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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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höchstens zwei Minuten Vorsprung. Wir müssen ihn verfolgen. Machen Sie die Taschenlampen an!«
    »Wer?« fragte der Koch.
    »Raten Sie mal!« fauchte ich wütend und nahm ihm die Taschenlampe aus der Hand.
    Ihr Schein reichte vielleicht dreihundert Yard weit. Wir hielten mitten in der Steppe. Hin und wieder ein Busch, ein paar windschiefe, zusammenstehende Bäume. Der Hubschrauber knatterte über unseren Köpfen.
    Ich rannte vorwärts. Es war ein ziemlich sinnloses Unterfangen. Er brauchte nur am Zug entlanggelaufen zu sein, die Gleise überquert haben, so suchten wir jetzt in einer völlig falschen Richtung.
    Der Zugführer holte mich keuchend ein.
    »Mr. Cotton«, sagte er atemlos, »wir müssen weiterfahren. Ich kann es nicht riskieren, den Zug auf der Strecke stehenzulassen. Einer der Güterzüge könnte auf ihn auf fahren.«
    »Schicken Sie einen Mann mit Signalen das Gleis aufwärts. Er kann den Zugverkehr stoppen.«
    »Glauben Sie nicht, es wäre besser, wenn wir funktelegrafisch die Polizei benachrichtigen? Sie finden ihn hier doch nicht. Er ist doch nicht auf Verdacht an dieser Stelle aus dem Zug gesprungen. Zu Fuß würde er in dieser Gegend glatt verhungern, bevor er das nächste Haus erreicht. Sicherlich wurde er von Kumpanen erwartet.«
    Der Mann hatte recht. Ich hatte schließlich den Maskierten nicht aus dem Zug getrieben, sondern ihn überrascht, als er im Begriff war, ihn zu verlassen.
    Unwillkürlich hob ich meinen Kopf zu dem Hubschrauber hin. Ihm schien die Sache langweilig zu werden. Er knatterte in westlicher Richtung davon.
    »Gut, steigen wir ein!« knurrte ich.
    Wir gingen zum Zug zurück. Viele der Passagiere waren ausgestiegen. Der Zugführer rannte an den Wagen entlang und schrie: »Einsteigen! Einsteigen!«
    Als der Zug anruckte, standen Fahrgäste dichtgedrängt in den Gängen.
    »Bitte, suchen Sie sofort Ihre Abteile auf!« befahl ich scharf. »Niemand verläßt seinen Platz! Beeilen Sie sich bitte!«
    Sie trollten sich. Ich ging durch den ganzen Zug, wiederholte meinen Befehl und duldete nicht, daß jemand auf dem Gang blieb. Als ich zurückkam, stand vor Nummer sechzehn meine Gesprächspartnerin. Sie trug jetzt einen Morgenrock über ihrem Pyjama.
    »Was war denn?« fragte sie.
    »Bitte, gehen auch Sie in Ihr Abteil«, sagte ich knapp.
    In Begleitung des schwarzen Stewards und des Zugführers begann ich von hinten die einzelnen Abteile der beiden Luxuswaggons zu untersuchen. Wir suchten nicht lange. In Abteil achtundzwanzig fand ich einen älteren, dicklichen Mann mit einer Glatze, der als einziger aller Passagiere zu dieser Stunde in seinem Bett lag. Er war tot.
    »Wer hat Nummer achtundzwanzig?« fragte ich den Neger.
    Er zitterte so stark, daß er seine Listen nicht zu halten vermochte. Ich nahm sie ihm aus der Hand. Kabine achtundzwanzig war von einem Mr. Oswell Boom aus Frisco gemietet worden.
    Ich ging noch einmal zurück, verschob vorsichtig die Decke über der Brust des Toten. Über der Brust war sein Pyjama blutgetränkt. Es gab keine Zweifel, daß ich vor dem fünften Opfer des Eisenbahnmörders stand.
    Während der Zug Salt Lake City entgegenraste, ging ich von Abteil zu Abteil. Ich stellte nur zwei Fragen: »Haben Sie etwas gehört oder bemerkt?« Und: »Fehlt in Ihrem Abteil eine Person?«
    Als ich mit diesem Job zu Ende war, donnerte unser Expreß bereits durch die ersten Häuser von Salt Lake City. Wie immer bei solchen Verhören wurden mir eine Menge Wahrnehmungen mitgeteilt, von denen nicht eine einzige etwas taugte. Allerdings ergab die Antwort auf die zweite Frage ein ganz eindeutiges Bild. Niemand fehlte in einem Abteil. In allen Abteilen, in denen mehrere Leute beisammensaßen, wurde mir bestätigt, daß sich noch genau dieselben Personen darin befanden, die spätestens in Carson City ihre Plätze eingenommen hatten. Es gab zwar drei oder vier Abteile — nicht in den Luxuswaggons —, in denen nur ein Mann allein saß, und es gab sechs Abteile, die leerstanden, aber der Zugführer und der Schaffner erklärten, daß sie in Carson City schon leer gewesen wären.
    Auch aus den Luxuskabinen fehlte niemand, wie sich an der Liste des Stewards leicht kontrollieren ließ. Der Mörder schien wie ein Gespenst im Zug aufgetaucht zu sein.
    In Salt Lake City erwartete uns die Mordkommission. Ihr Chef hieß Robert Snyder. Ich informierte ihn kurz. Er ließ einen Beamten die Personalien aller Reisenden aufnehmen, besorgte in weniger als einer Viertelstunde vier

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