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0014 - Der Schreckenskult

0014 - Der Schreckenskult

Titel: 0014 - Der Schreckenskult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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denen, die den dämonischen Mächten der Finsternis Einhalt gebieten, ich sehe es mit der Klarheit jener, die nicht mehr am Leben sind. Ein furchtbarer Kampf steht Euch bevor.«
    »Wie wird er ausgehen?« fragte Bill Fleming aus dem Hintergrund. Zamorras treuem Freund ging es darum, die Zukunft zu erfahren, wenn er auch keineswegs sicher war, daß das, was sich vor seinen Augen abspielte, tatsächlich Wirklichkeit war. »Was können wir tun, um Cochanoee zu besiegen?«
    Doch die grauenvolle wandelnde Wasserleiche antwortete nicht.
    Der Kapitän drehte sich um und ging zur Reling, stieg auf die Galeone hinüber. Eine grausige Parade fand statt, als die Besatzung der Galeone zur Jacht hin Front machte und achtungsvoll grüßte.
    Es war eine in vollkommener Lautlosigkeit von gespenstischen Kreaturen ausgeführte Ehrenbezeigung. Schwarz verfärbte, unförmige Matrosengestalten holten die Enterhaken ein. Hoch aufgerichtet stand der Kapitän der Galeone auf der Brücke.
    Plötzlich sprang ein Sankt-Elms-Feuer auf, loderte grünlich von den Mastspitzen, umhüllte die Gestalten der Untoten. Sie hatten sich zu einer Dreierreihe formiert, deren Glieder sich verschoben. Mit furchtbarer Klarheit schälte das Sankt-Elms-Feuer die entsetzlichen Gestalten aus der Dunkelheit.
    Die Galeone legte von der Jacht ab, entfernte sich ein paar Meter, und dann sank sie schnell in die Tiefe. Nicht mit dem Bug oder dem Heck zuerst, wie Schiffe normalerweise versinken, sondern mit dem gesamten Kiel. Ein Seufzer, der aus Luft und Meer zugleich zu kommen schien, wurde laut.
    Schon versank die Brücke mit dem Kapitän, die drei Masten verschwanden im Wasser. Der schwarze, faulige Wimpel, der über dem Mann im Ausguck matt niederhing, nahm eine strahlende weiße Farbe an.
    Als der Mastkorb mit dem Ausguck versank und nur noch die letzte Spitze des Hauptmastes für einen Augenblick aus dem Wasser ragte, wurde der Wimpel zu einer weißen Taube. Die Galeone versank, und die weiße Taube schwang sich empor, den Sternen entgegen.
    Kein Wirbel, kein Sog entstand, wo das Schiff versunken war. Die weiße Taube aber entschwand den Blicken der Besatzung der Jacht.
    Nicole Duval schaltete den Scheinwerfer aus und kletterte vom Brückenaufbau herunter. Sie gesellte sich zu den schweigend Dastehenden.
    »Die weiße Taube, was hat das zu bedeuten?« fragte sie Zamorra.
    »Die Seelen der Seeleute auf der Galeone sind erlöst«, sagte Zamorra. »Sie haben ihre ewige Ruhe gefunden, denn sie waren ohne Schuld an jenem dämonischen Zauber. Die weiße Taube ist ein Symbol.«
    »La Paloma«, sagte Chester Trenton leise. »Die alte Überlieferung.«
    Wie im Kitschroman, wollte Bill Fleming sagen. Doch er unterließ es. Selbst ihm, dem ewigen Skeptiker, der leicht auch einmal in Zynismus verfallen konnte, war nicht nach Spott zumute in diesen Augenblicken.
    Die Geistergaleone hatte das Seemannsgrab, die Besatzung Erlösung gefunden. Bill suchte mit seinem auf die Formeln und Gesetze der Naturwissenschaften fixierten Gehirn allerlei Erklärungen für das Erlebte, er wollte es nicht akzeptieren. Doch wie Zamorra war auch er tief berührt von dem Gedanken, daß das qualvolle Untotendasein der vor fast zweihundert Jahren im Wüten der Elemente ertrunkenen Seeleute ein gutes Ende genommen hatte.
    Nachdenklich sah Zamorra auf die Schatulle mit dem Verfluchten Buch Gorgo nieder.
    ***
    Professor Zamorra war ein harter Mann. Nicht immer im Leben hatte er es leicht gehabt. Prüfungen, Schicksalsschläge und Schwierigkeiten waren ihm zuteil geworden, weit mehr als anderen Menschen. Es war nicht leicht, ihn zu beeindrucken oder gar zu erschüttern.
    Doch nun war er bis ins Innerste aufgewühlt. Er hatte sich in eine der luxuriösen Kabinen der Jacht eingeschlossen und sich das Buch Gorgo vorgenommen. Was er beim Überfliegen der vergilbten Pergamentseiten, mit Blut beschrieben, das nicht verblaßt war, erfaßte, war mehr, als die meisten Menschen hätten ertragen können.
    Riten von nie geahnter Scheußlichkeit und lästerlichem Grauen waren im Verfluchten Buch beschrieben bis in Details, die die Haare zu Berge stehen ließen. Formen der Schwarzen Magie waren aufgeführt, die keines Menschen Gehirn ersonnen haben konnte.
    Die schlimmsten Kapitel handelten von Dämonologie, von Aussehen, Art und Gewohnheiten aller möglichen Dämonen und schaurigen Geister und dem Umgang mit ihnen. Diese Kapitel waren geprägt von Sadismus und Grauen, waren so furchtbar, abartig und pervers in ihrer

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