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0011 - Das Todesschloß

0011 - Das Todesschloß

Titel: 0011 - Das Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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vollständig finden. Aber ich sage Ihnen jetzt schon, es ist nicht der Mühe wert. Die meisten sind blasiert bis auf die Knochen. Sie werden es noch selbst erleben. Den Maskenball zu meiner Verlobung habe ich mir nur gewünscht, damit ich heute an meinem sogenannten Freudentag nicht ihre Alltagsgesichter zu sehen brauche. Das macht den Abend erträglicher.«
    »Sie sollten etwas leiser sprechen«, riet Professor Zamorra wegen einer faßförmigen schmuckbeladenen Dame, die in der Nähe die Ohren gespitzt hatte.
    »Ach was. Ich bin froh, wenn alles vorbei ist. Wir haben die Verlobung ohnehin nur in ganz kleinem Rahmen gestartet, aber ganz vermeidlich war ein Fest leider nicht. Mein Pa sagt immer, ein Titel bringt neben Vorteilen auch Verpflichtungen mit sich.«
    »Ihr Vater hat vollkommen recht. Wo ist er übrigens?«
    »Er ist beim Schwiegervater und trinkt Rum, und das in jeder Farbe und Geschmacksrichtung. Ich fürchte, die beiden werden von meiner Verlobung nicht viel in Erinnerung behalten. Sie stehen, glaube ich, irgendwo im Frühstückssalon. Mein Vater lernt soeben das Aye-Aye-Sagen. Wollen Sie mich jetzt einen Augenblick entschuldigen? Winston kommt soeben.«
    Winston Bannet hatte seine Leutnants-Uniform angezogen. Sie stand ihm ausgezeichnet. Einige der älteren männlichen Gäste begannen bei seinem Anblick von den vergangenen großen Zeiten zu träumen, in denen England noch die beherrschende Macht auf den sieben Weltmeeren war. Winston hatte auch nicht seinen Zierdegen vergessen, der an der linken Seite seiner Hüfte baumelte. Er schlug beinahe die Hacken zusammen, als er Gladys begrüßte. Doch sofort darauf breitete er bereitwillig die Arme aus, als das Mädchen ihm um den Hals fiel.
    Professor Zamorra und Nicole gingen zum Frühstückssalon hinüber. Im Vorbeigehen griff er nach zwei Champagnergläsern, die dienstbare Geister überall anboten. Ernest Earl of Blakeborne kam ihnen entgegen, mit Sir Francis im Schlepp. Beide gingen, als würden sie auf schwankendem Schiffsboden nur mühsam die Balance halten.
    »Hallo, Professor«, lachte der Earl, »ich sehe, Sie haben schon ein Glas Rum in der Hand. Amüsieren Sie sich wohl. Ich muß mich jetzt um meine weiteren Gäste kümmern.«
    »Ja«, krähte Seine Admiralität beschwipst dazwischen. »Es ist bald Zeit zum Essen fassen. Aber vorher noch alle Mann an die Ruder.«
    Er machte mit seinen langen Armen einige Gesten, von denen wohl nur er selbst wußte, was sie bedeuteten.
    Margareth Bannet, seine rundliche Frau, schoß einen giftigen Blick in seine Richtung. Sie hatte es aufgegeben, regulierend auf die Trinkbereitschaft ihres Gatten einzuwirken. Sie unterhielt sich weiter mit einer ebenfalls vortrefflich gepolsterten Dame.
    »Ich komme mir etwas deplaziert vor«, gestand Nicole Duval und nippte an ihrem Glas.
    »Es ist eben nicht Ihre Verlobung«, grinste Professor Zamorra anzüglich und erntete für seine Bemerkung einen ähnlichen Blick, mit dem Margareth Bannet zuvor ihren Admiral bedacht hatte.
    »Es eilt mir nicht damit«, entgegnete Nicole schnippisch.
    »Sie würden auch nicht in den englischen Adel passen. Ich möchte das als Kompliment verstanden wissen.« Zamorra lächelte seine Sekretärin gewinnend an, und sofort klarte ihre Miene wieder auf.
    »Sie bringen mich ganz durcheinander, Chef. Könnten wir nicht ein wenig hinausgehen?«
    »Auf die Terrasse?«
    »Ja. Die Nacht ist mild. Vielleicht könnten Sie mir dann sagen, warum Sie wirklich hierhergefahren sind. Doch nicht wegen der Verlobung und weil der Earl ein Buch geschrieben hat. Seit Sie hier sind, haben Sie sich mehr mit der Schwarzen Burg beschäftigt als mit irgend etwas sonst. Zielstrebig haben Sie stets das Gespräch auf diesen Basalt-Silo aus dem Mittelalter gebracht.«
    Nicole Duval war nicht leicht zu täuschen. Für Zamorra war die Einladung zur Verlobung und zu einigen Tagen Aufenthalt auf Exmoor Castle tatsächlich nur ein Vorwand gewesen. Doch das hing eng mit dem Buch des Earls zusammen.
    Professor Zamorra trat auf die Terrasse zum Schloßgraben hinaus.
    Sie befand sich auf der Südseite des Gemäuers. Breite Treppen fielen zum Wasser ab. Bunte Lampions brannten an unsichtbaren Nylonschnüren. Der Mond spiegelte sich im schwarzen Wasser.
    »Basalt-Silo! Was für eine respektlose Bezeichnung für ein wahres Fanal mittelalterlicher Baukunst. Nicole, Nicole.«
    »Sie weichen mir aus, Chef. Warum sind wir hierhergefahren?«
    Professor Zamorra wandte sich voll seiner Sekretärin

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