Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
001 - Vampire unter uns

001 - Vampire unter uns

Titel: 001 - Vampire unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
als bisher. Schließlich mochte auch die Monotonie diese inneren Spannungen herbeigeführt haben, die sich so merkwürdig äußerten.
    Ich war bereits angekleidet. Martha rumorte noch im Schlafzimmer, während ich nervös auf die Uhr blickte. Kurz nach acht.
    Plötzlich fiel mir auf, dass Stille eingetreten war. Ich lauschte angestrengt.
    Keine Schritte, keine Geräusche – nichts.
    Eine unheimliche Ahnung beschlich mich.
    Als ich den Fensterriegel knirschen hörte, wollte ich schreien.
    Aber die Angst schnürte mir die Kehle zu.
    Wie im Traum hörte ich die Männerstimme: »Guten Abend, Martha.«
    Und Marthas Stimme, schwach und verloren: »Hallo, Willie.«
    Ich versuchte verzweifelt, diesen Schleier des Irrsinns beiseite zu reißen, diese Stimme zu verleugnen. Ich versuchte mir einzureden, dass alles nur eine Sinnestäuschung war, eine Halluzination.
    Aber da vernahm ich wieder die Männerstimme: »Weißt du es, Martha?«
    Und Martha: »Ja, es ist soweit, Willie.«
    Nach einem Augenblick des Schweigens die Männerstimme:»Dann ist es gut. Ich werde nicht wiederkommen.«
    »Ja.«
    Dieses demütige, kraftlose Ja löste meine Starre.
    Mit einem Aufschrei lief ich zur Schlafzimmertür und riss sie auf.
    »Martha!« rief ich. »Martha!«
    Mit einem halben Lächeln wandte sie sich um. »Ich bin gleich fertig, Pet.« Dann sah sie mein entsetztes Gesicht und wurde weiß wie die Wand. »Wieder …?« fragte sie tonlos.
    Ich nickte nur und deutete auf das offene Fenster.
     

     
    Willie hielt Wort.
    Wer immer Willie war – eine Ausgeburt unserer Phantasie oder ein gespenstischer Besucher aus einer anderen Welt –, er kam nicht wieder. Er blieb uns den endgültigen Beweis seiner Existenz schuldig.
    Wir überwanden den Schrecken rasch, als in den nächsten Tagen nichts geschah – in den nächsten Wochen, den nächsten Monaten. Zu sehr beschäftigte uns das kleine Wesen, das in Marthas Leib heranwuchs. Einmal noch tauchte Willie an die Oberfläche meines Bewusstseins.
    Indirekt. Ich traf Witters. Wir wechselten ein paar Worte, und er berichtete mir, dass nun er in der Hauptsache die Detektei leite, da Hammerstock nur sporadisch und nur nachts käme und ein immer eigenbrötlerischeres Leben führe. Meistens halte er sich in Eibenburg auf, um die rätselhaften Morde aufzuklären, die ein offenbar Wahnsinniger dort verübte.
    Von den Morden hatte ich auch bereits gelesen.
    Das Seltsame daran war, dass in allen Fällen kurz vor der Beerdigung auch die Leichen verschwunden waren, was eine Welle allgemeiner Empörung auslöste.
    Leichenschändung wurde ein geflügeltes Wort, und der nekrophile Täter fand wesentlich mehr Beachtung und Entrüstung als der Mörder.
    Aber abgesehen von dieser Begegnung mit Witters erinnerte uns nichts mehr an Willie.
    Anfang März, als der letzte Schnee dahin schmolz, war es dann soweit. Martha kam in die Klinik, und wie alle werdenden Väter rannte ich nervös vor dem Kreißsaal auf und ab. Ich wäre aber noch viel nervöser geworden, wenn ich das Grauen geahnt hätte, das mit der Geburt unseres Kindes seinen Anfang nahm.
    Ich hörte sein Schreien vom ersten Augenblick an, und etwas in mir bäumte sich auf gegen den kreischenden Ton, der nur menschlich klang, weil er aus einer menschlichen Kehle kam.
    Und gleich darauf Marthas Entsetzensschrei!
    Ich stürmte zur Tür, die im gleichen Augenblick aufgerissen wurde. Eine Schwester rief aufgeregt: »Dr. Felbermann! Dr. Felbermann!«
    »Was ist geschehen?« fragte ich hastig. »Lassen Sie mich zu ihr!«
    Sie wollte gerade antworten, als sich die Tür nebenan öffnete, und ein Arzt heraustrat. »Schnell, Doktor, etwas hat sie sehr aufgeregt.«
    »Was ist, Schwester?« rief ich.
    »Gedulden Sie sich einen Augenblick, Herr Mertens. Es ist alles normal verlaufen. Sie haben einen kräftigen Sohn. Es war sehr aufregend für Ihre Frau. Sie braucht jetzt ein paar Minuten, um sich zu beruhigen.«
    Damit schlug sie mir die Tür vor der Nase zu. Ich presste das Ohr daran und vernahm undeutlich die aufgeregte Stimme der Schwester, die offenbar etwas erklärte, dann die beruhigende des Arztes, dazwischen Marthas Schluchzen. Der kalte Knoten in meinem Magen wollte nicht verschwinden. Irgend etwas war geschehen. Warum ließen sie mich nicht hinein?
    Der Kleine begann wieder zu kreischen, und ich zuckte zusammen. Es klang wie der Schrei einer gequälten Kreatur.
    Und plötzlich wieder Marthas Schreie …
    Ich ertrug es nicht mehr. Ich riss die Tür auf und stürzte in

Weitere Kostenlose Bücher