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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder
Autoren: Delfried Kaufmann
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fiel er mir sofort ins Wort.
    »Ich weiß, Cotton, Sie rufen wegen des Artikels in der ›Tribune‹ an. Ich habe schon mit der Zentrale in Washington telefoniert. Das Rundtelegramm an die Zeitungsredaktion, das die weitere Verbreitung des Artikels untersagt, dürfte schon abgegangen sein. Glauben Sie, daß viel verdorben ist?«
    Ich brummte Unfreundliches vor mich hin. Wieviel durch diese Veröffentlichung verdorben war, mochte der Henker wissen. Jedenfalls war mir für diesen Tag die Laune verdorben, und so blieb es, bis Freddey nach fünf Uhr noch einmal telefonierte.
    »Cotton, ich habe eben einen merkwürdigen Anruf erhalten. Ein Mr. Mark Sound erzählte mir per Telefon, eine seiner Angestellten habe ihm eben gebeichtet, sie wäre durch einen jungen Mann verleitet worden, ihn zu beobachten und alles über ihn zu erzählen. Er vermutet, er solle ein nächstes Opfer des Eisenbahn-Mörders abgeben. Das kann natürlich Hysterie sein, hervorgerufen durch den Zeitungsartikel…«
    »… aber jedenfalls sehen wir uns Mr. Sound an. Holen Sie mich ab, Freddey. Ich bin in zehn Minuten startbereit.«
    Ich legte auf und klingelte nach der Schwester. Da der Arzt sein Einverständnis gegeben hatte, ich könne Spazierengehen, wann immer ich wolle, erhielt ich meinen längst gereinigten und gebügelten Anzug ohne Schwierigkeiten. Als Freddey vorfuhr, stand ich bereits vor dem Portal des Krankenhauses.
    »Ich habe noch rasch ein paar Informationsgespräche geführt«, erklärte er, während er den Wagen durch das Verkehrsgewühl steuerte. »Rein als Typ gesehen, gehört Mark Sound durchaus zu dem Kreis, aus dem der Mörder sich bisher seine Opfer suchte. Wohlhabender, aber nicht überreicher Geschäftsmann mit wenig Personal, den sein Beruf — er ist Antiquitätenhändler — häufig zu größeren Reisen zwingt. Er besucht die Auktionen, um gute Stücke zu erstehen, und führt häufig beträchtliche Summen in bar bei sich.«
    Der Antiquitätenladen lag in der General Grant Street, ein kleines Schaufenster mit ein paar alten Bildern, daneben eine schmale Tür, die beim Öffnen ein feines Klingeln ertönen ließ. Dahinter lag ein unerwartet großes Ladenlokal, vollgestopft mit Bildern, Statuen, Schnitzwerk, kostbaren Möbeln, alten Teppichen, von denen jedes einzelne Teil wahrscheinlich mehr kostete, als ich im Monat verdiene.
    Ein schmaler, hochaufgeschossener Jüngling mit einer Nickelbrille erkundigte sich höflich nach unseren Wünschen, und als er hörte, wir möchten Mr. Sound sprechen, bat er uns, wir möchten ihm in die Dämmerung der Hinterräume folgen. Dort schlug er einen großen Wandteppich zur Seite, und wir konnten Mark Sounds Privatbüro, einen überaus kostbar eingerichteten Raum, betreten.
    Zwei Personen befanden sich im Zimmer: ein kleiner bärtiger Mann mit einer Goldbrille, hinter der wütende blaue Augen blitzten, und ein mehr oder weniger junges Mädchen mit schlichtem, glatt nach hinten zu einem Knoten gebundenem Haar. Sie sah aus, als wäre sie eine Schwester des Mannes, der uns empfangen hatte, lang, mager und äußerst reizlos, wenn auch noch jung. Zu allem Überfluß trug auch sie eine Brille, dazu noch ein Modell mit einer strengen schwarzen Horneinfassung. Zur Zeit hockte sie auf einem wahrscheinlich sehr kostbaren, aber auch sehr unbequem wirkenden Stuhl und zerknüllte ein schon feuchtes Taschentuch zwischen den Fingern.
    »Sie haben mit mir telefoniert, Mr. Sound«, sagte Freddey. »Ich bin Freddey vom FBI.«
    Aus Mr. Sounds kleiner Gestalt brach sich eine erstaunlich tiefe Stimme Bahn.
    »Dort sitzt das verworfene Geschöpf, das seinen Brotherrn einem grausamen Mörder ausliefern wollte«, grollte er donnernd. »Ungeachtet der Wohltaten, die dieses Mädchen durch Jahre hindurch von mir empfangen hat, war sie bereit, mich zu verraten. Meine Herren, verhaften Sie das Geschöpf, und führen Sie es einer gerechten Strafe zu.«
    »Moment, Mr. Sound«, unterbrach ich, »würden Sie uns bitte der Dame vorstellen?«
    Er sah mich verblüfft an, dann donnerte er: »Sie heißt Elisabeth Forbank, aber ich wünschte, ich hätte diesen Namen nie gehört.«
    Ich zog mir einen der geschnitzten Stühle heran. Teufel, waren die Dinger hart!
    »Es wäre nett von Ihnen, Miss Forbank«, sagte ich, »wenn Sie uns noch einmal genau erzählen würden, was sich ereignet hat.«
    Na ja, nachdem sie ihre Tränen heruntergekämpft hatte, benahm sie sich wie ein ganz vernünftiges Mädchen und berichtete uns eine Geschichte,
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