0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige
werden.
»Was haben Sie mit mir vor?« fragte sie.
»Sie werden erst einmal mein Gast sein, Miss Collins. Ich zeige Ihnen meinen Garten, mein Haus, und sollten Sie an Flucht denken, so schlagen Sie sich den Gedanken gleich aus dem Kopf. Es gibt für Sie keine Chance, von hier zu fliehen. Merken Sie sich das. Ich habe die besten Wächter, die es gibt.«
»Die beiden schleimigen Monster und die Eulen mit den blutigen Augen?«
Zarcadi lächelte wissend. »Nicht nur die. Aber folgen Sie mir, wir wollen uns die Zeit ein wenig vertreiben.«
Jane Collins ließ sich von der äußeren Fassade nicht täuschen. Die glatte Höflichkeit war nur gespielt. Dieser Mann würde keine Skrupel haben, sie zu töten. Dabei stellte sich die Frage, ob sie überhaupt einen Menschen vor sich hatte. Oder war er vielleicht ein Dämon?
»Eine Frage hätte ich noch«, sagte die Detektivin.
»Bitte sehr.«
»Warum haben Sie John Sinclair nicht direkt entführt? Warum sind Sie diesen Umweg über mich gegangen?«
»Da muss ich Ihnen eine Niederlage eingestehen, Miss Collins. Wir haben versucht, den Geisterjäger zu kidnappen. Leider ist es uns misslungen. Ich selbst habe in der Tiefgarage auf ihn gelauert. Ich habe ihm auch meine Bluteule geschickt. Es hat nichts genutzt. Es ist zweimal schiefgegangen. Einmal war der Zufall gegen mich. Ein Hausbewohner ist aufgetaucht und hat ihn, ohne es zu wissen, gerettet. Aber das wird sich alles ändern.«
Professor Zarcadi war schon vorangegangen. An der Tür blieb er stehen. »Bitte, Miss Collins, kommen Sie. Der Rundgang wird für Sie sicherlich sehr interessant sein.«
***
Ich lieferte Frank Scott vorübergehend im Untersuchungsgefängnis des Yards ab. Er hatte sich auf der Fahrt ruhig benommen. Nur hin und wieder lachte er auf oder murmelte Worte, die ich nicht verstand. Komplimente waren es bestimmt nicht.
Inzwischen hatten sich unsere Spezialisten auch mit Jane Collins’ Wagen beschäftigt. Der Käfer war auf den Kopf gestellt worden. Ohne Ergebnis. Man hatte keine Spuren gefunden, keine Fingerprints, die vielleicht einen Hinweis ergeben hätten – nichts.
Die Untersuchungsergebnisse lagen auf meinem Schreibtisch. Ich nahm die Akte mit zu meinem Chef, Superintendent Powell. Er sah meinem Gesicht an, dass ich eine neue Spur gefunden hatte, und sagte nur: »Erzählen Sie.«
Ich berichtete ihm von Frank Scott und was er mir über den Teufelsgeiger erzählt hatte. Powell zeigte sich besorgt. »Wollen Sie wirklich allein dieses Landhaus aufsuchen?«
»Nein, nicht allein. Suko wird mir Rückendeckung geben.«
Powell winkte ab. »Ich denke da eher an eine große Polizeiaktion.«
»Ein großes Polizeiaufgebot wäre viel zu auffällig. Wir würden nichts finden, Sir.«
Powell schlug mit der Hand auf den Schreibtisch, dass sein Glas mit Mineralwasser tanzte. »Aber darauf warten diese Halunken doch nur, dass Sie allein erscheinen.«
»Sicher«, gab ich zu. »Aber ich weiß auch, was mich erwartet. Und das ist das Gute. Eine erkannte Gefahr ist nur eine halbe Gefahr, so sagt man doch – oder?«
Powell wiegte den Kopf. »Mir gefällt das alles nicht. Ich weiß nicht so recht. Dieser Geiger ist verdammt mächtig. Der wird Ihnen zu schaffen machen, John.«
Ich lächelte. »Sie sollten nicht so pessimistisch sein, Sir. Ich werde Sie auf jeden Fall telefonisch auf dem laufenden halten, abgemacht?«
»Meinen Segen haben Sie.« Powell reichte mir die Hand. »Und viel Glück, mein Junge. Ich glaube, diesmal geht es wirklich um alles.«
Selten hatte ich meinen Chef so besorgt gesehen. Mir rann regelrecht eine Gänsehaut über den Rücken. Ich bin wahrhaftig nicht auf den Mund gefallen, doch diesmal brachte ich nur ein paar gestammelte Abschiedsworte hervor.
In meinem Büro wartete schon Suko. Ich hatte ihn angerufen, und er ließ sich von Glenda Perkins mit Tee versorgen. Glenda hatte ihr Unbehagen gegenüber Suko noch nicht überwunden. Immer wieder betrachtete sie ihn mit scheuen Seitenblicken. Ich muss zugeben, wer Suko nicht kannte, der hielt ihn für einen Kinderschreck. Suko konnte Bäume ausreißen, und nicht selten bekämpfte er Dämonen mit bloßen Fäusten. Dann flogen die Fetzen, und es blieb kein Auge trocken.
Gerade in dem neuen Fall wollte ich auf Sukos Hilfe keinesfalls verzichten. Suko sollte mir praktisch als zweiter Mann folgen. Und zwar auf seiner Harley Davidson. Da Suko etwas gegen Autos hatte und doch beweglich sein musste, hatte er diese Maschine erhalten. In diesem Fall
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