001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
Körpers auf, um seinen
unheimlichen Gegner wegzudrücken. Das große Tier schrie schrill durch die
stille Nacht, dass sich das Echo schaurig in den nahen Wäldern und Bergen brach
und wie helles, spöttisches Gelächter zurückkehrte.
Larry Brent warf den Kopf herum. Er fühlte, wie sich die dolchartigen Zähne
lösten. Die Haut an seinem Hals wurde aufgerissen. Mit letzter Kraft drückte er
den pulsierenden Leib zur Seite. Mit dem linken, angewinkelten Arm schaffte er
sich Bewegungsfreiheit, ballte die Faust und stieß die Hand blitzschnell nach
vorn.
Wuchtig krachte der Schlag gegen die Brust des Tieres und warf es zurück.
Larry Brent handelte mechanisch. Wie durch einen Nebelschleier, der sich
vor seinen Augen herabsenkte, erkannte er die glühenden Augen, sah er das
blitzende, gefährliche Gebiss, das ihm den Tod bringen wollte.
Das Tier griff erneut an. Diesmal gezielter und stärker.
Doch die Angriffsphase der Fledermaus und die Larry Brents fielen zusammen.
Der Kopf des Tieres stieß in dem Augenblick nach vorn, als Larry erneut seine
Linke abschoss. Die Faust knallte genau zwischen die Augen der Bestie. Der Kopf
der Fledermaus wurde nach hinten geworfen, als hätte ihn ein Dampfhammer
getroffen. Das Tier reagierte schrill, sein Maul schloss sich, und der Geifer
lief in langen Fäden an dem schimmernden Fell herab.
Der Körper der Fledermaus fiel halb auf Larry Brent nieder. Der schüttelte
den zuckenden, warmen Leib von sich. Die Flügel zitterten. Das Tier war
Sekunden wie benommen, und Larry nutzte die Chance, um sich endgültig zu
befreien.
Da schien es, als würde neue, teuflische Kraft in den großen, schweren
Körper zurückkehren. Die Flügel des Vampirs spannten sich. Doch Larry ließ ihn
nicht mehr dazu kommen, den Angriff auszubauen. Er hatte Freiheit genug, um
nach der Waffe zu greifen, die in dem Halfter steckte. Seine Rechte riss sie
blitzschnell heraus. Sein Zeigefinger krümmte sich. Ein trockener Schuss bellte
auf und zerriss die Nacht. Die Kugel drang dem Vampir in den Schädel.
Das riesige Tier versuchte sich nochmals mit mächtigen Flügelschlägen zu
erheben. Vergebens! Wie ein mit Steinen gefüllter Sack fiel die Fledermaus zur
Seite; ein letztes Mal zuckten die Flügel, dann hob sich die Brust unter einem
allerletzten Atemzug. Es war zu Ende ...
Benommen, mit nebligen Schleiern vor den Augen, taumelte Larry auf das
Cabriolet zu. Er strich die Kleidung zurecht und tupfte mit einem Taschentuch
die blutende Halswunde ab. Die dolchartigen Vampirzähne hatten ihn nicht an der
richtigen Stelle erwischt. Um Haaresbreite waren sie an der Halsschlagader
vorbeigegangen.
Larry Brent schloss einige Sekunden die Augen und lehnte sich schweratmend
gegen das rote Auto. Seine Wangenmuskeln zuckten, und eine blonde Haarsträhne
hing in seine verschwitzte Stirn. Doch er machte sich nicht die Mühe, sie nach
hinten zu streichen.
Er atmete schnell, sein Herz schlug rasend. Nur langsam kam er wieder zur
Ruhe. Wenn er die Augen spaltbreit öffnete, konnte er den schwarzen, leblosen
Fledermauskörper vor sich liegen sehen.
Das Ganze erschien ihm wie ein Traum. Doch es war keiner.
Larry Brent schüttelte den Kopf.
Zu viel war während der letzten Minuten auf ihn eingestürmt, als dass er
alles auf einmal begriff. Erst der Tote ... dann der sich auflösende Ring ...
jetzt die Begegnung mit dieser überdimensionalen Fledermaus.
Er setzte sich ans Steuer.
Wie im Traum ließ er den Motor an. Die Hinterräder überrollten das tote
Tier. Larry wendete auf offener Straße und fuhr den Weg zurück, den er gekommen
war.
Er bog nach links in den breiten Pfad ein, der von der Straße aus zu der
dunklen Villa führte.
Vor ihm in der Schwärze der Nacht stiegen die Umrisse des einsamen Gebäudes
auf, das auf einer Anhöhe lag, verborgen hinter Büschen und mächtigen Buchen,
deren Wipfel weit über das Dach des Hauses ragten.
In dem Gebäude gab es kein Licht. Larry hoffte, dass die Villa bewohnt war.
Sonst musste er bis ins nächste Dorf zurückfahren. Er steuerte das Cabriolet
den breiten Pfad hinauf und lenkte den Wagen mit einer Hand, während er mit der
anderen ein Erfrischungstuch übers Gesicht führte, um die Blutspuren an Gesicht
und Händen zu beseitigen.
Mit abgeblendeten Lichtern näherte er sich dem schmiedeeisernen Tor. Auf
den ersten Blick war zu erkennen, dass dieses Tor nicht verschlossen war.
Wohnte möglicherweise doch niemand hier?
Oder konnte das Tor nicht mehr abgeschlossen
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