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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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wurde.«
    Ich lachte. »Sind Sie Fahrkartenkontrolleurin?«
    Sie schüttelte die Frisur und lachte zurück.
    »No, Artistin. Zahnkraftakt am Trapez!« Sie zog die Lippen zurück und zeigte mir zwei Reihen ihrer schneeweißen, prächtigen Zähne.
    »Beißen Sie bloß nicht«, tat ich erschrocken. »Unter welchem Namen treten Sie auf?«
    »Death-Lilly. Kennen Sie die Nummer?«
    »Habe es, glaub’ ich, schon einmal gehört.«
    Sie winkte ab. »Ach, Sie lügen, um mir ein Kompliment zu machen. Ich bin nicht sehr berühmt. Die Zeit für Artisten ist vorbei.«
    Ich bot ihr eine Zigarette an. Sie nahm sie, und ich gab ihr Feuer. »Sind Sie auch viel unterwegs?« fragte sie.
    »In letzter Zeit verteufelt viel«, seufzte ich.
    »Kollege?«
    »Kann man nicht sagen. Mehr geschäftlich.«
    Sie lachte wieder. »Ich verstehe, Sie machen Dollars in rauhen Mengen.«
    Sie verschwand hinter ihrer Tür von Abteil sechzehn. Ich blieb noch ein wenig stehen, dann ging ich in meinen Laden zurück, löschte das Licht und döste, lang auf dem Bett liegend, vor mich hin.
    Um fünf Uhr beschloß ich, noch einmal einen Kontrollgang zu machen. Ich ging erst nach links bis zum Speisewagen, dann drehte ich mich um, wanderte den ersten Luxuswagen entlang, ging über die rumpelnde Verbindungsplattform zum zweiten.
    Durch eine Zwischentür war der Wagen in zwei Hälften geteilt. Als ich diese Tür aufstieß, erblickte ich in dem trüben Licht der Nachtbeleuchtung eine Gestalt, die eben im Begriff war, die Einstiegstür am Ende des Waggons zu öffnen. Der Mann lehnte sich schwer dagegen, um sie gegen den Druck des Fahrtwindes aufzubekommen.
    Im ersten Augenblick dachte ich, es handle sich um einen Schwarzen, denn sein ganzer Kopf war schwarz, aber dann erkannte ich, daß er sich eine schwarze Vollmaske über den Schädel gezogen hatte…
    »Hallo!« rief ich. »Bleib stehen und nimm die Hände hoch!«
    Als mein Ruf ihn traf, fuhr sein Kopf hoch. Ich sah seine Augen in den Schlitzen der Maske glitzern. Er war so groß wie ich, breit in den Schultern, eng in den Hüften. Er krümmte sich wie eine Katze vor dem Sprung. Im nächsten Sekundenbruchteil war er hochgeschnellt und packte mit beiden Händen den Notbremsengriff unmittelbar neben der Tür.
    Die Notbremse gibt nicht etwa dem Zugführer ein Signal, den Zug zu stoppen, sondern sie wirkt automatisch auf die Bremsen, die sofort mit voller Wucht anschlagen. Wenn ein Expreß bei rund hundert Meilen Geschwindigkeit in der Stunde so abrupt gestoppt wird, gibt es einen Ruck, der keine Tasse im Schrank läßt.
    Damit hatte er wohl gerechnet. Sein Sprung zur Bremse geschah mit einer solchen Geschmeidigkeit, wie ich sie noch nie bei einem Menschen gesehen habe. Ich zog zwar noch durch, aber ich traf ihn nicht mehr, denn ich befand mich schon auf einem Rückwärtsflug, den ich nicht mehr zu halten vermochte.
    Das ohrenbetäubende Kreischen der blockierten Räder erfüllte den ganzen Zug. Nach dem Gesetz der Fliehkraft sauste ich rückwärts durch den Gang. Mein Körper krachte gegen die Zwischentür. Ich rutschte die ganze zweite Hälfte des Ganges noch über den Boden, prallte dann gegen die Stirnwand des Wagens und blieb endlich liegen. Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt hielt auch der Zug.
    Ich schüttelte mich, sprang auf und rannte den Weg zurück. Der Bursche war verschwunden. Die Einstiegstür stand offen. Er mußte sich an den Notgriff angeklammert und so den Ruck abgefangen haben.
    Ich sprang hinaus, landete auf dem Schotter des Bahndammes, lauschte einen Augenblick, glaubte Schritte zu hören und tobte den Bahndamm hinab.
    Sobald ich aus dem schwachen Schein des Lichts aus den Waggonfenstern trat, war es stockdunkel. Ich sah kaum die Hand vor Augen. Ich lauschte wieder, aber inzwischen waren die Insassen des Zuges erwacht, und ein vielstimmiges Geschrei, ein Rufen, Fragen, Wimmern, übertönte jedes andere Geräusch. Zu allem Überfluß knatterte über unseren Köpfen ein Hubschrauber. Ich konnte deutlich sein rotes und grünes Seitenlicht sehen. Der Pilot hatte wohl bemerkt, daß der Zug stand, denn er setzte zu einer großen Schleife an und flog zurück. Vom Zug her wurde mein Name gerufen.
    »Mr. Cotton! Mr. Cotton! Wo sind Sie?« Es war der Zugführer.
    »Hier!« brüllte ich. »Kommen Sie her, und bringen Sie ein paar Lampen mit.«
    Eine Minute später waren die Männer, der Zugführer, der Koch und der Speisewagensteward, bei mir.
    »Er ist aus dem Zug gesprungen«, erklärte ich. »Er hat

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