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0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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Gespenstergeschichten, und das gefällt mir nicht an ihm.«
    ***
    »Das war nur eine Generalprobe«, sagte Ming-Li zu McTrash.
    »Doch sie war sehr vielversprechend. Morgen werden wir mehr erfahren. Augenzeugen über das Massaker in der Wellington Street gibt es leider nicht. Ich wüßte zu gern, ob sich Ihre Roboter eigentlich auch am Töten beteiligen, oder ob meine Changs die ganze Arbeit tun müssen.«
    Stephen McTrash hob den Kopf. Die Haut seines Gesichts war blutunterlaufen. Es gab keine unversehrte Stelle mehr darauf. Seine Körperteile spürte er kaum noch, so nachhaltig waren die Folgen der Folter.
    Er wußte, daß er jetzt ein Diener dieses Ungeheuers sein mußte, wenn er weiterleben wollte.
    Er machte sich zum Massenmörder im Dienst dieses Ming-Li, doch das war immer noch besser, als selbst zu sterben. »Ich muß sie nur auf Menschen programmieren, dann morden sie auch«, sagte McTrash.
    »Nein, warten wir noch damit… Meine Changs sind mir treuer ergeben.« Ming-Li betrachtete seinen Gefangenen. »Sie sind dumm, McTrash. Ich weiß, was sich in den Windungen Ihres Gehirns abspielt, denn Sie und die Funktionen Ihres Körpers sind ebenso durchsichtig für mich wie meine Changs. Wissen Sie, was Sie denken? Soll ich es Ihnen verraten?«
    McTrash schwieg.
    »Sie stellen sich vor, mir eine Falle zu stellen. Sie wollen Ihre Roboter gegen mich und die Changs einsetzen, ohne daß wir etwas dagegen tun können. Aber Sie irren sich, McTrash. Sie irren sich gewaltig. Wollen wir es wirklich auf einen Machtkampf Ihrer Roboter mit meinen Changs ankommen lassen?«
    »Nein«, antwortete der Schotte gebrochen, »niemals. Ich habe keinen Lebenswillen mehr. Mir ist alles gleichgültig.«
    »Ich brauche Sie. Ich kann diese komplizierten Apparaturen nicht handhaben. Sie müssen die Roboter fernsteuern, und Sie werden sich nicht weigern!«
    Stephen McTrash begriff, daß er für Ming-Li und seine grausigen Vernichtungspläne weiterleben mußte. Kein Triumph erfüllte ihn, nur gnadenlose Angst.
    Würde er den Fängen von Ming-Li, der sich für einen Dämonengott hielt, jemals entkommen können? Oder stand nicht in jedem Fall am Ende seines Wirkens für Ming-Li der Tod?
    ***
    Professor Zamorra folgte den Spuren bis hinauf zum Happy Valley.
    Noch wußte er nicht, daß es sich um einen Friedhof gewaltigen Ausmaßes handelte.
    Von drei Seiten von Bergen umgeben, lag dieser immergrüne Fleck, den sich Protestanten, Katholiken, Perser und Mohammedaner zum Begräbnisort für ihre Toten ausgewählt hatten.
    Professor Zamorra schritt durch breite Alleen mit herrlicher Blumenpracht, und obwohl er im Dunkel keine Einzelheiten erkennen konnte, ahnte er doch, daß er sich diesen herrlichen Park unbedingt bei Tageslicht ansehen mußte.
    Noch immer spürte er, daß er auf der richtigen Spur war. Sein Instinkt riet ihm, weiterzugehen, doch sein Verstand ermahnte ihn zu größter Vorsicht.
    Dann sah er gegen den nachtdunklen Himmel über sich die Pagode.
    Er blieb stehen. Sein Herz hämmerte hart gegen den Brustkorb.
    Was war mit dieser Pagode los? War sie das Ziel, das er ansteuerte?
    Aber eine Pagode? Sie ragte mehrstöckig gegen den Himmel, stolz und erhaben. Sicher war sie ein altes, baufälliges Bauwerk und konnte keinen Robotern Unterschlupf bieten. Oder doch?
    Professor Zamorra beschloß, sich die Pagode näher anzusehen. Er verließ den breiten Parkweg und kletterte einen schmalen Steg hinauf, der sich durch hohe Büsche und Sonnenblumen aufwärts wand, hinauf zu dem Platz, wo die Pagode stand.
    Doch er irrte sich, wenn er glaubte, den Aufstieg in zehn Minuten bewältigen zu können.
    Er war schon eine halbe Stunde schnell hinaufgestiegen, ohne daß er der Pagode auch nur ein wenig näher gekommen schien. Eine Luftspiegelung mußte ihn genarrt haben.
    Professor Zamorra blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen.
    Er sah sich um. War da hinter ihm nicht ein Geräusch gewesen?
    Er tastete mit seinen scharfen Augen die Umgebung ab, doch er konnte nichts erkennen.
    Sein Instinkt aber warnte ihn. Er spürte, daß er auf diesem abgelegenen Pfad nicht mehr allein war.
    Rings um ihn war felsiges Gebiet. Hier wuchs kein Strauch, kein Baum mehr. Da, eine Bewegung in der Finsternis. Zamorra hielt den Atem an. Mit geweiteten Augen sah er der Gestalt entgegen, die für einen Mann merkwürdig klein war. Sie reichte ihm höchstens bis zum Hals.
    Es war ein Chinese. Er trug einen grauen Kittel und hielt den Kopf mit dem schwarzen Haar vornübergeneigt.

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