0014 - Der schwarze Henker
Rückens. Er lachte darüber. »Heul nur, es wird dir nichts nutzen.«
Das Messer hatte er ihr weggenommen. Er war sicher, daß Glenda keinen Fluchtversuch mehr unternehmen würde.
Dann erreichten sie ihr Ziel. Es war ein kleines Steinhaus, und soviel Glenda erkennen konnte, stand es ziemlich allein. Kein anderes Gebäude mehr in der Nähe. Der Schnee hatte schon eine handhohe weiße Schicht auf das Dach gelegt. Er klebte zwischen den Mauerritzen und lag auch auf den Fensterbänken.
James Riley holte einen Schlüssel aus der Tasche. Während er Glenda mit der linken Hand festhielt, werkelte er am Schloß der Haustür herum.
Und da versuchte es Glenda Perkins. Urplötzlich kam es über sie. Sie wollte einfach nicht mehr wehrlos diesem Scheusal ausgeliefert sein.
Sie drehte sich zur Seite und sprengte so den Griff.
Eine Sekunde war der Kerl konsterniert.
Da tauchte Glenda schon in das wirbelnde Flockengestöber.
»Hilfe!« gellte ihre sich überschlagende Stimme. »Hilfe! So helft mir…«
Sie rannte, lief so schnell sie ihre Füße trugen. Die Tasche mit dem Rock warf sie kurzerhand weg.
Doch auch James Riley war nicht von gestern. Sofort nahm er die Verfolgung auf. Er war hier zu Hause und kannte jeden Fußbreit Boden. Rasch, zu rasch für Glenda, holte er auf. Seine Schritte wurden immer länger. Er sah Glendas Umrisse, lachte schaurig auf.
Glenda hörte das Gelächter, rannte noch schneller, doch sie übersah das Brett auf dem Boden. In dem Schnee war es ohnehin schlecht zu erkennen.
Glenda Perkins rutschte mit dem rechten Fuß aus. Sie machte einen unfreiwilligen Spagat. Die Beine wurden ihr förmlich unter dem Körper weggerissen.
Glenda Perkins fiel hin.
Sie prallte auf den Rücken, der Hinterkopf knallte gegen das Brett und sie sah sekundenlang nichts als Sterne aufblitzen.
Dann war James Riley über ihr.
Er kam wie ein Tier aus der Nacht. Grausam, wuchtig. Glenda spürte den Druck seines Körpers. Sie schrie. Da klatschte eine schwielige Hand gegen ihre Wange. Der Schrei wurde zu einem Wimmern. Sie vernahm die flüsternde Stimme. Heiser und abgehackt wurden ihr die Worte entgegengeschleudert.
»Mach das nicht noch mal, sonst…« Riley ließ die weiteren Worte unausgesprochen, doch die Klinge in seiner Hand redete eine deutliche Sprache.
Steif blieb Glenda liegen.
Finger wühlten sich in den Stoff ihres Mantels. Glenda wurde hochgerissen, auf die Füße gestellt und durchgeschüttelt.
Es ging den Weg zurück. Diesmal jedoch blieb das Messer dicht vor ihrer Kehle kleben.
»Killen sollte man dich. Killen…«
Glenda bekam es mit der Angst zu tun. Der Kerl hinter ihr war nicht mehr normal. Er war ein Tier, ein…
Sie erreichten das Haus. Aufgeschlossen hatte James Riley schon. Er riß die Tür auf und stieß Glenda in das dahinter liegende Dunkel. Mit der rechten Schulter prallte sie gegen einen scharfkantigen Gegenstand. Sie krümmte sich vor Schmerzen James Riley schmetterte die Tür ins Schloß. »Bleib, wo du bist!«, vernahm Glenda seine Stimme aus dem Dunkel. »Ich mache Licht!«
Schweratmend blieb die junge Frau stehen. Sie hörte das Ratschen eines Zündholzes auf der Reibfläche, dann flackerte eine Kerze auf.
James hielt sie in der rechten Hand. Der Schein tanzte über sein Gesicht und ließ es noch dämonischer erscheinen, verzerrte es zu einer Fratze.
»Für dich brauche ich kein elektrisches Licht«, flüsterte er. »Ich bringe dich sowieso in den Keller.«
Glenda konnte nicht sprechen. Sie spürte einen dicken Kloß in ihrer Kehle sitzen. Ängstlich blickte sie sich um. Sie befand sich in einem größeren Raum. Nur schwach sah sie die Umrisse einer Tür. An den Wänden hingen Gegenstände, die sie bei genauerem Hinsehen als Waffen identifizierte. Hieb- und Stichwaffen, aber auch Gewehre und Pistolen Riley mußte ein Waffennarr sein.
Er faßte wieder nach Glendas Arm. Hart zerrte er sie in die Mitte des Raumes. Das Kerzenlicht flackerte. Die kleine Flamme bog sich von einer Seite zur anderen, ließ die Gesichter der beiden Kontrahenten einmal im Dunkeln und leuchtete sie in der nächsten Sekunde wieder zuckend an.
Es war eine unheimliche Atmosphäre, die in dem Haus herrschte. Glenda glaubte, das Böse, das Unerklärliche direkt zu spüren, das zwischen den vier Wänden hockte und wie ein Alp drückte.
Das Messer hatte James Riley weggesteckt. Jetzt bückte er sich, zog einen alten, abgetretenen Teppich beiseite, und Glenda sah die Umrisse einer Falltür im Boden
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