0014 - Der Schreckenskult
fragte er.
»Ausgezeichnet. Du hast Oscanora überlistet. Daß du ihn im Hotel treffen willst, mitten unter seinen Anhängern, hat seine Bedenken zerstreut. Einem Treffen anderswo hätte er kaum zugestimmt.«
»Oder nur unter allen möglichen Bedingungen und Sicherungen. So aber wird er nicht gar so mißtrauisch sein, und wenn er dann weiß, was gespielt wird, ist es zu spät.«
»Wenn nun aber Cochanoee selbst auftaucht und eingreift? Glaubst du, du bist dem Gehirne fressenden Dämonenscheusal gewachsen, Zamorra?«
»Ich habe schon mehr Dämonen und Geister zur Strecke gebracht. Zagen, Zaudern und Abwarten bringt uns nicht weiter. Der Dämon oder ich – einer von uns beiden wird diesen Kampf nicht überstehen.«
***
»Wenn die Cochanoee-Anhänger uns nun umbringen?« fragte Nicole.
Zamorra zuckte die Achseln.
»Sie brauchen mich nicht zu begleiten, wenn Sie nicht wollen, Nicole. Ich möchte Sie zu nichts zwingen oder überreden.«
»Ich lasse Sie nicht im Stich, Chef.«
Der stratosilberne Buick Camaro, ein weiterer Wagen aus Chester Trentons Wagenpark, rollte die 62. Straße entlang. Im Wagen saßen nur Professor Zamorra und seine Sekretärin Nicole Duval. Zamorra trug ein kleines Sprechfunkgerät in der Tasche der eleganten weißen Smokingjacke. Nicoles Sprechfunkgerät steckte in ihrer Handtasche.
Beide waren bewaffnet, Zamorra mit seinem Colt Cobra Revolver, Nicole mit einer achtschüssigen Brünner 70, Kaliber 7.65.
Zwischen den Sitzen auf der Ablage über dem Kardantunnel stand die eiserne Schatulle, die das Buch Gorgo enthalten hatte.
Nicole trug ein tief ausgeschnittenes weißes Kleid, das ihre gebräunten, vollen Brüste hervorhob und zur Geltung brachte. Ihr Haar war diesmal schwarz gefärbt, eine Haarfarbe, die sie für den Rest des Aufenthaltes in Miami beibehalten wollte. Sie hatte sich eine kunstvolle Hochfrisur zusammengesteckt. Nicole hatte einen guten Teil des Nachmittags damit verbracht, dieses Kunstwerk zu vollbringen.
Zamorra hatte längst aufgegeben, zu ergründen, welche Haarfarbe seine Sekretärin nun wirklich hatte. Er wußte auch nie genau, ob sie nun eine teure und modische Haarperücke trug oder nicht. Nicole hatte ein Faible dafür, ihre Umwelt immer wieder mit neuen Frisuren und Haarfarben zu überraschen. Es war eine Art Hobby von ihr, so wie andere Frauen sich mit Schmuck behängten oder stets dem letzten modischen Chic entsprechend gekleidet auftraten.
Der Buick Camaro hielt direkt vor dem Portal des schneeweißen Hotelpalasts. Ein Page spurtete heran, riß mit tiefer Verbeugung die Tür auf und ließ zuerst Nicole und dann Zamorra aussteigen. Zamorra gab ihm die Schlüssel und sagte ihm, er solle den Buick auf dem Hotelparkplatz abstellen.
Das Hotel Plaza ragte wie ein lichterfüllter halbrunder Turm vor Zamorra und Nicole auf. Eine kühn geschwungene blaue Leuchtschrift »Plaza Hotel« prangte über dem vorgebauten Entree.
Zamorra nahm Nicoles Arm. Ein livrierter schwarzer Pförtner riß die Glastür auf, machte eine Verbeugung und lächelte mit schneeweiß blitzenden Zähnen. Zamorra, der mit seinem weißen Smoking und der weinroten Schleife eine sehr elegante Figur machte, und Nicole paßten gut in diese luxuriöse Umgebung.
An der Rezeption erwartete sie bereits ein mit einem hellen Anzug und offenem Seidenhemd bekleideter älterer Mann. Sein Gesicht war tief gefurcht und braun gebrannt, sein sorgfältig frisiertes Haar schloßweiß.
Kaum hatte Zamorra an der Rezeption seinen Namen genannt, trat er auf ihn zu.
»Guten Abend, Professor Zamorra. Guten Abend, Mademoiselle. Mein Name ist René Charenton. Ich darf Sie zu Mr. Oscanora bringen?«
»Gleich, ich habe nur noch ein Telefongespräch zu erledigen.«
Zamorra trat in die Telefonzelle im Hintergrund der riesigen Hotelhalle. Das Plaza war eins der ersten Hotels am Platze, unter fünfzig Dollar war hier kein Zimmer zu bekommen. Zamorra wählte die Nummer von Chester Trentons Villa. Der Butler stellte ihn zum Arbeitszimmer durch.
Trenton meldete sich.
»Hier Zamorra. Nicole und ich sind im Hotel. Wir gehen jetzt zu Oscanora. Wenn in spätestens einer halben Stunde keine Funkmeldung von mir oder Nicole erfolgt ist, veranlaßt ihr eine Polizeirazzia hier im Hotel. Sollten alle Stricke reißen, müßt ihr den Kampf gegen den Cochanoee-Kult allein weiterführen. Ich meine, du und Bill. Steht der Hubschrauber bereit?«
»Ja, Zamorra, viel Glück. Hals- und Beinbruch, oder was sagt man zu dir am besten?«
Trotz
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