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0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Reihe von Türen vorbei und klopfte dann an.
    »Herein«, sagte Mr. Gradness' Stimme. Ich öffnete und trat ein. Es war ein merkwürdiger Raum. Er hatte keine Fenster. Gradness saß an der der Tür gegenüberliegenden Wand in einem Sessel und musterte mich spöttisch. Er trug einen Schlafrock. Bis auf einen Stuhl, der sich nicht weit von der Tür befand, und Gradness' Sessel gab es kein einziges Einrichtungsstück in dem Zimmer, den Kronleuchter abgerechnet.
    »Setzen Sie sich, Mr. Cotton!« befahl Gradness. Er wartete, bis ich auf dem Stuhl Platz genommen hatte, fuhr dann fort: »Ich habe Sie heute nacht nicht erwartet. Soviel ich wußte, wollten Sie einem gewissen Lybold Jones einen Besuch abstatten. Also doch noch Verdacht gegen mich. Schade!«
    »Sie haben mein Telefongespräch belauscht?«
    »Ich war so frei«, antwortete er. »Man muß schließlich wissen, wie die Sache liegt. Ich freue mich sehr, daß Sie Mr. Jones so nachdrücklich verdächtigten. Anscheinend fanden Sie in seinem Haus nicht, was Sie suchten.«
    »Woher wissen Sie, daß ich in Jones' Villa war?«
    »Raten Sie mal! Ich habe mir erlaubt, einen meiner Leute dort in der Nähe aufzustellen, um ganz sicher zu sein, daß Ihr Telefongespräch nicht nur dazu diente, mir Sand in die Augen zu streuen. Aus diesem Grund bin ich überzeugt, daß weder Ihr Chef, der von mir sehr geachtete Mr. High, noch Ihr blonder Freund Phil weiß, daß Sie anschließend zu mir gefahren sind. Mr. Jones wird es schwer haben, Ihren Leuten klarzumachen, daß nicht er es war, der Sie aus dem Weg räumte. Ich fürchte, sie werden ihm nicht glauben.«
    Ich legte mit dem Daumen den Sicherungsflügel des Revolvers herum.
    »Aus Ihren ganzen Gerede entnehme ich, daß meine Nase mich nicht getrogen hat und daß der erste Eindruck richtig war. Sie sind der Mann, den wir suchen.«
    Er lächelte. »Nachdem ich Ihnen einiges über meine Methoden erzählt habe, hat es wohl wenig Zweck, noch länger zu leugnen. Allerdings werden Sie von meinem Geständnis keinen Gebrauch machen können. Ich werde Sie töten, G-man, aber noch nicht heute. Ich möchte erst sicher sein, daß Lybold Jones tatsächlich von Ihren Leuten verdächtigt wird.«
    Ich stand auf. »Na schön«, knurrte ich. »Wir wollen es mal probieren. Nehmen Sie die Hände hoch, Gradness. Ich verhafte Sie wegen zweifachen Mordes.«
    Er lachte auf. »Wenn Sie wüßten, wie lächerlich Sie aussehen!« rief er.
    In mir kochte die Wut hoch, wahrscheinlich deshalb, weil ich fühlte, daß er nicht ganz unrecht hatte.
    »Wenn Sie bis drei nicht ihre Pfoten in die Höhe heben, jage ich Ihnen die erste Kugel durch den rechten Arm«, fauchte ich. »Ein — zwei — drei!«
    Er grinste nur. Ich feuerte, aber ich zielte über seinen Kopf hinweg. Gradness war plötzlich verschwunden. Statt seiner zerklirrten Spiegelscheiben. Ich begriff. Darum war mir seine Gestalt so merkwürdig erschienen. Hinter den herausgefallenen Spiegelscherben war die nackte Mauer sichtbar. Aber dann mußte er doch… Ich warf mich herum. Nein, hinter mir saß er auch nicht.
    Offenbar wurde ich beobachtet, denn Gradness' Stimme sprach weiter, auch nachdem sein Spiegelbild verschwunden war.
    »Geben Sie sich keine Mühe, das System erraten zu wollen«, sagte er. »Ich habe selbst ein halbes Jahre daran geknobelt. Ich befinde mich in keiner Weise in Ihrer Nähe. Schade, daß Sie meine Spiegel zerschossen haben. Sie ahnen nicht, wie teuer völlig plan geschliffene Spiegel dieser Größe sind. Ich glaube, es ist besser, wenn ich Ihnen die Pistole abnehmen, damit Sie nicht weitere Dummheiten damit anstellen.«
    Ich spannte mich. Der Henker mochte wissen, mit welchem Trick er jetzt aufwartete. Am Ende ließ er noch Geister erscheinen, die mich k. o. schlugen. Es war durchaus drin.
    Es passierte nichts Geheimnisvolles, sondern etwas höchst Reales. Ein Schuß peitschte. Ich fühlte einen Schlag gegen meine rechte Hand. Meine Hand war leer. Ich hörte den Revolver auf den Boden fallen.
    »Sie wissen ja, daß ich über Kunstschützen verfüge«, sagte Gradness höhnisch. Im selben Augenblick ging das Licht aus. Es war zwecklos, nach meiner Waffe zu suchen. Wahrscheinlich war sie doch nicht mehr intakt.
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Diese Sache konnte heiter werden. Ich stand einem Gegner gegenüber, der über alle Mittel verfügte, und ich besaß nicht mehr als meine beiden Arme, von denen der eine auch noch durch einen Hundebiß angeknackst war. Schön, wir wollten sehen,

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