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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Maurer
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der Nase, aber seine besondere Prägung erhielt das Gesicht durch den dunklen gestutzten Bart. Der linke Ärmel steckte leer in der Jackentasche, und die Schulter war an dieser Stelle etwas in die Höhe gezogen. In seiner rechten Hand hielt der Fremde einen kleinen Koffer und Nicoles Köfferchen.
    Der Bärtige verbeugte sich. »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie anspreche, Madam, aber Sie haben Ihren Koffer vergessen.«
    »Ja«, sagte Nicole und sah überrascht auf, »ich habe ihn tatsächlich vergessen.«
    Der kleine Zug setzte sich gerade wieder in Bewegung.
    »Ihr Zug fährt ab«, meldete sich Zamorra.
    »Nein, nein«, erwiderte der Fremde lächelnd und stellte die beiden Koffer ab.
    »Ich habe in der Gegend zu tun. Übrigens, mein Name ist Perez, Juan Perez.« Wieder deutete er eine leichte Verbeugung an.
    Zamorra stellte Nicole und sich selber vor.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« fragte der Spanier eifrig, wobei er seinen Blick nicht von Nicoles Anatomie ließ.
    »Wenn Sie uns ein Fahrzeug besorgen könnten, das uns von diesem, sagen wir – nicht gerade gemütlichen Bahnhof – nach Santillana del Már bringt«, antwortete Zamorra.
    Die Gesichtszüge des Spaniers veränderten sich, als er den Namen des Ortes hörte, zu dem sie wollten.
    »So, nach Santillana del Már wollen Sie?« murmelte er mit einem dünnen Lächeln. »Aber natürlich, das paßt ausgezeichnet. Genau dahin will ich auch. Mein Wagen müßte jeden Augenblick kommen.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte tauchte in diesem Augenblick ein dunkler Peugeot neben dem verlotterten Bahnhofsgebäude auf.
    Ein riesiger, dunkler Schatten, zu groß fast, um einem Menschen aus Fleisch und Blut zu gehören, quoll aus dem Auto. Ein riesiger kahlköpfiger Bursche kam auf sie zu und blieb nach einem kurzen Gruß stumm vor ihnen stehen.
    Zamorra musterte den Riesen unter halbgesenkten Lidern hervor.
    Er spürte eine seltsame Erregung. Seine unsichtbaren Antennen vibrierten.
    »Das ist José, der Verwalter vom Schloß Santillana«, erklärte der einarmige Spanier. »Ich selber bin von Zeit zu Zeit dort Gast. Aber kommen Sie doch.«
    Juan Perez wies den Verwalter an, die Gepäckstücke aufzunehmen, wandte sich um und schritt voran zum Auto.
    Der übergroße Mann starrte einen Augenblick mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen Zamorra und Nicole an. Dann bückte er sich. Er schaffte sämtliche Koffer auf einmal zum Wagen und verstaute sie im Kofferraum.
    Schweigend stiegen sie ein.
    Selbst als sie Platz genommen hatten und bereits in schneller Fahrt durch den Ort fuhren, herrschte so etwas wie eine lauernde Schweigsamkeit.
    Zamorra und Nicole saßen im Fond hinter José, dem Fahrer, und Señor Perez.
    Der Bärtige preßte seine Lippen aufeinander. Man sah es ihm an, daß er sich den Kopf darüber zerbrach, was Zamorra und Nicole Duval wohl in Santillana wollten.
    Sie hatten den Ort hinter sich gelassen. Der Wagen zog durch unübersichtliche Kurven, durch Schlaglöcher und Schlamm. Unablässig lief der Motor auf höchster Tourenzahl. Nur vereinzelt tauchten windschiefe Häuser auf. Die einsame Gegend wirkte trostlos in ihrer Verlassenheit.
    »Sie wollen Don Marcelino besuchen?« unterbrach Juan Perez die Stille.
    Zamorra, der die Neugier des Spaniers amüsiert zur Kenntnis genommen hatte, war von dieser Frage nicht überrascht.
    »Vielleicht finden Sie es etwas ungewöhnlich.« Er klärte den Spanier in kurzen Zügen über den Grund ihrer Reise auf.
    »Ich finde es keinesfalls ungewöhnlich, sondern höchst interessant«, lächelte Perez, als Zamorra geendet hatte. Aber der harte Ausdruck in seinen Augen strafte seine Lippen Lügen. »Ich bin nämlich Historiker.« Juan Perez wurde nun seinerseits gesprächig.
    »Historiker klingt ein wenig hochtrabend, aber es ist nun mal die Berufsbezeichnung für meine bescheidene Tätigkeit. Ich lebe eigentlich in einer längst versunkenen Welt und beschäftige mich mit Menschen, die, schon als ich zur Welt kam, nur noch ein Häufchen Staub waren. Na, Sie kennen das ja, Señor. Professor.« Juan Perez schwieg einen Augenblick nachdenklich. »Vielleicht sind Sie wirklich in der Lage, den dunklen Schleier, der über dem sonderbaren Verschwinden der Menschen in Santillana liegt, zu lüften, Professor Zamorra«, fügte er noch hinzu.
    »Ich kenne die näheren Umstände der Geschehnisse noch nicht«, murmelte Zamorra nachdenklich. »Aber es könnte schon sein, daß Sie recht haben, Señor Perez.«
    Nicole, die

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