Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0014 - Der Schreckenskult

0014 - Der Schreckenskult

Titel: 0014 - Der Schreckenskult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
farbenprächtige altertümliche Gewänder gehüllt. Die Augen in dem schwärzlichen Gesicht waren weiß wie die Schwimmblase eines toten Fisches, die Haare ringelten sich wie Schlangen um den Kopf.
    Eine schwarze formlose Hand ragte aus einem bestickten Pluderärmel und umklammerte den Knauf des Degens.
    Auch die Besatzungsmitglieder einschließlich des Mannes im Mastkorb, den Zamorra und die anderen zu sehen bekamen, als Nicole den Scheinwerfer herumschwenkte und die Galeone ableuchtete, trugen enganliegende Hosen, Pluderwämse und zum Teil Eisenhauben auf dem Kopf. Ein paar Männer der Besatzung hielten altertümliche Musketen.
    Sie sahen gräßlich aus, schwarz, aufgequollen, schreckliche Zerrbilder von Menschen. Zamorra hatte einmal zugesehen, wie eine Wasserleiche, die vierzehn Tage im Fluß gelegen hatte, aus der Loire gezogen worden war. Sie hatte genauso aufgequollen und schwärzlich verfärbt ausgesehen wie die Männer an Bord der Galeone, nur mit dem Unterschied, daß sie von Fischen angefressen gewesen war.
    Die Galeone kam nun längsseits, und ehe Zamorra oder ein anderer etwas unternehmen konnte, flogen Enterhaken herüber. Sekunden später waren Jacht und Galeone fest miteinander verbunden.
    Noch machten die Schreckensgestalten keine Anstalten, auf die Jacht herüberzukommen. Der Steuermann hatte das Ruder losgelassen. Der Kapitän schickte mit gebieterischer Geste einen Mann oder vielmehr ein Monstrum in seine Kajüte unter der Brücke.
    Der wandelnde Leichnam kam zurück. Er trug eine Schatulle, die er dem Kapitän reichte. Gemessenen Schrittes ging dieser zur Reling, stieg darüber und betrat das Deck der Jacht. Er ging geradewegs auf Zamorra zu, der ihn hoch aufgerichtet erwartete.
    Die Jacht war hell erleuchtet. Bill Fleming und Chester Trenton stand der kalte Schweiß auf der Stirn, und Nicole zitterte hinter, dem Scheinwerfer. Einzig Zamorra zeigte keine Angst, obwohl auch ihm alles andere als wohl zumute war. Wenn die Meute der furchtbaren Wasserleichen über sie herfiel, konnte er mit seinem Amulett nichts ausrichten.
    Vor seinem geistigen Auge sah Zamorra ein Bild, das sich in sein Gehirn einbrannte. Eine vom Degen abgehauene Hand, die ein silbernes Amulett umklammerte.
    Der Kapitän streckte ihm die Schatulle entgegen. Der Anblick seines Gesichts aus der Nähe konnte selbst einer harten Natur den Magen umdrehen. Die weißen Totenaugen starrten, das schwarz verfärbte Gesicht sah gedunsen, naß und glitschig aus wie ein Hundekadaver, der ein paar Tage im Wasser gelegen hat.
    Ein übelkeiterregender Gestank ging von der gräßlichen Gestalt aus. Zamorra schauderte bei dem Gedanken, dieses Monstrum anfassen zu müssen.
    Zu seinem Entsetzen öffnete der Kapitän den Mund und begann zu sprechen. Seine Stimme klang glucksend und gurgelnd, als habe er die Lungen voller Wasser. Ein wenig faulige, stinkende Flüssigkeit trat aus seinen Mundwinkeln und tropfte aufs Deck.
    »Das Verfluchte Buch Gorgo«, gurgelte der Kapitän. »Nimm es, Lebender.«
    Zamorra nahm die Schatulle, und dabei berührte er für einen Augenblick die verquollene Hand der Wasserleiche ihm gegenüber. Sie war kalt, glitschig und schmierig. Zamorra mußte einen Aufschrei unterdrücken.
    »Endlich werden wir nun Ruhe finden auf dem Grund des Meeres«, fuhr der untote Kapitän der Galeone fort, »wie es jedem Seemann vergönnt sein sollte, der auf See sein Leben läßt. Ich warne Euch, Sterblicher, wer Ihr auch seid, das Buch Gorgo ist verflucht, und verflucht ist der, der es begehrt. Fast zweihundert Jahre lagen wir auf dem Grund des Meeres, tot und doch nicht tot. Unsere Körper konnten nicht zerfallen, und kein Meerestier wagte sich in den Umkreis des Verfluchten Buches. Heute erst hat dämonische Magie uns aus dem nassen Grab gehoben, damit ich das Buch übergeben kann.«
    »Ihr seid Spanier?« fragte Zamorra den Kapitän.
    »Wir waren es«, erwiderte er. »Im Jahre 1789 sollten wir reiche Schätze und einige andere Sachen ins Mutterland bringen, darunter auch das Verfluchte Buch, für das die Inquisition sich interessierte. In einem Tornado sank unser Schiff, dämonische Mächte haben verhindert, daß die Inquisition das Buch Gorgo in ihre Gewalt bekam.«
    Der Kapitän verneigte sich vor Zamorra. Der mußte mit Gewalt seinen Ekel vor der scheußlichen Erscheinung und dem gräßlichen Geruch, der von ihr ausging, unterdrücken.
    »Meine guten Wünsche begleiten Euch, Herr«, sagte der untote Spanier. »Ihr seid ein Großer unter

Weitere Kostenlose Bücher