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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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sie uns zu erzählen hat.«
    Death-Lilly lag unverändert auf dem Bett. Ich löste ihre Fesseln. Sie richtete sich auf. Sie war nicht mehr sehr hübsch. Ihr Gesicht war zerstört, ihre Augen glanzlos, die Schminke ihres Mundes verwischt.
    »Wollen Sie eine Zigarette?« fragte ich.
    Sie nickte stumm.
    »Wo sollten Sie den Zug verlassen?« begann ich das Verhör. »In St. Louis?«
    Wieder das stumme Nicken.
    Freddy sah nach der Uhr und sagte: »Das sind nicht mehr ganz zwei Stunden.«
    »Werden Sie dort erwartet?«
    Ein Kopfschütteln war die Antwort.
    »Was sollen Sie tun?«
    »Ich soll nach Boston zurückfahren, um mein Engagement im Maine-Theater anzutreten«, sagte sie tonlos.
    »Wer ist Ihr Boß, Liane?« fragte ich nebenhin.
    »Steven«, entgegnete sie und starrte auf den Boden.
    »Steven? Wie heißt er mit vollem Namen?«
    »Steven Hunter.«
    »Wer ist er? Sieht er so aus, wie Sie ihn uns beschrieben haben?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf. »Er ist mein Mann«, sagte sie.
    Eine Minute lang schwiegen wir beide, aber ich schüttelte die Benommenheit von mir ab. Okay, er war ihr Mann, aber er war ein Mörder, und sie war eine Mörderin. Es gab kein Erbarmen, weder für ihn noch für sie. Ich setzte das Verhör fort.
    Die Frau leugnete nichts mehr. Sie versuchte auch nicht zu schweigen. Ich erhielt schon in diesem ersten Verhör den Eindruck, daß ihr Mann sie zu all diesen Taten gezwungen hatte. Sie war keine Verbrecherin von Natur und Veranlagung, aber sie war ihm hörig, und sie tat blindlings alles, was er verlangte. Dabei fürchtete sie ständig, ein schlechtes Ende zu nehmen, und als dieses gefürchtete und stets erwartete Ende über sie hereinbrach, erlitt sie einen völligen Zusammenbruch, der nicht nur ihre eigene Widerstandskraft lähmte, sondern auch den Willen, ihren Mann durch Schweigen zu retten.
    Gegründet und organisiert worden war die Bande vor einem Jahr, und der eigentliche Urheber der Idee war Earl Lutter gewesen. Er kannte Steven Hunter von seiner Tätigkeit als Varieteagent. Hunter brachte seine Frau mit in die Bande, Lutter beschaffte den Hubschrauber und die beiden anderen Bandenmitglieder, Rock Caldwell, der einen Hubschrauber zu steuern verstand, und Bill Strenght, den Gehilfen. In Lutters Gehirn entstanden die Einzelheiten des Vorgehens, Steven Hunter war kein schlechter Artist, ein guter Luftakrobat. Für ihn dachte sich Lutter den Trick mit dem Verlassen des Zuges per Hubschrauber aus.
    Und so geschahen die einzelnen Morde: Seemer, das erste Opfer, war bekannt als Frauenfreund. Liane benutzte denselben Zug wie er, und sie verstand es, mit ihm zu flirten. In halben Andeutungen gab sie ihm zu verstehen, daß sie für Geld empfänglich sei, und Seemer lud sie ein, ihn in seinem Abteil zu besuchen. Er war wach, als sie zu ihm kam, und sie erschoß ihn, ehe er eine Geste der Abwehr unternehmen konnte. Sie raffte seine Sachen an sich und verließ den Zug in Banville.
    In derselben Nacht ließ sich Steven Hunter vom Hubschrauber aus auf das Dach des Zwölfstundenexpreß nieder. Vom Dach aus kletterte er in den Waggon, drang in Abram Stonemans Kabine ein und tötete ihn. Dann verließ er den Zug auf die gleiche Weise.
    Stoneman war von Liane zu dieser Reise bewegt worden. Sie hatte es verstanden, ihn kennenzulernen und ihm ein angenehmes Wochenende in Chicago zu versprechen, wo sie sich mit ihm treffen sollte. Vom Standpunkt der Bande aus gesehen, war es ein unglücklicher Zufall, daß die Reisen von Seemer und Stoneman in einer Nacht stattfanden. Hunter war bei seinem Umsteigen auf den fahrenden Zug und noch mehr beim Klettern vom Wagendach in den Wagen mehr als einmal in Gefahr gewesen, sich den Hals zu brechen. Das Zurückklettern hingegen war für einen geübten Artisten eine leichte Sache. Er brauchte nur die Waggontür zu öffnen, dem Piloten Caldwell ein Lichtsignal zu geben und die ausgeworfene Strickleiter zu fassen. Sobald er sich vom Zug gelöst hatte, drosselte der Hubschrauber seine Geschwindigkeit bis zum Stand, und Hunter kletterte in die Kabine. Daß er bei diesen Aktionen ein schwarzes Trikot über seinen Kleidern trug, sollte nur vermeiden, daß er irgendwo hängenblieb.
    Den nächsten Mord bereitete die Bande sorgfältiger vor. Liane färbte sich das Haar schwarz und fuhr nach Los Angeles. Sie benutzte gewissermaßen ihre Kollegin Monique als Vorbild für ihre Maskerade, und darin lag der Grund, daß Norma Cutter mir verdächtig erschienen war. Sie machte die Bekanntschaft

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