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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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dunkle Augen mit den winzigen hellen Tupfen konzentrierten sich wieder auf Zamorras Gesicht.
    »Sie irren. Raffael Bois hat mir die Örtlichkeiten beschrieben.« Bois war Zamorras Butler auf Château Montagne, dem Schloß im Loiretal, das der Professor von seinem Onkel geerbt hatte.
    Vor der Station der Küstenwacht gab es einen kleinen Menschenauflauf. Zamorra und seine Sekretärin ließen den roten Dino zurück und näherten sich der Gruppe zu Fuß. Rasch stellten sie fest, was der Grund für die bestürzten Gesichter der Menschen war. Beamte der Küstenwacht hatten Leichen gebracht, offenbar mit einem der Kutter, die am Anleger vertäut waren. Zamorra war im richtigen Augenblick erschienen.
    Drei Bahren waren es, die von den Uniformierten in das Stationsgebäude getragen wurden. Die Körper der Toten waren mit weißen Tüchern bedeckt worden. Der Professor und seine Sekretärin begleiteten die Menschentraube bis vor den Haupteingang.
    »Stop«, sagte jemand. »Unbefugten ist der Zutritt verboten. Wir sind doch hier nicht im Kintopp. Gehen Sie bitte nach Hause, gehen Sie!«
    Die Leute von Arcachon, zum größten Teil Männer, verzogen sich brummend. Nur Zamorra wandte sich dem Sprecher zu. Es handelte sich um einen mittelgroßen, dicklichen Mann, dessen harte Züge im Kontrast zu seiner Statur standen.
    »Das gilt auch für Sie«, sagte er.
    Zamorra lächelte knapp. »Entschuldigen Sie, mein Name ist Professor Zamorra. Lassen Sie mich bitte einen Blick auf die Leichen der Unglücklichen werfen. Ich habe ein wissenschaftliches Interesse daran. Dies ist übrigens meine Sekretärin Nicole Duval.«
    Der Dickliche taute unter Nicoles bittendem Augenaufschlag etwas auf.
    Es gab kaum einen Mann, der in ihrer Gesellschaft nicht verwirrt wurde.
    »Kommissar Armand Panassié aus Bordeaux«, erwiderte er. »Ich habe von Ihnen gehört, Professor. Allerdings waren es nicht unbedingt positive Sachen, die man mir erzählt hat. Bei der Brigade Criminelle der Police Justiciaire glaubt man nun einmal nicht an Hypnose, Schwarze Magie und ähnlichen Spuk, mit dem Sie sich ja wohl befassen. Nun, das soll mich nicht daran hindern, Ihnen den Wunsch zu erfüllen. Was Sie sich davon versprechen, weiß ich nicht.«
    »Wir werden sehen«, sagte Zamorra vieldeutig.
    Sie folgten dem Uniformierten in einen großen kahlen Raum. Zamorra entdeckte einen Stapel Stühle und nebeneinandergereihte Tische in einer Ecke und schloß daraus, daß man wahrscheinlich einen Schulungsraum in diesem relativ modernen Gebäude einrichten wollte. Jetzt bot sich der kleine Saal als Leichenhalle geradezu an.
    Die Männer von der Küstenwacht hatten die Bahren abgesetzt. Panassié, der hier deutlich das Kommando übernommen hatte, nickte ihnen zu, schritt die Bahren ab und schlug die Tücher zurück.
    Nicole stieß einen Schrei aus. Entsetzt schlug sie die Hände vor die Augen. Einer der Leichen fehlte der Kopf.
    »Ich wußte, daß das nichts für Frauen ist«, sagte der Kommissar vorwurfsvoll zu Zamorra. »Machen wir es kurz. Kennt einer der Anwesenden einen dieser Männer? Professor, sind Sie in der Lage, einen oder mehrere Tote zu identifizieren?«
    Kopfschütteln. Auch Zamorra mußte passen.
    »Wir haben ihnen die Erkennungsmarken abgenommen«, sagte einer der Uniformierten. Seinen Dienstzeichen nach war er Caporal.
    »Diese drei sind die einzigen, die wir nach zweistündiger Suche dort draußen entdeckt haben. Wir nehmen an, daß die anderen sieben Besatzungsmitglieder mit dem sinkenden Schiff in die Tiefe gezogen wurden. Irgendein Sog oder Auftrieb hat nur den Kapitän, den Funker und den Steuermann an die Wasseroberfläche zurückbefördert. Laut den Marken handelt es sich also um Joop Pravemann, Willem Koog und Eike Rünne.«
    »Wer ist der Mann ohne Kopf?« wollte Panassié wissen.
    »Pravemann.«
    »Sieht so aus, als habe man ihn hingerichtet«, meldete sich der Professor zu Wort.
    »Woher wollen Sie das wissen?« Panassié stemmte gereizt die Fäuste in die Seiten.
    »Ganz einfach. Auch ein Nichtmediziner kann es aus der Art schließen, wie der Kopf vom Rumpf getrennt wurde. Schließlich gehören ein messerscharfer Gegenstand und sehr viel Kraft dazu, um einen menschlichen Hals samt der Wirbelsäule so säuberlich zu durchteilen.«
    Der dickliche Kommissar leckte sich die Lippen. »Hören Sie, Professor, ich bin hier, weil es Vorschrift ist, daß die Brigade Criminelle bei jedem ungewöhnlichen Todesfall auf dem Plan erscheint. Es kann sich bei dem

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