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001 - Der Gott aus dem Eis

001 - Der Gott aus dem Eis

Titel: 001 - Der Gott aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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einige Außenminister der Europäischen Union waren anwesend. Über Satellit waren der US Verteidigungsminister und der amerikanische Präsident zugeschaltet. Wie ein Menetekel hing dass Symbol der drohenden Katastrophe an der Stirnwand des Saals: eine stilisierte Erdkugel, die von einem feurigen Keil zerteilt wurde, in dessen Spitze ein Felsbrocken drohte.
    Zu dem Zeitpunkt hatte man bereits errechnet, dass »Christopher Floyd« in Zentralasien einschlagen würde. Die Massenevakuierung der betroffenen Länder lief eben an. Eine gewaltige Fluchtwelle hatte eingesetzt. Millionen und Abermillionen von Menschen bewegten sich in kilometerlangen Trecks nach Westen.
    Die Konferenz im NATO Hauptquartier wollte militärische Optionen erwägen. Vor der versammelten militärischen und politischen Führung der westlichen Welt empfahl Smythe damals den Einsatz ferngelenkter Interkontinental Raketen, die von der Internationalen Raumstation aus abgeschossen werden sollten. Nicht um den Kometen vom Kurs abzubringen, wie einige Hollywood-Streifen das schon vorexerziert hatten.
    Dafür hätte man »Christopher Floyd« bereits jenseits des Mars mit einer vollen Breitseite treffen müssen - ein undurchführbares Unternehmen.
    Die einzige Hoffnung bestand darin, ihn zu zertrümmern und die Myriaden Bruchstücke hinzu- nehmen, die zwar auch noch gewaltige Zerstörungen anrichten, aber der Menschheit zumindest eine Chance lassen würden.
    Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Doch dann forderte Smythe, dass es außerdem unabdingbar wäre, alle Menschen mit einem akademischen Grad und einem Intelligenzquotienten von mindestens hundertvierzig in die verfügbaren Atombunker einzuquartieren.
    Mit Computern und Datenträgern, auf denen das ak- tuelle Wissen der Menschheit gespeichert sein sollte. Und mit Proviant für mindestens acht Jahre.
    Nur so ließe sich die Zivilisation bewahren.
    Ein Aufschrei der Entrüstung ging durch die Reihen der Konferenzteilnehmer. Auch der Präsident wies diese Forderung weit von sich. Eine derartige Selektion sei nicht mit den humanistischen Grundsätzen eines demokratischen Staatssystems zu vereinbaren.
    Nie würde Matt Smythes Antwort vergessen: »Wir sind an einem Punkt angelangt, Mr. President, an dem Humanität und Demokratie ihre Bedeutung verlieren. Unsere Situation ist so extrem, dass es nur noch um das Überleben der menschlichen Gattung gehen kann. Und dies muss notfalls mit diktatorischen Mitteln durchgesetzt werden.« Genau das hatte Smythe gesagt.
    Für Sekunden herrschte Totenstille im großen Konferenzsaal des NATO Haupt- quartiers. Dann fragte der Präsident den Verteidigungsminister, was er von diesem Vorschlag hielte.
    »Eine solche Aktion wäre niemals geheim zu halten«, antwortete der Minister. »Die große Mehrheit der Bevölkerung würde eine Evakuierung der Elite niemals tolerieren. Die Zeit bis zum Einschlag von 'Christopher Floyd' würde eine Zeit weltweiten Bürgerkriegs sein.« Damit war Smythes Vorschlag vom; Tisch.
    Einen Monat später traf Matthew den Professor dann im Hangar seiner Luftwaffenbasis bei Berlin wieder, in der Matt seit deren Einrichtung im Jahr 2006 stationiert war. Er hätte sich gewünscht, Williams oder Chester würden die Staffel kommandieren, und der Leiter der Astronomie Division der Air Force w4rde hinter einen von ihnen auf den Navigatorenplatz des Jets steigen.
    Aber Irvin Chester war Captain und Dave Williams Lieutenant. Matt hatte den Rang eines Commanders. Also stieg Prof. Dr. Jacob Smythe zu ihm in die Maschine…
    Manchmal, wenn Matt die Augen aufschlug, hallte ihm noch Smythes Stimme in den Ohren:
    »Wahnsinn! Göttlich! Wunderschön!«. Und die rotglühende Faust des Kometen und der explodierende Horizont flimmerten auf seinen Netzhäuten.
    Matt hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er wusste nicht, ob Tage oder Wochen vergangen waren, als er zum ersten Mal wieder mit einem klaren Kopf aufwachte. Das Fieber war weg.
    »Aruula?« rief er. Der Fellvorhang vor dem Eingang der Steinhütte wurde beiseite geschoben. Die Frau betrat den Raum. Am Fußende seines Lagers verneigte sie sich. Dann kniete sie sich neben ihm nieder und reichte ihm eine Tonschale mit Wasser.
    Matt trank gierig. Er reichte ihr die leere Schale. »Ich will aufstehen.« Sie sah ihn fragend an.
    »Aufstehen«, wiederholte er. Er deutete auf den Fellvorhang. »Ich will nach draußen.«
    Aruula zeigte auf den Eingang.
    »Aufstehen«, sprach sie ihm langsam nach. »Nach

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