001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
gewesen!
Doch es gab auch einen Mordanschlag auf Kommissar Sarget. Der aber war
Träger der Blutgruppe B, wie er Journalisten gegenüber erwähnte. Die
Fledermäuse ließen sich steuern. Sie waren Werkzeuge in der Hand eines Mörders,
der vom Wahnsinn getrieben zu werden schien.
Die Fälle zu Anfang und die Fälle jetzt unterschieden sich beträchtlich
voneinander.
X-RAY-1 wusste, dass er so schnell wie möglich eingreifen musste, um
weiteres Unheil zu verhüten.
Parker hatte in dieser Hinsicht gründliche Vorarbeit geleistet. Darauf ließ
sich aufbauen.
Sorge bereitete dem Leiter der PSA nur noch, dass der Außenstehende, der
Einblick in die Notizen gewonnen hatte, zu einem weiteren Unsicherheitsfaktor
geworden war. Es war erstaunlich, dass sich der Mann überhaupt dafür
interessierte. Er hatte die Aufzeichnungen fein säuberlich in das Geheimfach
des Koffers eingeräumt. Der Fremde hatte den Wert erkannt – dies wiederum würde
bedeuten, dass er von jetzt ab versuchen würde, Kapital aus seinem gewonnenen
Wissen zu schlagen.
Nahm er vielleicht Kontakt zu Professor Bonnard auf?
Nach den Aufzeichnungen Parkers zu urteilen, musste Bonnard dem Wahnsinn
verfallen sein. Doch auch das war nur eine Vermutung. Bis zur Stunde war nicht
klar, ob Bonnard überhaupt hinter den Anschlägen steckte. Parker hatte Bonnard
nie zu Gesicht bekommen, obwohl er hoffte, dass er es noch schaffte.
»Nennen wir ihn Mister X«, sagte David Gallun unvermittelt, ohne dass Bony
wusste, was für Gedanken diesen Worten vorausgegangen waren. »Er muss fürchten,
dass jetzt nach den Vorfällen der letzten Nacht der Boden für ihn sehr heiß
geworden ist. Wenn sein Informationspotential so groß ist, wie Parker andeutet,
dann wird ihm nicht entgangen sein, dass sich jetzt mehrere Stellen für ihn zu
interessieren beginnen. Es ist einiges in Verwirrung geraten. Diese Verwirrung
jedoch könnten wir uns zunutze machen, wenn wir es geschickt anfangen. Und vor
allem müssen wir vorsichtig sein. Unser Gegner verfügt über eine schreckliche
Waffe. Parkers Tod muss uns eine Warnung sein ...«
Das war typisch David Gallun.
Bony verstand wieder mal nur die Hälfte von dem, was der Mann sprach.
Der Blinde ging mit erstaunlich sicheren Schritten durch das Hotelzimmer,
als würde er sich hier Tag für Tag bewegen. »Die Computer haben recht«, fuhr er
fort. »Wir werden schon bald den Beweis in Händen halten.«
Auch David Gallun ging noch immer davon aus, dass Professor Bonnard
irgendwie mit den Dingen zu tun hatte.
X-RAY-1 fühlte die Nervosität, die von Bony ausging, und lächelte. »Wir
werden es schaffen, Bony. Und noch etwas: ich brauche alle Unterlagen über den
Mann, mit dem du im Le petit Jardin zusammengestoßen bist. Name, Beruf,
Herkunft ... du weißt schon. Er hat sich nicht umsonst für die Unterlagen
interessiert. Es sieht fast so aus, als ob er sich schließlich ganz bewusst
damit beschäftigt hätte. Ein neuer Feind? Wer weiß ... ich habe das unbestimmte
Gefühl, dass wir schon bald wieder auf ihn stoßen werden.«
Bony verstand das zwar nicht, aber er nickte.
Er war daran gewöhnt, dass X-RAY-1 Dinge in einem größeren Zusammenhang
sah, die ihm erst viel später bewusst wurden. Und deshalb hatte er sich
abgewöhnt, diesbezügliche Fragen zu stellen, obwohl ihm die nach wie vor auf
der Seele brannten.
●
Larry Brent ging zuerst zum Kommissariat. Auf dem Weg dorthin entdeckte er
bei seinen Überlegungen, dass er bisher einiges in falschem Licht gesehen
hatte. Die Vorfälle des vergangenen Abends rollten nochmals vor seinem inneren
Auge ab. Er musste sich eingestehen, dass sein Verdacht gegen Canol nicht
aufrecht erhalten werden konnte. Wenn er seine Aussage im Kommissariat machte,
musste er vorsichtig sein, um kein falsches Bild zu erzeugen. Es gab keine
Gewissheit für ihn, dass Canol wirklich mit dem Mordanschlag auf ihn in
Verbindung gebracht werden konnte, obwohl alles dafür sprach.
Canol war es gewesen, der in der Tür gestanden hatte, die zu den
Versuchsräumen mit den Käfigen führte. Es war ausgeschlossen, dass Canol
derjenige war, der ihn niedergeschlagen hatte. Da war noch jemand im Haus
gewesen. Der Angriff war von der Seite erfolgt.
Nun stellte sich Larry logischerweise die Frage, ob Canol etwas davon
gewusst hatte oder von dieser Tatsache selbst überrascht worden war? Vielleicht
war der Franzose selbst dadurch in eine lebensgefährliche Situation geraten –
das alles konnte er schließlich nicht
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