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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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zusammennehmen sollen, weil wir ’ne besonders wertvolle Ladung haben, und ihnen fünf Dollar extra verspreche, wenn wir gesund in Cairo angekommen sind, dann erzählen sie es schon in den Hafenkneipen herum. Die fünf Dollars pro Mann müßten Sie allerdings auch zahlen.«
    Ich schlug ihm lachend auf die Schulter. »Sie sind in Ordnung, Kapitän. — Mr. Cachot tut vielleicht noch ein übriges und sorgt dafür, daß Leute, die wie Beauftragte des Juweliers aussehen, am Abfahrtstag ein paar Kisten mit Ziegelsteinen an Bord bringen?«
    »Mache ich«, bestätigte Cachot und notierte.
    Wir vereinbarten noch, daß ich nicht in New Orleans an Bord komme, sondern den Kahn kurz vor Freebanc treffen würde. Dann erkundigten wir uns nach einer Rückreisemöglichkeit. Cachot ließ uns mit einem Wagen zur Anlegestelle bringen, damit wir das Nachtschiff flußaufwärts noch erreichten.
    Wieder verbrachten wir eine Nacht auf dem Mississippi.
    »Ich habe das Gefühl, dies wird der Fall, bei dem wir das wenigste feste Land unter die Füße bekommen«, sagte Phil während des Abendessens.
    Am anderen Morgen, beim Anlaufen von Basqueville, sahen wir die Boote von Beek und Quick im Hafenwasser schaukeln.
    Ich wunderte mich. Ich dachte, sie wären längst auf ihre Plätze zurückgekehrt. Sergeant Peters stand an Bord der »X 3« und grüßte, als er uns sah.
    »Sind Sie noch nicht nach Cosher zurückgekehrt, Sergeant?« fragte ich.
    »Wir waren dort, Sir, als uns ein Anruf von Sheriff Legram zurückrief. Es scheint etwas passiert zu sein.«
    Ich pfiff durch die Zähne, und wir beeilten uns, in das Büro des Sheriffs zu gelangen.
    Beek, Quick und Legram fanden wir dort versammelt.
    »Hallo!« rief ich. »Was ist denn los?«
    Legram stand auf. »Guten Morgen, Gentlemen«, sagte er in seiner feierlichen Art. »Ich fürchte, es hat sich jetzt der erste blutige Fall in der Angelegenheit des Mississippi-Piraten ereignet.« Er sagte es in einem Ton, aus dem klar hervorging, daß er mich für schuldig daran hielt, daß Blut geflossen war.
    »Cummingham ist verschwunden«, sagte Anthony Beek und beschaute angelegentlich seine Fingernägel.
    Es stellte sich heraus, daß Legram gestern abend mit seinem Jeep am Ufer entlang zum Hausboot Cumminghams gefahren war, um ihn zu fragen, ob er weiter an den Patrouillenfahrten teilnehmen würde. Er fand die schwimmende Hütte verlassen, entdeckte Stoffreste, umgestürzte Möbel, Blutspuren, fuhr zurück und rief sofort Beek und Quick an. Sie kamen noch in der Nacht, untersuchten die Hütte und alarmierten dann die Mordkommission von Memphis, auf deren Eintreffen sie jetzt warteten.
    »Kann ich das Boot sehen?« fragte ich.
    Legram erklärte sich dazu bereit, uns in seinem Jeep hinzufahren.
    Die Fahrt ging einen schmalen, ungepflasterten Pfad entlang, der mal näher, mal weiter am Flußufer hinführte. Schließlich wurde er so schmal, daß der Jeep keinen Platz mehr fand. Die letzten fünfhundert Yards gingen wir zu Fuß.
    »Das ist es«, erklärte der Sheriff und zeigte auf eines der üblichen Hausboote, das, an zwei Kastanien festgezurrt, träge auf dem Fluß schaukelte. Der Laufsteg lag im Wasser, und wir mußten hinüberspringen. Die Tür stand auf und knarrte vom Winde getrieben in den Angeln.
    Die Hütte bestand aus einem einzigen, großen Raum mit Bett, Tisch, Stuhl, Kochherd, einem Schrank, Angel- und Jagdgerät an den Wänden. Das meiste davon befand sich nicht mehr an seinem Platz. Man erkannte deutlich, daß ein Kampf stattgefunden hatte.
    »Ich habe den nächsten Nachbarn Cumminghams schon verhört«, erklärte Legram. »Er hat kein verdächtiges Geräusch vernommen, allerdings liegt sein Boot fast vierhundert Yards entfernt. — Hier sind weiße Stoffetzen, und hier sind die Blutspuren. Ich habe natürlich nichts berührt.«
    Wissen Sie, ich glaube, das war erst der Augenblick, in dem ich anfing, die Sache des Mississippi-Piraten wirklich ernst zu nehmen. An dem Beispiel Cumminghams hatte er bewiesen, daß er durchaus in der Lage und gewillt war, ernst zu machen. Hier in dieser elenden Bootshütte hörte der Fall für mich auf, ein Räuber- und Gendarm-Spiel zu sein und wurde, wie die anderen, zu einer blutigen und ernsthaften Jagd auf einen skrupellosen Gesetzesbrecher.
    Für Cummingham konnten wir nichts mehr tun, und die Aufnahme des Tatbestandes führte die Memphiser Mordkommission besser durch, als wir es vermochten. Wir verließen das Boot des alten Fischers und Jägers, und wir waren

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