001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
öffnen. Er entdeckte hinter einem
schmalen Metallband das etwa daumengroße Magnetofongerät. Der Hagere war bei
seiner Arbeit gestört worden. Er hatte nicht mehr alles aus dem Geheimfach
nehmen können, er hatte nicht mal mehr die Notizen und die Fotografien
sortieren können, weil Larry Brent rechtzeitig aufgetaucht war.
Während der folgenden zehn Minuten beschäftigte er sich eingehend mit dem
Studium der Notizen und den Aufzeichnungen des Bandgerätes. Und kam zu einem
erstaunlichen Ergebnis.
Larry hatte nur noch ein Gedanke in ihm Platz, alles zu tun, um den
sinnlosen Tod seines Landsmannes aufzuklären. Er hielt eine Skizze in der Hand,
auf der Professor Bonnards Gehöft deutlich markiert war. Da war auch eine
Fotografie, die das Haus zeigte, in dem der Biologe Canol lebte. Ebenso gab es
Aufnahmen von Canol und Bonnard. Der Professor war ein Mann Anfang Fünfzig, von
kräftigem Wuchs, mit graumeliertem Haar. Die Persönlichkeit und Intelligenz
dieses Mannes war selbst auf diesem Foto zu spüren.
Dann hörte Larry die Bandaufnahme. Eine fremde Stimme sprach zu ihm,
offensichtlich die Henry Parkers. Deutlich berichtete Parker von den Versuchen,
auf die er aufmerksam geworden war. Sein Ziel war es gewesen, Canol auf die
Schliche zu kommen. Er beschrieb genau Canols Leben, das ihm merkwürdig
erschien. Parker vermutete, dass es von Canols Haus zu Professor Bonnards
Anwesen eine direkte Verbindung gab. Trotz dieses vermuteten Tunnels fuhr Canol
ständig um diesen herum, um zu Bonnard zu gelangen.
Larry erfuhr eine Reihe interessanter Einzelheiten, die sich zu einem
größeren Bild zusammenfügten.
Die Polizei in Maurs durfte seltsamerweise von Parkers Anwesenheit nichts
wissen.
Doch weshalb?
Aus dem, was das Bandgerät hergab, konnte Larry seine Vermutungen ableiten.
Parker stand im Dienst einer Organisation, die Larry seltsamerweise nicht
bekannt war. Ursprünglich war es Parkers Auftrag gewesen, Bonnard unter die
Lupe zu nehmen, und dabei war er offensichtlich auf eine viel wichtigere Person
gestoßen: auf Canol!
Bonnards Ägyptenreise und der Einsatz der Fledermäuse durch Canol schienen
jedoch in unmittelbarem Zusammenhang zu stehen. Parker glaubte von Anfang an,
dass es tatsächlich in dieser Gegend Vampire gab, von denen einige Einwohner
erzählten. Er war den Spuren nachgegangen und war dicht am Ziel. Die Aufklärung
lag greifbar nahe – da war er vom Tod überrascht worden!
Larry Brent musste an die Situation denken, die er bei seiner Anfahrt
erlebt hatte. Parker war von Canol aus dem Citroën gezerrt worden. Es sollte
alles wie ein Unfall aussehen.
Gedankenverloren packte Larry die Dinge in den Koffer zurück und verstaute
diesen wieder im Schrank. Vorsichtig zog er die Tür ins Schloss und suchte dann
sein eigenes Zimmer auf.
Seine Gedanken kamen nicht mehr zur Ruhe. Unwillkürlich griff er nach der
Zigarettenschachtel auf dem Nachttisch und nahm mechanisch ein Stäbchen heraus.
Er schob sie zwischen die Lippen und nahm sie wieder aus dem Mund.
Er hatte sich ja vorgenommen, mit dem Rauchen aufzuhören ...
Er versuchte alles, was er bisher erlebt und was er an Fakten
zusammengetragen hatte, in logischer Reihenfolge zu ordnen. Es gab noch zwei
Unbekannte in der Rechnung, die er aufstellte. Das war die Rolle Bonnards und
die des Hageren, der sich für die Aufzeichnungen Henry Parkers interessierte.
Und es gab eine dritte Gruppe in diesem Spiel, das er noch nicht ganz
durchschaute, in dem er aber selbst inzwischen eine Rolle übernommen hatte. Er
war in die Dinge hineingezogen worden, ohne es eigentlich zu wollen. Der
Anschlag auf sein Leben gab ihm das Recht, sich intensiv um eine Aufklärung zu
bemühen.
Durch Henry Parkers Aufzeichnungen gewann er einen Einblick in ein
Geschehen, das eigentlich nur den Mann mit der seltsamen Bezeichnung X-RAY-18
selbst etwas anging. Zu diesem Zeitpunkt, so stellte Larry Brent erstaunt fest,
wusste er praktisch schon mehr als die Polizei in Maurs. Er war selbst zum
Opfer auserkoren worden und mit den unmittelbar Agierenden in Berührung gekommen.
Durch die Bekanntschaft mit Nicole Bonnard würde sich ihm außerdem die
Möglichkeit bieten, noch das eine oder andere in Erfahrung zu bringen,
schneller und unkomplizierter, als es im Augenblick die Polizei in Maurs
vermochte.
Die Spuren des Kampfes im Zimmer 116 würden sich rekonstruieren lassen. Er
selbst hatte nichts verwischt, da er die Dinge, die ihn interessierten, nur mit
Handschuhen angefasst hatte.
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