0014 - Der Schreckenskult
Art, daß Zamorra in kalten Schweiß gebadet war, als er das in Menschenhaut gebundene Buch zuschlug.
Er mochte es kein zweites Mal öffnen. Zamorra konnte es kaum fassen, daß es Menschen gegeben hatte – die Priesterkaste und ihre Anhänger im alten Atlantis –, für die dieses unvorstellbar grauenhafte Buch eine Bibel und eine Verheißung gewesen war. Voller Entsetzen vor den höllischen Abgründen und den Schlünden der Finsternis, die sich vor ihm aufgetan hatten, sah Zamorra aus dem Bullauge in die klare Sternennacht hinaus.
Gräßliche Schreie ließen ihn aufschrecken. Er schloß die Kabinentür auf und rannte durch den erleuchteten Gang zu der Kabine, in der die beiden Gefangenen eingeschlossen waren. Nicole, Bill Fleming und Chester Trenton standen entsetzt vor der unteren Koje, auf der Lionel Hialeah lag.
Jemand hatte ihm den Knebel aus dem Mund genommen, und Hialeah brüllte vor Qualen und Schmerzen. Manchmal mußte er innehalten, um mit blaurot angelaufenem Kopf Luft zu holen, aber dann brüllte er von neuem um so entsetzlicher los.
Ihm quoll das Blut unaufhaltsam wie Schweiß aus allen Poren. Zudem bildeten sich in seinem Gesicht und an seinen Händen Wundmale, als würde er gegeißelt, zerfetzt und mit glühenden Eisen verbrannt.
Zamorra riß sein blutgetränktes Hemd auf. Hialeahs Brust war eine einzige Wunde.
»Ich schaute einen Augenblick in die Kabine«, sagte Nicole durch Hialeahs Gebrüll nahe an Zamorras Ohr. »Da begann er sich in gräßlichen Qualen und Krämpfen zu winden. Ich habe ihm den Knebel abgenommen.«
Etwas kaum Glaubliches geschah. In seinen furchtbaren Schmerzen gelang es Hialeah, die Nylonschnüre zu sprengen, die ihn fesselten. Sie waren so stark, daß man ohne weiteres einen schweren Wagen damit hätte abschleppen können. Die Kraftleistung, zu der die Schmerzen Hialeah trieben, war übermenschlich.
Er packte mit den Händen die Pfosten der Koje und rüttelte daran.
Er warf sich hin und her und brüllte, daß es den Zuhörern durch Mark und Bein ging.
Blut und Tränen liefen über sein Gesicht.
»Das Buch, das Verfluchte Buch«, keuchte er zwischen entsetzlichen Schreien. »Es bringt mich um, weil ich versagt habe. Oh, diese Schmerzen, diese Qualen! Die Hölle kann nicht schlimmer sein.«
Und wieder brüllte Hialeah los, unmenschlich und so furchtbar, daß Nicole und Chester Trenton an allen Gliedern zu zittern begannen. Von irgendwoher, vielleicht aus einer anderen Dimension, gellte ein dämonisches Gelächter auf, als weideten sich grauenhafte Geschöpfe an Hialeahs Qualen.
»Bringt mich um, so bringt mich doch um«, schrie und bettelte der Dämonendiener zwischen seinen Schreien. »Habt Erbarmen und tö- tet mich, ich kann diese Qualen nicht mehr aushalten.«
Zamorra war einmal ohnmächtiger Zeuge gewesen, als ein in ein Autowrack eingeklemmter Mann bei lebendigem Leib und vollem Bewußtsein verbrannte. Seine Schmerzen waren bei weitem nicht so schlimm gewesen wie die Lionel Hialeahs. Er war ein Diener Cochanoees, doch ein so schreckliches Ende hätte Zamorra nicht einmal dem Teufel selber gewünscht.
»Töte mich!« schrie Hialeah, dem die Augen aus dem Kopf quollen, Zamorra zu.
Sein Schrei ging in Gebrüll über.
Entschlossen schmetterte Zamorra ihm die Faust ans Kinn. Abrupt verstummte das Gebrüll des blutüberströmten, von furchtbaren Wunden bedeckten Mannes. Zamorras Schlag hatte ihn betäubt, eine gnädige Ohnmacht umfing ihn, während der es dann schnell zu Ende ging.
Als kein Blutstropfen mehr in Hialeahs Körper enthalten war, begann sich sein Fleisch aufzulösen. Sekunden später lag nur noch ein Häufchen Staub auf dem Boden.
»Er war schuld am Schreckensende meiner einzigen Tochter«, flüsterte Chester Trenton ergriffen. »Aber einen solchen Tod hätte ich ihm nicht gewünscht.«
Als Zamorra nun nach dem rothaarigen Mädchen sah, fand er sie bewußtlos. Das Entsetzen hatte ihr die Sinne geraubt. Während Zamorra sie ansah, verkrampfte sich ihr Körper. Auch aus ihren Poren begann Blut zu sickern.
Als sie die Augen aufschlug und zu schreien begann, rannte Zamorra aus der Kabine. Von den Schreien des Mädchens verfolgt eilte er in die Kabine, in der er sich zuvor aufgehalten hatte. Das Verfluchte Buch Gorgo lag auf dem Tisch. Ein glühender Schein kam aus seinem Innern und ein scheußlicher Gestank. Eine Mischung aus Schwefel und Blutdunst.
»Verfluchtes, dämonisches Machwerk!« schrie Zamorra und riß sich das Amulett vom Hals.
Er wollte
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