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0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

Titel: 0007 - Die Nacht der mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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konntest, zu entnehmen?« fragte Professor Zamorra.
    Bill Fleming setzte sich in seinen Stuhl zurück. Lässig schlug er die Beine übereinander.
    »Eine wirklich phantastische Geschichte. Hier in Frankreich wurden mehr Hexen verbrannt als anderswo. Eine Hexenverbrennung gehörte noch vor zweihundert Jahren zu jedem Volksfest, das etwas auf sich hielt. Öffentliche Hinrichtungen waren in.«
    »Dann erzähl mal.«
    »Yvonne Mortal war fünfundfünfzig Jahre alt, als sie vom Kesselflicker Louis Blanchet des Mordes bezichtigt wurde. Er wollte beobachtet haben, daß die Mortal seine junge Frau umbrachte und aufschlitzte. Sie war schwanger gewesen. Doch ein Bann habe ihn daran gehindert, seiner Frau zu helfen. Er hätte nichts dagegen tun können. Er rannte dann nach Lamastre, wo damals noch ein amtierender Priester war, und erzählte ihm, was er beobachtet hatte. Einige beherzte Männer zogen aus, und sie fanden auch die Frauenleiche. Sie muß schrecklich ausgesehen haben. Dann suchten sie die Beschuldigte, doch die war verschwunden.«
    Bill Fleming blätterte um.
    »In Tournon waren Truppen des Bischofs von Lyon stationiert. Sie wurden hergeholt und durch den Wald von Cheylard gehetzt. Es müssen um die fünfzig Mann gewesen sein. Sie fanden schließlich eine Wurzelhöhle unter der Erde, die offensichtlich bewohnt war. Noch auffallender waren darin einige Gerätschaften, die ihre Bewohnerin als unsauber im Sinne der Inquisitionsgesetze auswiesen. Außerdem fanden sie noch eine Schale mit geronnenem Blut. Von der Hexe jedoch fehlte jede Spur. Es sollte fast zwei Jahre dauern, bis sie festgenommen werden konnte.«
    »Und wie geschah das?«
    »Eine alte Frau verkaufte auf dem Markt von Valence heimlich Verjüngungsmittel. Auch die Frau eines Offiziers hatte sich von ihr beschwatzen lassen. Doch ihr Mann fand die Ampulle mit dem obskuren Inhalt, und die Frau mußte mit der Sprache herausrücken. Der Offizier sammelte einige Männer und nahm die Frau fest. Sie muß ein kräftiges Luder gewesen sein, denn im Bericht wird erwähnt, daß sie auf drei Soldaten mit dem Dolch einstach und diese schwer verletzte. Aber schließlich konnte sie doch überwältigt werden.«
    »Und es stellte sich heraus, daß sie Yvonne Mortal war.«
    »Richtig. Sie gestand es erst auf der Folter. Man hatte sie gestreckt. Da gab sie auch den Mord an der Frau des Kesselflickers zu. Sie hätte auch ein Mittel gefunden, um die ewige Jugend herzustellen. Das machte den Bischof neugierig. Er wollte, daß sie das Mittel braute, vermutlich, weil er gar nicht so abgeneigt war, es an sich selbst auszuprobieren. Seine Manneskraft schwand bereits. Unter strengster Bewachung durfte Yvonne Mortal ihre Kräuter suchen und in ihrer Kerkerzelle das Mittel brauen. Auf Geheiß des Bischofs wurde ihr alles besorgt, was sie dazu brauchte. Als die Mixtur dann fertig war und ein Diener gekostet hatte, ohne daß er starb, nippte auch der Bischof an der Tinktur. Das hätte er besser bleibenlassen, denn er verschied unter Krämpfen. Darauf kannte man mit Yvonne Mortal kein Pardon mehr. Sie scheint sich über ihren letzten Streich köstlich amüsiert zu haben. Sie kicherte dann bis zu ihrem Lebensende.«
    »Ihr allerletzter Streich?« fragte Professor Zamorra dazwischen.
    »Die kuriose Verbrennung kommt noch«, meinte Bill Fleming. »Sie wurde nach Lamastre gebracht, wo sie öffentlich verbrannt werden sollte. Ihre Bewacher dachten, sie wäre verrückt geworden, denn sie lachte immerzu. Am lautesten lachte sie jedoch, als das Holz unter ihren Füßen angezündet wurde. Es brannten zwei Kubikmeter Holz herunter, und Yvonne Mortal lebte immer noch und beschimpfte die Umstehenden auf das unflätigste. Daraufhin legten die Henker des Bischofs Eisenzangen in die letzte Glut und brachten sie zum Glü- hen. Mit diesen Zangen wurde Yvonne Mortal unter dem Jubel des Publikums zerrissen. Ihre Überreste wollte man den Hunden vorwerfen. Einer schnupperte daran und verendete. Daraufhin hat man die Leiche, falls man sie noch so nennen konnte, in den Wald von Le Cheylard gebracht und dort verscharrt. Das ist alles.«
    »Hat man die Grabstelle nicht besonders gekennzeichnet?«
    »In den Unterlagen ist darüber nichts verzeichnet. Wieso? Hat die Stelle ein Grabmal?«
    »So kann man es nennen. Und von einem Fluch steht auch nichts in den Akten?«
    Bill Fleming blätterte in seinem Notizbuch und schüttelte dann bedauernd den Kopf. »Nein. Nichts mehr. Das Wesentliche habe ich erzählt.«
    Dann

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