0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande
an mir vorbei zur Tür laufen. Ich ließ es geschehen, denn mir ging es darum, dass ich mich möglichst schnell mit meinen Chef unterhalten konnte. Ich wählte die Dienstnummer und atmete auf, als ich endlich eine mir bekannte Stimme hörte.
Ich setzte meine Meldung in Telegrammform ab und erkundigte mich nach Phil. Bei der Gelegenheit erfuhr ich, dass die Druckerei noch überwacht würde, dass aber ein Teil der Gangster weggefahren sei.
»Ich würde vorschlagen, erst einmal Phil aus der Patsche zu ziehen«, sagte ich. »Wahrscheinlich hat man ihn durchschaut und eingesperrt…«
»Geht in Ordnung… und wir werden Sie draußen im Hafen aufpicken.«
Ich legte den Hörer auf und fand die Zigarettenschachtel, die der Nachtwächter auf dem Tisch hatte liegen lassen. Ich bediente mich und rauchte mir ein Stäbchen an. Zuerst wurde mir fast schwindelig, als ich den ersten Zug getan hatte, danach aber fühlte ich mich wieder einigermaßen.
Über die Panne, die wir erlitten hatten, gab es nichts mehr zu sagen. Die Blütenbande hatte uns alle hereingelegt. Das Notenpapier war an einen uns unbekannten Ort gebracht worden. Der Chef der Blütenbande hatte uns benutzt, um an dieses Papier heranzukommen. Kendell, oder wie der Chef der Blütenbande heißen mochte, hatte sich abgesetzt und würde wahrscheinlich solange untertauchen, bis ich entweder tot war, oder aber Gras über diese Affäre gewachsen war. Unser sorgsam eingefädelter Plan war geplatzt, weil ein Kassiber seine Adresse gefunden hatte.
Endlich traf ein Polizeiwagen ein.
Ich verließ das kleine Steinhaus und machte mich bemerkbar. Der Wagen bremste und einige Männer sprangen heraus. Ich traute meinen Augen nicht, als ich Phil erkannte. Er grinste mich an und deutete auf mein zerschundenes Gesicht.
»Siehst du etwa besser aus?«, fragte ich empört. »Sie müssen dich ja ganz schön rangenommen haben.«
»Ihr könnt euch beide nicht beklagen«, sagte eine Stimme, bei deren Klang ich die Ohren spitzte. Unser Chef High war eingetroffen und er begrüßte uns herzlich. Er war froh darüber, dass Phil und ich mit heiler Haut davongekommen waren.
»Ein Rüffel würde besser passen«, sagte ich ärgerlich. »Wir haben Pech gehabt… Schade, dass dieser Chef uns entkommen ist. Aber wir sollten es mal bei dem Inhaber der ›Central‹ versuchen. Vielleicht hat man mich hereinlegen wollen, als solch ein Zusammenhang bestritten wurde.«
»Auf was warten wir eigentlich noch?«, fragte Phil.
»Eben«, erwiderte ich. »Retten wir, was zu retten ist… Aber viel Hoffnung habe ich nicht, dass wir den Chef der Blütenbande noch erwischen.«
***
Über Sprechfunk ließ ich die Stadt sperren.
Streifenwagen jagten durch die Straßen und sorgen für zusätzliche Sperren. Wir aber fuhren auf dem schnellsten Weg zum »Central«, um dort einmal nach dem Rechten zusehen. Es bestand immerhin eine schwache Möglichkeit, dass der Chef der Blütenbande in das Versandhaus zurückgefahren war.
»Er stritt also ab, Kendell zu sein?«, fragte mich High, der erstaunlich gut informiert war.
»Er stritt es ab und sagte sogar, dass mit dem Namen Kendell ein Missbrauch getrieben worden wäre.«
»Darunter kann man sich kaum etwas vorstellen«, sagte Phil und schüttelte den Kopf. Ich aber schwieg und ließ meine Gedanken um das-Versandhaus kreisen. Dass der Chef der Blütenbande in dieser Firma zu finden sein musste, stand fest. Umsonst hatte Harper ja nicht zweimal die betreffende Telefonnummer gewählt.
Über Funk hatten wir zusätzliche Wagen zum »Central« beordert, um das große Haus auch richtig absperren zu können. Wir sprangen auf die Straße, als wir vor dem Einfahrtstor standen. Der Portier zeterte herum, als sei er überfallen worden. Ich blieb vor ihm stehen, sah ihn scharf an und fragte ihn, welche Wagen innerhalb der vergangenen halben Stunde das Tor passiert hatten.
»Ich bin nicht befugt, Ihnen Auskunft zu geben?« sagt er ruppig. »Ich weiß auch überhaupt nicht, wer Sie sind?«
High schaltete sich in seiner sachlichen, aber auch Respekt erheischenden Art ein. Er wiederholte die Fragen noch einmal und plötzlich konnte der Portier reden.
»Der Chef ist gekommen«, sagte er.
»Mister Kendell?«
»Der ist gekommen«, bestätigte der Portier.
»Und wer noch…?«
»Sonst hab ich noch keinen Wagen durchgelassen.«
»Gibt es noch eine zweite Einfahrt?«
»Natürlich, wir haben sogar vier Tore«, erwiderte der Portier stolz. Wir sahen uns an. High nickte und wir
Weitere Kostenlose Bücher