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0012 - Lebendig begraben

0012 - Lebendig begraben

Titel: 0012 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich auf. Sie wurde eins mit den Schwaden, die noch immer den Thron umschwebten.
    Das Monster stand einen Moment wie erstarrt, dann riß er das Maul auf, gab einen urigen Schrei von sich, warf sich herum und rannte weg.
    Erleichtert rappelte ich mich hoch. Ich begriff selbst nicht, aus welchem Grund die Lanze nicht getroffen hatte, bis ich an mir hinabschaute und das silberne Kreuz vor meiner Brust baumeln sah.
    Dieser Talisman der Weißen Magie hatte mir das Leben gerettet. Er hatte die Kräfte des Bösen abgewehrt und einen unsichtbaren Schutzschild um meinen Körper gezogen. Ich sah mich nach dem ersten Fischgesichtigen um. Er lag auf dem Rücken. Seine Haut war grau und eingefallen, schrumpfte immer mehr zusammen. Die Zähne fielen ihm aus. Es waren nur noch stumpfe Hauer.
    Ich zog die Lanze aus seinem Körper. Ich wollte sie mitnehmen, wenn ich mich auf den Weg machte. Hierbleiben konnte ich nicht. Ich war nicht der Typ, der sich einfach in sein Schicksal fügte, und war es noch so negativ gezeichnet. Ich wollte und mußte nach einem Ausweg suchen. Und das ging nicht, wenn ich hier hocken blieb und wartete. Nein, ich nahm mein Schicksal selbst in die Hand. Daß mein alter Kampfeswille wieder aufgeflammt war, hatte sich schon gezeigt.
    »Freut euch nicht zu früh«, murmelte ich. »So leicht ist der alte Geisterjäger nicht totzukriegen.«
    Mit diesem Vorsatz nahm mein Marsch ins Ungewisse seinen Anfang…
    Nach einer Stunde Fußmarsch mußte ich die erste Pause einlegen. Dieses verdammte unbekannte Land schaffte mich mit seiner Hitze und der feuchten Luft. Mein Atemsystem hatte sich noch nicht vollends auf die Gegebenheiten eingestellt. Es war immer noch den Sauerstoffgehalt der normalen Welt gewohnt, aber ich war froh, überhaupt atmen zu können. Die Landschaft hatte sich kaum verändert. Nur in der Ferne sah ich die Umrisse einer Gebirgskette im rötlichvioletten Dunst schimmern.
    Wie weit es bis dorthin noch war, konnte ich nicht einmal schätzen, aber ich suchte mir diese Gebirgskette als Ziel aus. Es erschien mir psychologisch besser, ein Ziel zu haben.
    Die erbeutete Lanze hielt ich in der rechten Hand. Dabei zeigte die Spitze nach oben, und ich benutzte die Lanze wie einen Stock.
    Das Licht blieb gleich. Es gab keinen Sonnenaufgang und keinen -Untergang, nur das Glosen und Schimmern hüllte mich ein. Der Boden unter mir war fest. Er erinnerte mich an Lavagestein, grauen Basalt.
    Ich sah kein Wild, keine Dämonen – nichts. Nur diese unendliche Weite bis hin zu der Gebirgskette.
    Die Gedanken kamen von ganz allein. Ich dachte an meine Freunde. An Jane Collins, an Suko und Bill. Wie würden sie reagieren? Ahnten sie überhaupt, wo ich mich befand? Wohl kaum. Der Einstieg zum Dämonenreich unterhalb des Sarges war sicherlich nur Eingeweihten bekannt. Aber wo es einen Eingang gab, da mußte es auch einen Ausgang geben. Ich war davon überzeugt, daß ich an einer anderen Stelle wieder in die sichtbare Welt zurückkehren konnte. Und die Stelle mußte ich finden.
    Der Durst setzte mir zu. Pelzig lag die Zunge im Hals. Wasser würde ich in der verdammten Einöde nicht finden, ich mußte mich also mit den Gegebenheiten abfinden. Wie lange ich unterwegs war, wußte ich nicht zu sagen. Zeit bedeutete hier nichts. Sie war ein Faktor, der im Reich des Schreckens ausgeschaltet war. Als ich auf meine Uhr schaute, da sah ich, daß sich die Zeiger nicht mehr bewegten.
    Das Gebirge schien kaum näher zu rücken. Es war mir, als würde ich zwei Schritte vor- und dann drei wieder zurückgehen. Unter meinen Schuhen quoll Staub hoch. Er blieb in der Luft stehen, da ihn kein Windzug auseinandefächerte. Die Hitze und Schwüle nahmen nicht ab. Im Gegenteil, sie schienen noch zugenommen zu haben. Aber das war wohl nur Einbildung.
    Ich ging weiter. Schon bald schlurften meine Schuhe über das rissige Gestein. Ich fühlte mich unendlich verloren in dieser trostlosen Umgebung. Wie ein winziges Boot in einem weiten Ozean. Stunden vergingen. Jedenfalls glaubte ich das. Und dann – ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben – erreichte ich die ersten Ausläufer des Gebirgszuges. Ich mußte jetzt steinige Hänge hinaufklettern, gelangte auf kleine Plateaus und überquerte wieder einen Hang. Keine Veränderung der Landschaft, keine Vegetation, nicht der winzigste Flecken Rasen oder Wiese. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich nach einem Fleckchen Grün sehnte. Und sei es nur ein noch so winziges Stück Rasen oder ein erblühter

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