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0009 - Im Würgegriff der roten Masken

0009 - Im Würgegriff der roten Masken

Titel: 0009 - Im Würgegriff der roten Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seiner Rückkehr!
    Vom Ansehen her war er ein schrecklicher Dämon, der auf dem Steinsockel stand. Die Haut wirkte mumifiziert, wie graues Pergament. Der lange Umhang war schwarz, er reichte bis zu den Füßen. Auf dem Schädel saß eine mitraähnliche Kappe, unter der graue Haarsträhnen in Wellenlinien hervorflossen und bis in das hagere Gesicht reichten.
    Die Augen ließen die Haarsträhnen frei. Sie lagen tief in den Höhlen und schimmerten grünweiß. Die Pupillen waren mit feinen roten Äderchen durchzogen. Spitz stach die Nase aus dem länglichen Gesicht hervor. Lippen besaß der Dämon keine, dafür berührten die Schneidezähne den oberen Teil des Kinns. Sie waren nadelspitz und gebogen wie bei einem Säbelzahntiger.
    »Octupus!«, riefen die vier Diener im Chor. Immer wieder verneigten sie sich und huldigten dem Dämon.
    Dann begann Octupus zu sprechen. Er hatte eine dumpfe, grausam klingende Stimme. Und er redete in einer Sprache, die nur die Maskierten verstanden.
    »Die Zeit der Finsternis ist angebrochen!« rief Octupus. »Die uralten Weissagungen haben sich erfüllt. Nichts kann mich mehr aufhalten, denn die Götter des Lichts sind schon seit Äonen von den Herrschern des Bösen übertrumpft worden. Octupus ist zurückgekommen. Geht, und sucht seine Opfer, damit die Nacht zum Tage wird und über das Licht die Schwingen der Finsternis fallen.«
    Die vier Maskierten schwiegen beeindruckt. Sie, die Jahrhunderte in kalten Gräbern verbracht hatten, verstanden die Botschaft.
    Sie verließen das Gewölbe, um Octupus’ Forderungen zu erfüllen…
    ***
    Der kleine Ort hieß Calgary. Es gab Leute, die behaupteten, hier wäre die Welt zu Ende. Womit sie nicht einmal so unrecht hatten, denn Fremde, die es zufällig nach Calgary verschlug, hatten den gleichen Eindruck.
    Es gab viel Gegend, wie man so schön sagt.
    Und vor allen Dingen Sumpf.
    Das Moor hatte Calgary seinen Stempel aufgedrückt. Der Ort war eingerahmt von sumpfigen Wiesenflächen, tiefen Wäldern und hügeligen, mit Gras und Büschen bewachsenen Erhebungen. Das Dorf lag am nördlichen Rand des Moors, zählte genau dreihundertzweiundzwanzig Einwohner und rund vierzig Häuser, die Ställe für das Vieh nicht gerechnet.
    Und vom Vieh lebten die Einwohner.
    Die Rinder gaben gute Milch und erstklassiges Fleisch. Aber auch Schweine und Hühner sorgten für das leibliche Wohl der Menschen. So ließ es sich in Calgary trotz allem recht gut leben, wenn der Ort auch noch so abgeschieden lag.
    Rund zwanzig Meilen waren es bis zur nächsten größeren Stadt. Erwähnte jemand dort den Namen Calgary, so tippten sich die Einheimischen an die Stirn. Damit war angedeutet, was sie von dem Dorf und dessen Bewohnern hielten.
    Dabei lag die Riesenstadt London nicht einmal hundertfünfzig Meilen weit weg, aber der Hauch der großen weiten Welt war an Calgary vorübergeweht.
    Das Leben verlief hier in seinen eingefahrenen Bahnen. Autos gab es nur wenige.
    Einer der wenigen, der einen eigenen Wagen besaß, war Tom Harris, der junge Dorfarzt. Tom war sechsundzwanzig Jahre alt und hatte sich freiwillig nach Calgary gemeldet.
    Eine unmögliche Entscheidung, wie seine Kollegen fanden. Als promovierter Arzt die Universität Cambridge mit einem Flecken zu vertauschen, an dem der Hund begraben war.
    Doch Harris hatte seine Gründe. Er gehörte nicht zu den Ärzten, die nur scharf auf Mammon waren, er hatte sich noch etwas wie Idealismus bewahrt, der ihm allerdings im Laufe eines halben Jahres schon zu einem guten Teil vergangen war.
    Die Einwohner mieden ihn. Sie waren mißtrauischer als ein Reh, das zum erstenmal mit Menschen in Berührung kommt. Und das Mißtrauen hatte sich kaum gelegt. Was Tom Harris dennoch in Calgary hielt, war erstens sein Job und zweitens ein Mädchen namens Gloria Dawson. Tom, der alte Großstädter, hatte sich tatsächlich in die Zwanzigjährige verliebt, und auch ihr war der junge Arzt nicht gerade unsympathisch.
    Lange hatte er darüber nachgerätselt, wie solch ein Mädchen in einem Dorf wie Calgary bleiben konnte. Mit ihrer Schönheit hätte Gloria die meisten Mannequins ausgestochen, doch sie blieb der Scholle treu, wie sie selbst immer zu sagen pflegte.
    Sie sahen sich fast jeden Tag. Stundenlang saßen sie in seiner kleinen Wohnung beisammen, tranken bei Kerzenschein eine Flasche Wein und sprachen über die Zukunft.
    Glorias Eltern standen der Verbindung ihrer Tochter skeptisch gegenüber. Sie hätten als zukünftigen Ehemann ihrer Tochter

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