0013 - Geister-Roulett
durch die Kellertür.
Es war Roger van Cordtland!
***
»Wir sind da!« flüsterte Rebbie Jones vom Beifahrersitz aus. Sie wandte dabei nicht mal den Kopf, so konnte auch kein zufälliger Beobachter auf mich aufmerksam werden.
Ich lag im Fond, eingeklemmt zwischen Hinter- und Vordersitze. Von Suko hatte ich mich schon unten im Dorf getrennt. Mein chinesischer Partner wollte versuchen, sich zu Fuß an das Sanatorium heranzuschleichen.
In der rechten Hand hielt ich das Walkie Talkie. Es hatte eine Reichweite von ungefähr zweieinhalb Meilen. Nach einer ersten Verständigungsprobe gab ich ihm jetzt einen Lagebericht.
»Wir stehen vor dem Tor.« Ich sprach sehr leise in das Mikrophon.
Verzerrt kam sein ›Okay‹ zurück.
»Melde mich wieder, wenn ich auf dem Gelände bin!« Ich ließ das Gerät in der Innentasche der Jacke verschwinden.
Mrs. Jones mußte aussteigen, und ihre Tochter erklärte mir, was sie machte.
»Sie geht jetzt in ein kleines Wärterhäuschen.«
»Wie sieht das Tor aus?« wollte ich wissen. »Muß es mit der Hand geöffnet werden?«
»Nein. Ich glaube, es läßt sich elektrisch bewegen.«
»Okay, beobachten Sie weiter.«
Etwa eine halbe Minute lang geschah nichts. Nur der Motor brummte im Leerlauf.
»Meine Mutter kommt jetzt zurück«, meldete Rebbie.
Mrs. Jones stieg in den Wagen. »Was ist?« fragt Rebbie.
»Wir müssen zu Dr. van Cordtland.«
»Und dann?«
Der Rover setzte sich in Bewegung. »Ich weiß nicht. Er soll entscheiden.«
»Wenn wir da mal keinen Fehler gemacht haben.« Die Stimme des Girls klang besorgt.
Und auch ich machte mir meine Gedanken. Mein Optimismus hatte einen Dämpfer bekommen. Ich hätte die beiden Frauen doch nicht so leichtsinnig in den Fall mit hineinziehen sollen.
»Wir fahren jetzt auf den Parkplatz«, erklärte mir Rebbie. »Er liegt direkt neben dem größten Bungalow.«
»Ist van Cordtland schon zu sehen?« flüsterte ich.
»Nein, niemand…«
»Verdammt. Das gefällt mir nicht.«
»Denken Sie, mir?«
Mrs. Jones begann zu lachen. »Kinder, ihr seht Gespenster. Regt euch doch nicht auf. Es wird schon alles…«
Sie stockte.
Dafür stieß Rebbie einen erstickt klingenden Schrei aus.
»Was ist los?« zischte ich.
Rebbie schrie »Fahr wieder, Mutter. Fahr um Himmels willen!«
Zu spät.
Plötzlich wurden die beiden vorderen Türen des Rovers aufgerissen. Der Wagen machte einen Bocksprung wie eine Ziege, dann war der Motor abgewürgt.
»Verdammt, lassen Sie mich!« schrie Rebbie. »Sind Sie wahnsinnig, Sie Dreckskerl?«
Rebbie verstummte. Genau wie ihre Mutter wurde sie aus dem Wagen gezerrt. Durch den Spalt zwischen Rückenlehne und Beifahrertür konnte ich sehen, wie die beiden Frauen von grobschlächtigen Kerlen weggeschafft wurden. Rebbie wehrte sich noch, ihre Mutter nicht.
Meine Mission oder mein Plan war gescheitert. Glasklar erkannte ich dies. Ich mußte den Frauen zu Hilfe kommen, das war ich ihnen schuldig.
Doch ehe ich mein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, warf sich ein bulliger Mann hinter das Steuer. Hart knallte er beide Vordertüren zu.
Der Zündschlüssel steckte noch. Der neue Fahrer brauchte ihn nur herumzudrehen.
Sanft fuhr der Rover an. Mit mir als blindem Passagier, denn mich hatte der Kerl noch nicht gesehen.
Er lenkte den Rover in eine Kurve. Für mich wurde es Zeit, etwas zu unternehmen.
Unendlich vorsichtig richtete ich mich auf. Als ich auf den Knien hockte, wurde ich noch von der hohen Rückenlehne des Rovers gedeckt. Unhörbar zog ich die Beretta aus der Halfter.
Dann drückte ich die Mündung dem Typ in den Nacken.
»Und jetzt fahr ruhig weiter«, befahl ich. »Tu so, als wäre nichts. Und was du am Hals spürst ist die Mündung einer Pistole. Ich brauche nur den Finger krummzumachen, und du bist gewesen. Verstanden?«
Der Typ brummte irgend etwas, vielleicht eine Zustimmung.
Es war mittlerweile dunkel geworden. Zusätzlich hatte der Fahrer noch die Scheinwerfer gelöscht. Ich blickte an der Schulter des Kerls vorbei. Der Typ ließ den Rover auf einen mit Kies bestreuten Platz rollen, der an der Vorderseite von einem Gebüschgürtel begrenzt wurde. Fast fuhr er mit der breiten Schnauze in die Sträucher.
Der Motor erstarb. Es wurde still.
»Aussteigen!« befahl ich flüsternd. »Und denk daran, keine Dummheiten, mein Freund!«
Er öffnete die Fahrertür, und ich kletterte durch die Hintertür aus dem Wagen. Während dieser Aktion war die Mündung der Beretta immer auf seinen Nacken gerichtet.
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