0012 - Lebendig begraben
die Luft dort und das dumme Gerede bekommen mir im Moment gar nicht.«
»Du sprichst mir aus der Seele«, gab Bill zu. »Ich habe auch keine Lust, die Abende dort zu verbringen.«
»Aber zum Hausmann sollst du deshalb auch nicht werden«, meinte Sheila.
»Wieso?«
Sheila lächelte verschmitzt. »Denk mal an deine Abenteuer mit unserem Freund John. Die fehlen dir doch.«
Bill wollte schon antworten, doch Sheila ließ ihn nicht dazu kommen. »Streite es nicht ab, ich kenne dich.«
Bill nahm Sheilas Hand und ließ seine Lippen darüber gleiten. »Du machst dir zu viele Sorgen, Darling. Sieh mal, ich bin ein Mann ohne festen Beruf. Ich schreibe für die großen Magazine in aller Welt, aber ich bin nicht der Typ, der jeden Morgen um acht Uhr aus dem Haus geht, um die nächsten Stunden im Büro zu verbringen. Damit ich meine Artikel so lebensecht wie möglich schreiben kann, muß ich mich in der Welt umsehen. Und wenn es mit John Sinclair ist.«
»Aber John hat einen sehr gefährlichen Beruf«, hielt Sheila entgegen. »Daran solltest du denken.«
»Bisher ist nichts passiert.«
»Niemand hat das Glück gepachtet, Bill. Ich will nur nicht, daß unser Kind ohne Vater aufwächst. Das ist es.«
»Wir werden da schon eine Lösung finden«, erwiderte Bill Conolly diplomatisch.
»Ach, Bill.« Sheila streichelte ihrem Mann über das dunkle Haar. »Ich habe niemals bereut, daß ich dich geheiratet habe. Das kannst du mir glauben.«
Die nächsten Minuten verliefen schweigend. Nur das Ticken der Uhr war zu hören.
»Wenn wir so weitermachen, sitzen wir zum Frühstück noch hier«, sagte Sheila schließlich.
»Du hast recht.« Bill stimmte ihr zu. Er erhob sich, reichte Sheila die Hand und zog sie aus dem Sessel. Sheila befand sich noch in der Bewegung, als Bill die Lippen seiner Frau mit einem Kuß verschloß.
Sheila erwiderte den Kuß. Nach einer Minute lösten sie sich voneinander. Sheilas Blicke hatten einen verschleierten Ausdruck angenommen.
»Hast du noch etwas vor?« fragte sie flüsternd.
Bill lächelte. »Vielleicht…« Er ging zur Bar. »Aber vorher gönnen wir uns noch einen Gute-Nacht-Drink.«
»Für mich nur Orangensaft.«
»Geht klar.«
Bill mixte sich einen Manhattan. Zum Schluß legte er noch ein Stückchen Petersilie auf die Oberfläche.
Sheila blickte ihren Mann erstaunt an. »Was soll das denn bedeuten?«
Bill gab ihr das Glas mit Orangensaft. Er selbst deutete auf seinen Drink.
»Ganz einfach«, erklärte er. »Ich habe mir doch einen Manhattan gemixt, und die Petersilie da in der Mitte, das ist der Central Park.«
Der Witz kam bei Sheila an. Sie verschluckte sich fast an ihrem Saft. Bill schlug ihr auf den Rücken. »Langsam, langsam«, sagte er lächelnd.
Und dann schellte es.
Bills Gesicht versteinerte, auch Sheila sah überrascht aus. »Wer kann das sein, jetzt um diese Zeit?« fragte sie.
»Keine Ahnung.« Bill hob die Schultern und verließ den Livingroom. »Ich sehe mal nach.«
»Sei vorsichtig.«
Der Bungalow war von einem gepflegten, parkähnlichen Grundstück umgeben. Das in die Mauer eingelassene Eisentor ließ sich fernsteuern. Die dafür benötigte Vorrichtung war in einer Nische in der Diele angebracht worden. Dort befand sich auch der kleine Monitor. Zwei versteckt angebrachte Fernsehkameras zeigten auf dem Bildschirm den Eingang zum Grundstück und einen Teil der Straße. Bill schaltete den Monitor ein.
Vor dem Tor stand ein Polizist, Er zog ein griesgrämiges Gesicht und drückte gerade wieder auf den in der Mauer eingelassenen Klingelknopf, Etwas entfernt sah Bill die Kühlerschnauze eines Streifenwagens. Der Reporter öffnete.
Das Eisentor glitt auseinander, und noch ehe sich der Beamte in Bewegung setzte, drang aus dem Lautsprecher Bills fragende Stimme. »Was hat Ihr Besuch zu bedeuten, Officer?«
»Ich habe eine Nachricht für Sie. Von Scotland Yard. Es ist sehr dringend.«
»Okay, kommen Sie.«
Bill schaltete die Anlage ab. Er spürte plötzlich ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend. Mit fahrigen Bewegungen holte er eine zerknautschte Zigarettenpackung aus der Hosentasche. Hastig zündete er sich ein Stäbchen an.
»Was ist geschehen?« Lautlos war Sheila Conolly hinter ihren Mann getreten.
Der Reporter erschrak und drehte sich um. »Ein Polizist hat eine Nachricht für mich von Scotland Yard.«
Sheilas Augen wurden groß. »Ist es schlimm?«
»Weiß ich nicht.«
»Dann hängt es mit John zusammen.«
»Möglich.«
Sheila atmete tief ein. »Mach
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