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0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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schlug dem Biest zweimal die geballte Faust mit aller Wucht auf den Schädel. Ich fühlte, wie seine Kiefer auseinanderklappten, und hörte es fallen.
    Ich stand auf, schüttelte den Kopf und war nahe daran, umzukehren, als ich von einem zweiten Vieh angefallen wurde. Ich bemerkte es rechtzeitig, und es flog unter meinem Fußtritt zur Seite, sprang mich aber sofort erneut an. Jetzt hatte ich Pech. Der Hund verfehlte zwar mein Fleisch, aber er packte mein linkes Hosenbein, zerrte daran und warf mich um.
    Ich schlug nach ihm, und zwar mit der Taschenlampe, aber er wich mit geschickten Sätzen aus und schleifte mich an meiner Hose über den Kies. Wie sein Kollege knurrte er nur und gab keinen einzigen Beller von sich.
    Ich war’s leid. Ein G-man, dem wie einem Hausierer von den Hofhunden die Hose ausgezogen wird, das ging gegen die Standesehre. Ich würde jetzt diesem Biest eins aufbrennen, türmen und warten, bis meine Sterne günstiger standen. Ich angelte nach dem Revolver. In diesem Augenblick gab der Stoffetzen in den Zähnen endlich nach. Der Köter flog von seinem eigenen Zug zur Seite. Ich sprang auf die Beine, schaltete rücksichtslos die Taschenlampe ein, um die Dogge zu erschießen, wenn sie erneut angriff.
    Es wurde hell. Nein, nicht nur der Strahl meiner Lampe fraß sich ins Dunkel. Es wurde richtig hell. Die gesamte Neonbeleuchtung des Parkweges flammte auf. Das Licht in sämtlichen Fenstern des Hauses ging an, sogar die Leuchter am Treppenaufgang. Die zweite Dogge stand ein paar Schritte vor mir, ließ eben das eroberte Stück meiner Hose aus den Zähnen und machte Anstalten, mich erneut anzufallen. Ihre Kollegin stand etwas weiter auch wieder auf ihren Beinen, taumelte ein wenig und schüttelten den Kopf wie ein groggy gewesener Mensch.
    Ein gellender Pfiff ertönte. Die Hunde warfen die schweren Köpfe hoch, knurrten mich noch einmal an und verschwanden mit einigen Sätzen im Gebüsch.
    Ich wollte weg, rüber übers Tor und raus aus der zweiten Blamage dieser Nacht, aber ich kam nicht dazu.
    Sehr laut sagte eine Stimme — Gradness' Stimme: »Wollen Sie mich noch so spät besuchen, Mr. Cotton? Bitte genieren Sie sich nicht.«
    Ich strebte weiter auf das Tor zu.
    »Berühren Sie es lieber nicht«, fuhr die Stimme fort. »Sie können daran klebenbleiben. Es ist jetzt elektrisch geladen.«
    Ich blieb stehen und sah mich um.
    »Falls Sie danach suchen, wo meine Stimme herkommt, so verrate ich Ihnen gern, daß der Lautsprecher sich in der zweiten Kastanie vor dem Haus befindet, aber nun kommen Sie bitte, sonst schmilzt das Eis im Whisky.«
    Was blieb mir übrig? Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging auf das Haus zu. Als ich den Fuß auf die erste Stufe der Freitreppe setzte, gingen die Parkbeleuchtung und sämtliche Lichter in den Fenstern aus, nur die Leuchten an der Treppe brannten noch.
    Ich stieg die Stufen hoch. Die Treppenleuchten erloschen, eine einsame Lampe über der Tür flammte auf. Lautlos öffneten sich die beiden Hügel der schweren Eichentür.
    Ich ging weiter, den Revolver in der Hand. In der Garderobe, die als Vorraum zur Halle diente, brannte Licht. Sobald ich sie betreten hatte, schloß sich die Tür. Ich fuhr herum. Kein Mensch war zu sehen. Mit einem leichten Schnappen fielen die Flügel ins Schloß.
    Ich grinste. Gradness' elektrische Zauberkunststückchen kannte ich nun schon gut genug, um mich noch darüber zu verwundern.
    Die Garderobenbeleuchtung ging aus, die Beleuchtung der Halle flammte auf. Ich kapierte, daß ich nun dort hineingehen sollte, und tat es.
    Der große Raum wirkte so leer, als sei er noch nie bewohnt gewesen. Die Schiebetür zu dem Speiseraum stand auf, aber es war dunkel darin, so daß ich nicht mehr sehen konnte, ob von dem kalten Büfett noch etwas übergeblieben war.
    Wieder wechselten den Lichter. In der Halle wurde es dunkel, aber die Treppe zur ersten Etage lag im Licht.
    Mr. Gradness wünschte mich also offensichtlich in seinem Arbeitsraum zu sprechen, und ich zögerte nicht, der Einladung zu folgen. Soviel mir bekannt war, waren die Todesstrahlen noch nicht erfunden, und solange das nicht der Fall war, bestand kein Grund zur Angst.
    Sobald ich die Galerie der ersten Etage erreicht hatte, wollte ich die Klinke des Arbeitszimmers niederdrücken, aber sämtliche Lichter erloschen, und nur hinten am anderen Ende des Ganges leuchtete eine einsame Lampe über einer weißen Tür, die den Korridor dort abschloß. Ich wandte mich dorthin, ging an einer ganzen

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