001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
eigenen Körpermagnetismus des Toten abgebaut war.
Dieser Gedanke ließ Larry Brent nicht mehr los. Irgendjemand hatte
Interesse daran, den Ring verschwinden zu lassen, der eine ganz bestimmte
Bedeutung für den Toten hatte!
Larry Brent erhob sich.
Er musste sich beeilen; schon viel zu lange hatte er sich hier aufgehalten.
Er wollte die Polizei anrufen. Stille und Dunkelheit umgaben ihn.
In der Ferne, hinter düsteren Baumstämmen, erkannte er die verschwommenen
Umrisse der abgelegenen Villa, die ihm bereits bei seiner Herfahrt aufgefallen
war. Es war das einzige Anwesen in der Nähe. Dort gab es bestimmt ein Telefon.
Er wandte sich um und wollte in seinen Wagen steigen. Das Verdeck war nach
vorn geklappt. Bei Einbruch des Abends war ihm der Fahrtwind doch zu kühl
geworden. Larry Brent zog die Tür auf, als er heftiges Flattern vernahm.
Ruckartig drehte er sich um. Seine Augen verengten sich, und im gleichen
Augenblick fragte er sich, ob er wache oder träume. Der Schatten einer riesigen
Fledermaus stürzte auf ihn zu!
In der ersten, instinktiven Abwehrbewegung warf Larry Brent sich herum. Da
schoss das riesige Tier – nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt –
an ihm vorbei.
Larry Brent drückte sich an das Cabriolet und sah, wie die Fledermaus, die
einem Alptraum entflogen zu sein schien, blitzschnell in der Luft kehrtmachte
und erneut zum Sturzflug auf ihr Opfer ansetzte.
Schrilles Zwitschern erfüllte die Luft; die heftigen Bewegungen der
flatternden Flügel, die eine Spannweite von über zwei Metern hatten, streiften
Larry Brents Gesicht.
Der Amerikaner war drei Sekunden wie gelähmt. Alles Leben schien aus seinem
Körper zu weichen.
Eine solche Fledermaus konnte es nicht geben! Dieser Umfang ... diese Größe
... eine Ausgeburt der Hölle! Ein wahres Ungeheuer!
Die größten Fledermäuse, von denen er bisher gehört hatte, existierten im
tropischen Amerika. Große Tiere mit einer Kopf-Rumpf-Länge von sechsundzwanzig
Zentimetern und einer Flügelspannweite von siebzig. Diese Tiere dort waren
schon Ungetüme, und sie ernährten sich nicht von Mücken und Nachtfaltern,
sondern vom Blut größerer Vögel und der Säugetiere, die sie anfielen. Sie waren
Vampire.
Die Fledermaus, die sich hier ihr Opfer suchte – war ebenfalls einer. Auf
der Jagd nach Menschenblut!
Woher kam dieses Tier?
Hier in Westeuropa konnte es unmöglich in der Natur entstanden sein. Das
gemäßigte Klima hätte nie den Riesenwuchs dieser Tiere zugelassen. Da war
künstlich nachgeholfen worden! Vielleicht wurden Experimente durchgeführt, von
denen bisher niemand eine Ahnung hatte. Die Bestie über ihm war die Ausgeburt
einer kranken Phantasie.
Dann lief es Larry Brent eiskalt über den Rücken.
Der Tote am Straßenrand! Die Bisswunde an seinem Hals ... sein blutleerer
Körper ... Er war Opfer eines solchen Untiers geworden. Für Larry gab es keinen
Zweifel mehr ...
Er sah das aufgerissene Maul der Bestie vor seinem Gesicht, die spitzen,
blitzenden Schneidezähne, die dolchartigen Eckzähne ... Das Gebiss eines
Vampirs!
Die Augen der riesigen Fledermaus glühten, als würde ein geheimnisvolles
Feuer darin brennen.
Larry Brent löste sich aus seiner Erstarrung und warf sich zu Boden. Keine
Sekunde zu früh! Die Bestie knallte im Anflug mit dem großen, pulsierenden
Körper gegen das dunkle Verdeck des Cabriolets.
Heftig flatternd bäumte sich die Fledermaus auf.
Larry drückte den großen, weichen Körper zurück, der schrill kreischend auf
ihn zustob. Die spitzen Schneidezähne hackten in seine Hand; er spürte den
brennenden Schmerz, das warme Blut, das in feinen Rinnsalen über seinen
Handrücken und zwischen seine Finger lief.
Larrys Muskeln spannten sich, als wollten sie zerreißen. Die Kraft der
überdimensionalen Fledermaus war ungeheuerlich. Die heftig schlagenden Flügel
warfen Larry zu Boden, als er versuchte, sich zu erheben. Er hätte mehrere
Hände gleichzeitig haben müssen, um gegen diesen wendigen, kraftvollen Gegner
zu bestehen.
Er rollte sich herum. Da war die Fledermaus schon wieder über ihm. Ihre
dolchartigen Eckzähne blitzten auf, die Bestie stieß zu. Die Zähne gruben sich
in Larry Brents Hals!
Er schrie auf.
In seiner Verzweiflung und Todesangst schlug er um sich und mobilisierte
Kräfte, die er selbst nicht für möglich gehalten hätte. Es gelang ihm, die
rechte Hand unter dem ihn niederdrückenden Flügel hervorzuziehen. Er wendete
alle Kraft seines sportlich durchtrainierten
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