0013 - Geister-Roulett
unserem Tisch geschlurft. »Möchten Sie noch etwas trinken?«
Ich bestellte einen Orangensaft. Erst als er gebracht wurde, kam ich zur Sache.
»Wie ich hörte, wollen Sie hoch zur Klinik, Madam.«
»Wüßte nicht, was Sie das angeht«, meinte Rebbie Jones spitz.
»Bitte, Rebbie, halte dich da raus«, mahnte die Mutter.
Das rothaarige Girl hob nur die wohlgerundeten Schultern. Ich hatte noch keine Gnade vor ihren hübschen grünen Nixenaugen gefunden.
Ich ließ mich aber nicht beirren, sondern fuhr fort: »Wenn Sie tatsächlich zur Klinik fahren, könnten Sie mir einen Gefallen tun und mich mitnehmen.«
Mrs. Jones runzelte die Stirn. »Darf ich den Grund erfahren, Mr. Sinclair?«
»Ich möchte mir die Klinik gern einmal ansehen.«
»Es gibt doch Besuchszeiten«, warf Rebbie ein.
Ich lächelte. »Da bekomme ich aber nicht alles zu sehen.«
Rebbies hübscher Mund bekam einen verkniffenen Zug. »Sie wollen also herumschnüffeln, habe ich recht?«
»Vielleicht.«
Rebbie ließ sich nicht beirren. »Spielen Sie mit offenen Karten, Mr. Sinclair. Welches Interesse haben Sie an der Klinik? Bisher habe ich noch nichts Nachteiliges über das Sanatorium gehört.«
Ich hatte mir längst eine Meinung über die beiden Frauen gebildet eine positive. Aus diesem Grund beschloß ich, mein Inkognito zu lüften. Ich präsentierte den beiden Damen meinen Ausweis.
Mrs, Jones setzte sich die Brille auf und studierte das Dokument.
Ihre Tochter bekam große Augen. »Polizei?« fragte sie.
Ich nickte und steckte den Ausweis wieder ein.
Mrs. Jones packte hastig ihre Brille ein. »Stimmt mit der Klinik etwas nicht, Mr. Sinclair?«
»Das möchte ich gerade herausfinden.« Ich drehte mich und winkte Suko herbei. Der Chinese setzte sich zu uns an den Tisch und ich stellte meinen Freund vor.
Mittlerweile war auch Rebbie aufgetaut. Sie bewarf mich nicht mehr mit bösen Blicken, im Gegenteil, sie lächelte mich an. Ich wurde für die kleine Wildkatze plötzlich interessant. Und ehrlich gesagt, es war mir angenehm.
Rebbie Jones trank einen Schluck. »Gesetzt den Fall, wir nehmen Sie mit, Mr. Sinclair. Und gesetzt den Fall, in der Klinik geht es nicht mit rechten Dingen zu, wie Sie sagen. Befindet sich meine Mutter dann nicht in großer Gefahr?«
»Sicher. Aber sie wird bald aus der Klinik ›entlassen‹.«
Rebbie blickte mich verwundert an, und auch ihre Mutter verstand nicht so recht.
»Jetzt ist mir noch mehr unklar«, meinte sie. »Ich soll in die Klinik fahren und dann wieder verschwinden?«
»Ja. Nehmen Sie irgendeine Ausrede. Sagen Sie einfach, Sie hätten es sich überlegt und würden vielleicht noch einmal wiederkommen. Mir kommt es darauf an, ungesehen auf das Grundstück zu gelangen. Das ist alles.«
»Was geht da überhaupt vor?« wollte Rebbie wissen.
»Ich weiß es selbst nicht, Miss tut mir leid.«
Rebbie und ihre Mutter tauschten einen Blick. »Was meinst du, Mum? Sollen wir zustimmen?«
Mrs. Jones lächelte. »Ja. Ich bin dafür. Jeder Bürger sollte der Polizei helfen. Und wenn wir damit ein Verbrechen aufdecken oder verhindern können…«
»Sie sind wunderbar, Mrs. Jones«, lobte ich die alte Dame. »Es müßte mehr Menschen von Ihrer Art und mit Ihrer Einstellung geben.«
»Was geschieht mit Ihrem Freund?« fragte Rebbie. »Kommt er auch mit?«
»Nein, Suko wird mir den Rücken decken. Ich stehe mit ihm über Sprechfunk in Verbindung. Sie sehen also, um uns brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
»Alte Profis, wie?«
»So ungefähr.« Ich bot Zigaretten an. Rebbie nahm ein Stäbchen. Ich gab ihr Feuer und fragte: »Der Rover dort vor dem Gasthaus, gehört er Ihnen?«
»Ja.«
»Dann habe ich im Fond noch Platz. Ich werde mich zwischen die Vorder- und Hintersitze legen und hoffen, daß niemand auf die Idee kommt, einen Blick in den Wagen zu werfen.«
»Wir drücken Ihnen die Daumen«, meinte Rebbie und lächelte. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, daß wir einmal der Polizei helfen würden. Was so ein Lotterielos alles ausmachen kann.«
»Wovon reden Sie?«
»Meine Mutter hat zwei Millionen Pfund in der Lotterie gewonnen. Haupttreffer. Und da sie sich immer mal eine Schönheitsoperation leisten wollte, hat sie sich in diesem Sanatorium angemeldet. Das ist die ganze Geschichte.«
Wir leerten die Gläser und tranken dabei auf einen glücklichen Ausgang des Unternehmens. Ich war sicher, daß den beiden Frauen nichts geschehen würde.
Selten in
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