etwas in seiner Stimme und in der Art, wie er diesen Satz sagte, daß ich sekundenlang das Gefühl hatte, er spräche die Wahrheit, aber es dauerte wirklich nur den Bruchteil eines Augenblicks.
    »Geben Sie sich keine Mühe, Lybold. Wir haben festgestellt, daß auch der zweite uns bekannte Mann der Bande, ein italienischer Elektrotechniker, der erschossen wurde, für Sie gearbeitet hat.«
    »Hören Sie, G-man«, antwortete er, »es haben viele Leute für mich gearbeitet, aber vor zwei Jahren war mehr oder weniger Schluß damit. Mir ist es gleichgültig, was Sie von mir denken, aber ich habe nicht viel Lust, mich laufend von Ihnen verdächtigen zu lassen. Vielleicht habe ich in Ihren Augen einiges auf dem Kerbholz«, er grinste, »aber mit der Sache, die Sie mir andichten wollen, habe ich nichts zu tun. Warum halten Sie sich immer an mich? Es gibt wahrhaftig Leute genug, die auch keine reine Weste haben, obwohl sie so gut einen Smoking zu tragen verstehen wie ich.«
    Es war dieser ganze belanglose Satz, der mir die Gestalt James Gradness vor die Augen rief, vielleicht nur, weil ich ihn zuletzt im Smoking gesehen hatte. Ich dachte ungefähr, daß Jones ganz gut recht haben konnte, und mir fielen ein paar Dinge ein, die ich heute abend in seinem Haus gesehen hatte, die mir ohne Bedeutung erschienen waren und die plötzlich Gewicht erhielten.
    Ich stand auf. Die Sache hier bei Jones war nun ohnedies verfahren. Was immer ich jetzt noch sagen konnte, es blieb überflüssiges Gerede.
    »Na gut, Lybold«, sagte ich, »machen wir Schluß. Ich bin müde. Kann ich nach Hause gehen, oder wollen Sie ein großes Theater mit dem Einbruch eines G-man in Ihr Haus veranstalten? In diesem Falle warte ich, bis die Polizei hier eintrifft, und lasse meine Personalien feststellen.«
    Er sah mich mit einem glitzernden Blick an.
    »Gäbe ’ne hübsche Presseschlagzeile,

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