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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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betrachtet es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, das Vertrauen der Bevölkerung in die Sicherheit der Züge wiederherzustellen. Wir leben schließlich nicht mehr in der Pionierzeit. Die Regierung hat daher Anweisung gegeben, daß ab sofort FBI-Beamte in den Zügen auf den großen Strecken mitreisen, bis die Täter zur Strecke gebracht worden sind. Wir erwarten von den Beamten in den Zügen in erster Linie die Verhinderung weiterer Verbrechen, während wir hoffen, dem Mörder auf andere Weise auf die Spur zu kommen. Es laufen noch immer die Nachforschungen nach den im Falle Seemer in Banville ausgestiegenen Personen. Außerdem haben wir eine Beschreibung des Mannes, der den Scheck von John Smith einlöste. Wir werden auf diese Weise die Mörder auf spüren, nehme ich an.« Er warf einen Blick in eine vor ihm liegende Liste. »Sie, Cotton«, verkündete er, »begleiten ab sofort den Intercontinental auf der Strecke New York — San Francisco, während Mr. Decker den Gegenzug auf der gleichen Linie überwacht.«
    ***
    Das war vor sechs Wochen gewesen. Seitdem verlor ich langsam das Gefühl dafür, wie es sich auf einem Boden ging, der nicht ständig unter den Füßen vibrierte. Ich fuhr in zwei Tagen und zwei Nächten von New York nach San Francisco und in der gleichen Zeit von San Francisco nach New York, immer umschichtig. Nach drei oder vier Doppelfahrten, kannte ich jeden Strauch an der Strecke, und wenn ich ehrlich sein soll, so begann ich mich herzhaft zu langweilen. Ich fragte telegrafisch bei Phil an, wie er sich fühle, und er antwortete mit einem einzigen Wort. Einmal in achtundvierzig Stunden rasten wir aneinander vorbei, ohne uns auch nur zuwinken zu können.
    Nach den besagten sechs Wochen sandte ich Mr. High ein Telegramm, in dem ich ihn herzlichst bat, mich von diesem Posten zu erlösen. Er telegrafierte zurück und versprach, es zu versuchen, aber ich müßte mich eine Woche gedulden. Ich rechnete mir aus, daß ich also höchstens noch zwei Doppeltouren zu absolvieren hatte, deckte mich bei der Abfahrt in Frisco mit Zeitungen, Büchern und Magazinen ein und war entschlossen, auch diese Touren noch mit zusammengebissenen Zähnen zu überstehen, ohne die Psychiater mit der Aufgabe betrauen zu müssen, wie bei einem sonst vernünftigen Mann ein Eisenbahnkomplex zu lösen sei.
    Wir starteten um dreiundzwanzig Uhr dreizehn von Frisco, liefen um Mitternacht den Bahnhof von Sacramento an und waren um zwei Uhr nachts in Carson City. Als nächste Haltestelle kam gegen acht Uhr morgens Salt Lake City. Ich hatte mir angewöhnt, mir die Hauptmenge des benötigten Schlafes am Tag zu holen, da die bisherigen vier Opfer alle nachts gestorben waren. In den sechs Wochen seit dem Mord an John Smith waren keine neuen Verbrechen mehr geschehen. Die Zeitungen waren zur Tagesordnung übergegangen, und die größten Züge hatten sich längst wieder gefüllt.
    Als wir gegen zwei Uhr nachts Carson City verließen, stand ich im Gang und rauchte eine Zigarette. Dann ging ich durch den ganzen Zug.
    Der Speisewagen war leer. Der Koch und der Steward schliefen bereits in ihren Kojen neben der Küche. In den gewöhnlichen Abteilen war es ruhig geworden. Die Passagiere versuchten, so gut es ging, auf ihren Plätzen zu schlafen. Ich plauderte ein wenig mit dem Zugführer, der so eine Art Bordbuch führte, und stand dann eine halbe Stunde auf der Plattform der Diesellok und unterhielt mich mit dem Lokführer.
    Dann schlenderte ich zurück in meinen Wagen und zu meinem Abteil Nummer zwölf, zog die Vorhänge vor und begann zu lesen. Ich las bis gegen vier Uhr, stand dann noch einmal auf, schob möglichst lautlos meine Tür zurück und trat auf den Gang.
    Zwei Kabinen weiter stand eine Dame, eine schlanke blonde Frau, die erschreckt herumfuhr, als ich auf den Gang trat. Ihre grauen Augen blickten mich verstört an, dann drehte sie den Kopf weg.
    Vielleicht hatte mein beruflicher Ehrgeiz zu lange kein Futter erhalten, daß ich auf die Idee verfiel, die Dame könnte für mich interessant sein. Ich schlenderte die paar Schritte zu ihr hin und sagte: »Können Sie auch nicht schlafen, Miss?«
    Sie blickte mich an, zog die Augenbrauen hoch und schien zu überlegen, ob sie meinen Annäherungsversuch einfach ignorieren sollte, entschloß sich dann aber und sagte: »Leider nein. Ich kann in Zügen nie schlafen. Dabei müßte ich mich eigentlich daran gewöhnt haben, denn ich treibe mich auf der Eisenbahn herum, seitdem ich vier Jahre alt

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