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0009 - Im Würgegriff der roten Masken

0009 - Im Würgegriff der roten Masken

Titel: 0009 - Im Würgegriff der roten Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie selbst waren auch erst vor wenigen Tagen erwacht. Jahrhundertelang hatten sie in einem magischen Schlaf gelegen. Sie hatten die Zeiten überdauert. Kriege und Veränderungen in der Welt waren an ihnen spurlos vorübergegangen. Sie waren die letzten, die dem Octupus-Kult gefrönt hatten. Damals, im frühen Mittelalter. Die Kirche hatte ihre Anhänger ausgerottet. Die meisten von ihnen waren gepfählt worden, nur die vier Brüder waren übriggeblieben. Im tiefsten Schlaf hatten sie auf die Rückkehr des Octupus gewartet. Und nun war es soweit. Genau wie es die Prophezeiung vorhergesagt hatte.
    Dieser älteste aller Vampirkulte war nicht tot. Und die vier Brüder wollten dafür sorgen, daß er mit all seinem Schrecken wieder auferstand.
    Deutlich war die Erinnerung an die Zeit des Mittelalters noch wach in ihnen. Sie dachten an die großen Blutfeste auf dem Teufelshügel, hörten noch die Schreie der Opfer, bis ihnen tapfere und furchtlose Menschen den Garaus machten.
    Aber vier von ihnen hatten in der kalten Erde überlebt. Sie waren die Auserwählten, die Octupus’ Rückkehr erst ermöglichten.
    Plötzlich brach ihr Gemurmel ab.
    Die vier Maskierten hoben die Oberkörper und blieben in kniender Haltung hocken. Sie öffneten ihre Lippen und präsentierten nadelspitze, kalkweiße Vampirzähne. Noch immer bedeckten die Masken die oberen Hälften ihrer Gesichter. Die Augen hinter den Schlitzen funkelten. Noch waren die vier matt, fehlte ihnen die Kraft, um auf die Suche nach Opfern zu gehen.
    Aber das sollte sich ändern.
    Die beiden, die am äußeren Rand saßen, erhoben sich. Demutsvoll blickten sie die Statue an.
    Der versteinerte Vampir war nicht größer als ein Mensch. Er stand auf seinem Steinsockel wie festgeklebt. Eng lagen die Arme am Körper. Das Gesicht war eine graue Steinmasse, mit nur angedeuteten Augenhöhlen. Der Mund stand offen. Der Spalt zwischen den Lippen erinnerte an den Eingang einer kleinen Höhle.
    Die beiden maskierten Vampire stellten sich rechts und links der Figur auf. Sie streckten ihre Arme aus und berührten die Hände des Octupus.
    Gespannt wurden sie von ihren Brüdern beobachtet.
    Zuerst geschah nichts.
    Dann, wie auf ein geheimes Kommando, begannen die beiden, die sich an der Figur festhielten, zu sprechen.
    Es waren Worte in altägyptischer Sprache, ein Dialekt, der fast völlig vergessen war und auch den Fachleuten unbekannt war.
    Die magischen Worte verfehlten ihre Wirkung nicht.
    Octupus reagierte.
    Der Steinkörper begann sich zu bewegen. Es knirschte und knackte. Winzige Splitter – mit Staub vermischt – flirrten durch den alten Kellerraum. Die Statue bekam Risse. Nur noch wenige Augenblicke, dann mußte sie einfach zusammenfallen.
    Das geschah nicht.
    Dafür bewahrheitete sich die alte dämonische Weissagung.
    Die Risse – schon fingerdick geworden – füllten sich mit einer roten Flüssigkeit, die langsam an der Figur herabrann und zu Boden tropfte.
    Die Flüssigkeit war nichts anderes als Blut. Das Blut unzähliger Opfer, das durch magische Weise zu Stein geworden war und Octupus wie eine Hülle geschützt hatte.
    Etwas unvorstellbar Schreckliches hatte sich ereignet. Der Fluch des Octupus ging seiner endgültigen, grausamen Erfüllung entgegen…
    ***
    John Sinclairs Laune hatte sich zwar etwas gehoben, war jedoch von einer Normalform um einiges entfernt. Er konnte hinter seinen Ermittlungen noch keinen echten Fall erkennen. John hielt die Ausführung des Museumsdirektors zwar für interessant und informativ, doch ob mehr hinter dem Raub steckte, blieb abzuwarten.
    Erst einmal wollte John einen Krankenbesuch machen. Eine unangenehme Situation. Er kam sich vor wie der Kontrolleur einer Firma, die die Angestellten überprüfen läßt.
    Jim Read wohnte südlich der Themse in einem echten Arbeiterviertel. Der Geisterjäger kam sich in seinem Bentley ziemlich deplaciert vor. Er fand die schmale Straße mit den grauen Häuserzeilen sehr schnell, stellte den Wagen vor dem Haus Nummer achtzehn ab, stieg aus und ging auf den Eingang zu.
    Mißtrauische Blicke wurden dem Geisterjäger zugeworfen. Die Menschen sahen sofort, daß John nicht zu ihnen gehörte. Er wirkte wie ein Fremdkörper in seiner Cashmere-Jacke und der dunkelblauen, elegant geschnittenen Hose.
    John Sinclair fand die Wohnung in einem Anbau. Er schloß sich unmittelbar an das Mietshaus an und nahm die Hälfte eines tristen Hofes ein. Der Anbau besaß drei Stockwerke, und John mußte ihn durch eine schmale

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