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0014 - Der schwarze Henker

0014 - Der schwarze Henker

Titel: 0014 - Der schwarze Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Verkäuferin ging vor und zog den dunkelgrünen Vorhang der kleinen Umkleidekabine zur Seite. Dann ließ sie Glenda allein.
    Der Mann draußen vor dem Geschäft hatte alles genau beobachtet. Ihm war nicht die kleinste Bewegung der jungen Frau entgangen. Seit sie ihr Hotel verlassen hatte, ließ er sie nicht aus den Augen.
    Der Mann war ziemlich unauffällig, sah man davon ab, daß er breite Schultern besaß. Er hatte kräftige Hände, ein etwas grobknochiges Gesicht, schwarze Haare, die in die Stirn hingen und dunkle Augen. Er trug eine Schafsfelljacke, eine Cordhose und halbhohe Stiefel. Die Hände hatte er in den Taschen der Jacke vergraben. Er stand so vor dem Schaufenster, daß er zwar in das Innere des Geschäfts sehen konnte, er selbst aber nicht entdeckt wurde. Dazu war der Winkel einfach zu spitz.
    Glenda Perkins verließ die Umkleidekabine Ihrem Gesicht konnte die Verkäuferin entnehmen, wie sich die Kundin entschlossen hatte.
    »Ich nehme den Rock«, sagte Glenda.
    Die Verkäuferin lächelte. »Habe ich doch gleich gesagt, daß Ihnen der Rock stehen wird.«
    »Er macht seltsamerweise auch nicht dick«, erklärte Glenda.
    Die Verkäuferin lachte. »Nein, daß tut er nicht.« Sie nahm Glenda den Rock ab und ging damit zur Kasse. Glenda zahlte, bekam für die Ware eine Tragetüte und verließ das Geschäft. Die Verkäuferin hielt ihr noch die Tür auf. »Beehren Sie uns bald wieder, Miß.«
    »Vielleicht.« Glenda lächelte.
    Kalt kam es ihr draußen vor. Kalt und windig. Glenda stellte den Kragen ihres Mantels hoch, wandte sich nach links und schlenderte die Hauptstraße entlang.
    Der Verfolger blieb ihr auf den Fersen.
    Und Glenda merkte nichts.
    Sie ging gern durch kleinere Städte, sah sich die Geschäfte, Cafés und Restaurants an. Auch die Menschen interessierten sie. Die Schotten waren urwüchsiger als die Südengländer, sie wirkten auf Glenda auch verschlossener, aber keineswegs unfreundlich.
    Und doch spürte Glenda, daß in dem Ort nicht alles stimmte. Sie konnte sich das Gefühl auch einbilden, doch instinktiv nahm sie die finstere Drohung wahr, die über der Stadt lag. Die Einwohner wußten, was geschehen war, und sie hatten Angst, das sah Glenda.
    Auch der fremde Kastenwagen fiel ihr auf. Das Nummernschild stammte aus Dundee. Glenda arbeitete bei der Polizei, und sie wußte, wie ein Einsatzwagen der Mordkommissinn aussah. Davor fuhr ein grauer Austin. Er war mit drei Männern besetzt.
    Die Mordkommission rückte an.
    Aber wer war umgebracht worden?
    Glenda blieb stehen. Über ihren Rücken rieselte eine Gänsehaut. Sollte der unheimliche Henker wieder zugeschlagen haben? Aber am hellichten Tag? Unmöglich…
    Glenda biß sich auf die Lippen. Sie dachte daran, was John ihr gesagt hatte. Er wollte einen Besuch beim Pfarrer machen. War der Geistliche etwa…
    Glenda wagte gar nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Einen Pfarrer umzubringen, das erschien ihr unmöglich.
    Und doch blieben Zweifel.
    Sie ging weiter. Langsamer als vorher.
    Glenda spielte mit dem Gedanken, sich plötzlich nicht mehr sicher, sehnte sich nach der Wärme und dem Schutz des Hotels.
    Der Verfolger hatte aufgeholt.
    Drei Schritte stand er hinter ihr, tat so, als wollte er über die Straße gehen und blickte sie von der Seite her aus den Augenwinkeln an.
    Glendas Blicke glitten über die Hausfassaden der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie sah auch die schmale Seitengasse und das Schild, das mit einem geknickten Pfeil auf die Gasse hinwies.
    ›Korbwaren! Besondere Souvenirs!‹, stand darauf zu lesen Glenda schwärmte für Körbe und Taschen aus geflochtenen Weiden. Sie besaß Einkaufstaschen und Blumenübertöpfe aus diesem Material und sie überlegte nicht mehr lange, sondern überquerte die Straße.
    Der Verfolger machte ihr es nach.
    Gleichzeitig mit Glenda erreichte er die andere Seite und tauchte wenig später hinter ihr in die schmale Gasse ein.
    Besser konnte es für ihn gar nicht laufen.
    Eng standen die Häuser beieinander. Alte, einstöckige Bauten mit schmalen Fassaden, kleinen Fenstern und fingerdicken Rissen in den Mauern.
    Auch das Korbgeschäft lag in einem der Häuser. Es besaß ein Schaufenster, und das war vollgestopft mit den Dingen, die Glenda Perkins liebte.
    Sie blieb vor dem Fenster stehen.
    Im Laden war es ziemlich dunkel. Nur undeutlich konnte sie einen Verkäufer erkennen. Kunden schienen nicht im Geschäft zu sein, wenigstens sah Glenda keinen. Ihr kam die Sache nicht geheuer vor. Die enge

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