0015 - Der siebenarmige Tod
zu kassieren.
Damit dies nicht geschehen konnte, entwickelte John Sinclair rasch einen Plan: Es war wichtig, daß Tony nicht mehr nach Hause ging. Am besten versteckte man den Jungen an einem sicheren Ort. John wußte auch sogleich, wo. Bei Jane Collins. Da war Tony Shamrock gut aufgehoben und so sicher wie in Abrahams Schoß.
Inzwischen konnte John gegen die Teufelsanbeter vorgehen und versuchen, Harry Podwil zu befreien.
Aber jetzt mußte John bei Jane um Verständnis bitten, schließlich ist die Arbeit wichtiger als das Vergnügen. Außerdem ging es um das Leben eines Jungen.
Tony saß wie ein kleines Häufchen Elend neben dem Oberinspektor auf dem Beifahrersitz. Er blickte durch die Frontscheibe, aber er schien geistig nicht zu verarbeiten, was er sah. Im Moment schien ihm alles egal zu sein. John hatte Mitleid mit dem leidgeprüften Jungen, der in der vergangenen Nacht den Schock seines Lebens davongetragen hatte.
»Kopf hoch, Tony«, sagte der Geisterjäger aufmunternd. »Wir kriegen das schon wieder hin.«
»Glauben Sie? Glauben Sie wirklich, Oberinspektor?«
»Na klar. Rozzo und seine Kameraden wandern ins Gefängnis, und Harry Podwil kehrt nach Hause zurück.«
»Vielleicht ist…« begann Tony Shamrock, doch dann erschrak er und biß sich fest auf die Lippen.
»Was wolltest du sagen?«
»Vielleicht ist Harry bereits tot.«
Diese verdammte Möglichkeit bestand natürlich. John hatte schon lange daran gedacht, aber Tony gegenüber gab er das nicht zu. »Du darfst nicht alles so schrecklich schwarz sehen, Junge. Eine Hoffnung gibt es immer. Daran müssen wir glauben, solange das Gegenteil noch nicht erwiesen ist.«
»Ich würde viel darum geben, daß Harry noch lebt.«
John bog ab.
Tony streifte ihn mit einem schnellen Blick. »Sie erinnern sich doch noch an das, was ich Ihnen über Red Rozzo erzählt habe.«
»Selbstverständlich.«
»Man kann einen Mann, der über solche Fähigkeiten verfügt, doch nicht einsperren.«
John lächelte. »Es ist nicht meine erste Auseinandersetzung mit den Mächten der Finsternis. Ich kenne die Schwächen meiner Gegner. Glaube mir, Tony, wir haben eine Chance.«
***
Jane Collins bewies, daß sie Stil und Größe hatte. Sie verlor kein Wort über die Themsefahrt, als ihr John Tony Shamrocks haarsträubende Geschichte erzählte. Sie sagte nur – und es klang kein bißchen bedauernd: »Wir beide sind ohnedies nicht fürs Faulenzen geschaffen, John.«
»Ich möchte, daß du gut auf den Jungen aufpaßt«, bat der Geisterjäger eindringlich.
Jane legte Tony ihren schlanken Arm um die Schultern. »Wie auf meinen Augapfel.«
»Am besten, ihr rührt euch hier so lange nicht raus, bis ihr von mir grünes Licht bekommt.«
»Einverstanden«, erwiderte die hübsche Privatdetektivin. »Sonst noch irgendwelche Anweisungen, Sir?«
John wies auf den Jungen. »Unterhalte dich ein bißchen mit ihm. Er ist ziemlich mit den Nerven fertig. Ein paar Stunden Schlaf werden ihm sicherlich guttun.«
Tony schüttelte heftig den Kopf. »Ich will nicht schlafen!«
»Du wirst nicht gefragt, Kamerad. Glaub mir, ich weiß besser, was gut für dich ist.« John wandte sich an Jane. »Darf ich mal ganz schnell telefonieren?«
»Tu dir keinen Zwang an. Die Rechnung ist schon so hoch, daß es auf ein Gespräch mehr oder weniger nicht mehr ankommt.«
John wählte die Nummer seines Freundes und Kampfgefährten. Suko, der bärenstarke Chinese, meldete sich so schnell, als hätte er nichts anderes zu tun gehabt, als auf diesen Anruf zu warten.
»Suko, hier ist John…«
»Was gibt’s?« erkundigte sich Suko neugierig.
»Arbeit gibt es. Harte Arbeit…!«
***
Sie trafen sich nahe der Paddington Station. Suko kam auf seiner schweren, chromblitzenden Harley Davidson angebraust. Die Maschine war ein schnurrendes Kraftpaket. Sukos ganzer Stolz.
Der große Chinese war ein Mann mit einem ewigen Lächeln um die Lippen und mit dem Körper eines gewichtigen Sumoringers.
Suko war ein erklärter Feind aller Dämonen, und Auseinandersetzungen regelte er am liebsten mit seinen brettharten Karatefäusten.
Das schwarze, dünne, in der Mitte gescheitelte Haar war vom Fahrtwind in Unordnung gebracht worden. Suko strich mit den Händen kurz darüber.
John stieg aus seinem Wagen und begab sich zu dem Riesen mit dem Pfannkuchengesicht. Suko hatte die schwere Harley Davidson vollkommen unter Kontrolle. Er stellte den Motor ab.
»Bist du in Form?« erkundigte sich John.
Suko spannte die stahlharten
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