0014 - Das galaktische Rätsel
Gruft, von unbekannten Wesen vor Jahrtausenden errichtet und voller unbegreiflicher Geheimnisse. Die Strahlen ferner Radiosterne, durch eine nicht erklärliche und nicht auffindbare Anlage gebündelt, bauten die unsichtbare Gruft auf. Für wenige Sekunden hatte die Telekinetin Anne Sloane beim erstenmal diese Strahlen ablenken können, die Gruft hatte sich geöffnet, und Ras Tschubai hatte eindringen können. Aber das genügte nicht, um den tatsächlichen Inhalt der Gruft zu erkunden. Darum war Rhodan froh, als er mit der Positronik die Formel hatte ermitteln können, mit der sich die gebündelten Strahlen der Radiosterne neutralisieren ließen. Ein Polarisationseffekt, wie Crest ganz richtig erkannt hatte. Und man konnte ihn beliebig lange andauern lassen. Gleichzeitig, so hatte der Positronenroboter versichert, wurde die Zeitsperre aufgehoben. Und das war schließlich das Wichtigste an der ganzen Angelegenheit, denn was nutzte das Eindringen in die Gruft, wenn die in ihr enthaltenen Objekte einige tausend oder gar Millionen Jahre in der Vergangenheit oder Zukunft weilten?
Rhodan verteilte die Mutanten und stellte sie so auf, daß sie mit wenigen Sätzen die Gruft erreichen konnten, wenn sie gerufen wurden. Dann beugte er sich zu dem Generator hinab. Die Einstellung stimmte. Er richtete sich wieder auf.
„Crest, Bull und ich werden gehen. Vom Mutantenkorps begleiten uns unmittelbar und sofort nur Miß Sloane und John Marshall. Die anderen halten sich bereit. Wir wissen nicht, welche Fähigkeiten von uns verlangt werden, aber wenn..."
Jeder verstand, was er meinte.
„... aber wenn ein Hindernis auftaucht, dann muß der Mutant mit der betreffenden Gabe einspringen und es beseitigen."
Das war es, was Rhodan hatte ausdrücken wollen. Nach einem letzten Zögern beugte er sich wieder zu dem Generator hinab und drückte auf einen Knopf.
Es gab ein leises Klicken, und dann begann das Gerät zu summen. Die im Innern des Generators befindliche Atombatterie lieferte die notwendige Energie zur Erzeugung der polarisierenden Strahlenbündel. In atemloser Spannung standen die Menschen und warteten. Stimmten die Berechnungen des Positronensystems? Waren die Angaben richtig gewesen? Ein winziger Fehler nur, und …
Der unterirdisch angelegte Saal mit seinen rohen Steinmauern war scheinbar leer. Ungehindert ging der Blick bis zur gegenüberliegenden Seite. Rhodan wußte, daß dies nichts als eine optische Täuschung war. Lichtstrahlen wurden geschickt umgeleitet und so gelenkt, daß beim bloßen Hinsehen der Eindruck entstehen mußte, der Saal sei leer. In Wirklichkeit jedoch stand in seiner Mitte die unsichtbare Kuppel aus gebündelten Strahlen. Sie setzte fester Materie den gleichen Widerstand entgegen wie Licht und Wolken.
Diese technischen Einzelheiten durchzuckten Rhodans Gehirn, als seine Augen die erste Veränderung bemerkten. Es war, als beginne in der Mitte des Saales die Luft zu flimmern. Die Gegenstände dahinter die gegenüberliegende Wand - wurden undeutlicher. Die einzelnen Steine schienen sich zu bewegen und ihre Form zu wechseln. Und dann verschwanden sie plötzlich. Die Umleitung der Lichtstrahlen fiel aus. Aber es geschahen noch andere erstaunliche Dinge. Bully rührte sich nicht, als vor ihm aus dem Nichts plötzlich rätselhafte Gegenstände auftauchten und feste Formen annahmen. Je deutlicher und greifbarer diese Gegenstände wurden, um so schwächer schien das Flimmern der Luft zu werden. Der Schirm aus kosmischen Strahlen baute langsam, aber sicher ab. Er verschwand.
Und gleichzeitig kehrten alle jene Dinge, die er vor der Außenwelt schützen sollte, in die Gegenwart zurück. Sie materialisierten aus Vergangenheit und Zukunft, verloren alle Eigenschaften der vierten und fünften Dimension - Normalzeit und Zeitverschiebung - und wurden somit nicht nur sichtbar, sondern auch greifbar. Sie glichen sich dem augenblicklichen Zeitablauf an und blieben somit materiell, gegenständlich. Sie wurden Wirklichkeit.
„Donnerwetter!" bemerkte Bully. „Das ist phantastisch!"
„Aber es ist auch real", gab Rhodan flüsternd zurück. „Die beste Methode, etwas sicher und unangreifbar zu machen, ist, es in die fernste Zukunft zu schicken. Dort würde es dann warten, bis man es eingeholt hat. In der Vergangenheit allerdings …"
„... wäre es für immer verloren", half Crest aus, „wenn man es nicht zurückholen kann oder selbst in die Vergangenheit geht."
„Also ist Zeitreise keine bloße Theorie, kein
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