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0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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wirst du, mein Sklave.«
    »Nein, ich will nicht…«, stieß der Schotte hervor. »Warum trifft es gerade mich? In Hongkong leben viele Menschen. Warum ist die Wahl ausgerechnet auf mich gefallen?«
    Ming-Li gab keine Antwort. Der Dolch näherte sich noch mehr dem Gesicht des Schotten. Und jetzt bemerkte McTrash auch, daß seine Finger dieselben spitzen, scharfen Klingen statt der Fingernägel hatten wie die der Changs.
    Diese Krallen drehten jetzt den Dolch so, daß die Klinge waagerecht zu McTrashs Augen stand. Wie hypnotisiert sah er die scharfe Schneide auf sich zukommen und dicht über seinen Brauen in die Stirn eindringen. Das Blut floß ihm über die Augen, doch er blieb bei Besinnung.
    »Du dienst den Cathays«, hörte er wie aus weiter Ferne Ming-Li sagen. Er vergaß, daß er einen Körper besaß. Er war unfähig zu denken. »Du bist Angehöriger einer niederen Kaste und wirst alles tun, was ich dir befehle, ohne dich aufzubäumen oder Widerstand zu leisten.«
    »Ja, Ming-Li, großer Erlauchter«, sprach McTrash monoton.
    »Verlasse die Katakombe der Pagode«, hörte er Ming-Li fortfahren. »Begib dich nach Victoria hinunter. Im Hafen der Dschunken finden amerikanische Filmaufnahmen statt. Nancy Chaokin ist die Hauptdarstellerin. Du wirst sie töten, McTrash.«
    »Ja, Ming-Li, großer Erlauchter.«
    »Du dienst jetzt dem alten Reich Cathay. Nancy Chaokin ist eine Feindin unseres Reiches, der Mongolen, der Untertanen von Kublai Chan. In aller Öffentlichkeit hat sie uns verspottet und dem Hohn preisgegeben. Töte sie.«
    »Ich eile, großer Erlauchter.«
    »Wende alle Vorsicht an, deren du fähig bist, McTrash. Ich habe noch andere Aufträge für dich, den weißen Barbaren, der jetzt unser Kuli ist.«
    »Ja, großer Erlauchter.«
    »Geh hin. Wenn du in Victoria eintriffst, werden die Filmaufnahmen im Hafen soeben begonnen haben.«
    Stephen McTrash wandte sich um und setzte einen Fuß vor den anderen. Er stand unter einem fremden Willen. Dumpf hämmerte es hinter seiner Stirn. Das Blut war versiegt. Seine Schritte wurden immer fester und sicherer. Er lebte. Man hatte ihn nicht getötet.
    Daß Ming-Li, der große Erlauchte, eine Gehirnwäsche bei ihm vorgenommen hatte, wie nur Dämonen sie beherrschen, war ihm nicht klar. Er spürte, daß in ihm alle Angst vor Ming-Li gewichen war, daß die Changs nicht mehr furchteinflößend für ihn waren und daß ihn das Böse beherrschte und ihn drängte, einen Mord zu begehen, um dem großen Ming-Li gefällig zu sein.
    ***
    Die feuchtschwüle Treibhausluft drückte schon um sieben Uhr morgens auf das Gemüt der Menschen.
    Regisseur Rock Lemmon lieferte sich schon in aller Frühe ein Gefecht mit seinem Kameramann Kinsly. Sie schrieen sich an und hatten beide rote Köpfe.
    Nancy Chaokin hüllte sich in ihre Seidenstola und war mit ihren Gedanken weit fort. Sie wäre gern daheim in Los Angeles gewesen, wo sie sich sicherer als in Hongkong gefühlt hätte. Seit gestern spürte sie eine seltsame Beklemmung in sich, die sie sich nicht zu erklären vermochte. Sie, deren Eltern noch an Geister und Spuk glaubten und dem chinesischen Aberglauben huldigten, befand sich auch jetzt noch – obwohl sie Wahlamerikanerin war und einen US-Paß besaß – in einem rätselhaften Spannungsfeld, das erst gestern abend während des Interviews auf der Pressekonferenz entstanden war.
    Ihre Unruhe war gestiegen, als spät abends Professor Zamorra ins Hotel zurückgekehrt war. Er hatte ein blutiges, zerfetztes Hemd und gräßliche Verletzungen auf der Brust gehabt. Nicole Duval hatte sofort Verbandsstoff herangeschafft und ihre Meinung zu den Eskapaden ihres Chefs geäußert.
    Dann hatte der Professor Nancy gefragt, ob ihr der Name Ming-Li bekannt wäre.
    »Ming-Li«, hatte sie ohne zu überlegen gesagt, »heißt auf Chinesisch ›das reine Licht‹ oder ›die Wahrheit zu suchen‹. Vor der Eroberung durch die Mongolen hieß der Name der Dynastie, die den Thron innehatte, Ming.«
    Diese Frage des Professors hatte ihr die ganze Nacht keine Ruhe gelassen.
    Bill Fleming hatte ihr erzählt, daß dieser Industrielle McTrash, von Leuten entführt worden war, die keine Menschen waren und daß sie McTrash mit hoher Stimme erklärt hatten, sie kämen von Ming-Li.
    »Nancy, wir sind soweit!« schrie der Regisseur. »Träumst du mit offenen Augen?«
    »Ich komme schon, Rock…«
    Nancy streifte die Seidenstola ab, ließ sich vom Maskenbildner noch einmal das Gesicht kontrollieren und trat auf den wackligen

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