0015 - Der siebenarmige Tod
Damit er nicht überhand nimmt, solltet ihr mir nun schleunigst sagen, wo mein Freund und ich Harry Podwil finden können. Ich hoffe in eurem Interesse, daß es dem Jungen noch gutgeht, sonst lasse ich euch ein blaues Wunder erleben, vor dem euch nicht einmal Lemuri bewahren kann!«
Johns Worte saßen wie Geißelhiebe.
Dreißig Augen verengten sich mit einem Schlag.
»Sinclair!« sagte einer der Maskierten beeindruckt. »John Sinclair, der Geisterjäger!«
Und ein anderer brummte: »Von Scotland Yard!«
»Ganz recht«, bestätigte John. »Und jetzt heraus mit der Sprache! Wo ist der Junge? Wo habt ihr Harry Podwil hingebracht?«
Ihre Antwort war ein einziger vielstimmiger, haßerfüllter Schrei. Gleichzeitig warfen sie sich nach vorn, um den Geisterjäger und seinen Freund mit harten Schlägen zusammenzudreschen…
***
Jane Collins streckte den Arm aus und deutete auf das Bett.
»Ich möchte jetzt nicht schlafen«, sagte Tony gereizt.
»Aber warum denn nicht? Es wird dir sicherlich guttun. Du hast selbst gehört, was der Oberinspektor sagte. Nun komm schon, Tony. Sei ein braver Junge.«
»Ich will nicht schlafen!« wiederholte Tony.
Er starrte auf den Boden, als sie nach einer Weile das Wohnzimmer wieder betrat. Er machte ein Gesicht, als hätten ihm die Hühner das Brot weggefressen. »Was bedrückt dich!« fragte Jane.
»Ich muß immerzu an das denken, was ich gestern nacht erlebt habe.«
»Der Schlaf hätte dich vergessen lassen.«
»Ich will aber nicht…«
»Ich weiß. Es ist schon gut, Tony ich verliere kein Wort mehr darüber okay?«
Der Junge blickte Jane unsicher an. »Wird es Oberinspektor Sinclair gelingen, diese Satanssekte zu zerschlagen?«
»Davon bin ich überzeugt.«
»Die haben Harry Podwil in ihrer Gewalt. Wenn sie merken, daß Sinclair etwas gegen sie im Schilde führt, werden sie drohen, Harry umzubringen.«
»Ich denke, du solltest dir nicht den Kopf des Oberinspektors zerbrechen, Tony. John Sinclair weiß, was er in solchen Fällen zu tun hat. Er ist auf diesem Gebiet der beste Mann von Scotland Yard. Das sage ich nicht, weil ich mit ihm befreundet bin.«
Tony Shamrock rieb sich heftig die Nase. »Sie werden Harry gestern nacht ziemlich stark zugesetzt haben, damit er ihnen meinen Namen verrät.«
»Glaubst du, daß sie ihn dazu gekriegt haben?«
Tony zuckte die Achseln. »Weiß ich nicht. Normalerweise bekommt man aus Harry so etwas nicht raus. Für einen Freund läßt er sich in Stücke reißen, und er kann schweigen wie ein Grab… Aber Red Rozzo wurde von Lemuri mit den Kräften der Hölle ausgestattet. Er findet bestimmt einen Weg, um meinen Freund zum Sprechen zu bringen.« Die Augen des Jungen hefteten sich furchtsam auf Jane Collins. »Großer Gott«, stieß er aufgeregt hervor. »Stellen Sie sich vor, Harry hat bereits geredet, dann kennen die jetzt meinen Namen und meine Adresse.«
Die Privatdetektivin lächelte beschwichtigend. »Du brauchst keine Angst zu haben, Tony. Bei mir bist du sicher. Hier werden sie dich nicht suchen.«
Tony Shamrock schüttelte noch aufgeregter den Kopf. »Ich denke jetzt nicht an mich, Miß Collins, sondern an meinen Großvater. Diese Kerle werden zu ihm kommen, und wenn sie mich in seiner Wohnung nicht vorfinden, werden sie Großvater bedrohen. Sein Herz ist nicht mehr das jüngste und auch nicht mehr das gesündeste. Es könnte – sein, daß er die Aufregung nicht überlebt. Und ich wäre schuld.«
»Wieso du?« fragte Jane erstaunt.
»Wenn ich mit Harry Podwil nicht zu dieser verdammten Kirche gegangen wäre…«
»Ebensogut könnte man sagen: Wenn die Kirche niemals gebaut worden wäre. Tony, du darfst dich jetzt nicht verrückt machen. Vielleicht hat Harry Podwil geschwiegen, dann ist ohnedies noch alles in Ordnung.«
Tony schluckte nervös. »Harry ist Red Rozzo auf keinen Fall gewachsen.« Der Junge beugte sich nach vorn. »Miß Collins, wir müssen etwas zum Schutze meines Großvaters unternehmen. Wir können den alten Mann doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen!«
»Oberinspektor Sinclair hat gesagt, wir sollen hierbleiben und auf seine Anweisungen warten.«
»Und inzwischen massakrieren diese Verbrecher meinen Großvater!« schrie Tony Shamrock heiser. »Das darf nicht geschehen! Ich muß zu ihm!«
»Du redest dir doch bloß ein, daß ihm Gefahr droht.«
»Ich weiß es! Und ich werde es nicht zulassen, daß diese widerlichen Kerle sich an ihm vergreifen!« krächzte Tony.
Jane versuchte, den Jungen zu
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