0016 - Das Mädchen von Atlantis
Adligen an Land gezogen.«
»Hat man die Tote inzwischen schon gesehen?« fragte ich. »Keine Spur von ihr.«
»Das ist seltsam.«
»Wieso?« Will Mallmann mußte wohl an meinem Tonfall gehört haben, daß dieser Fall mich brennend interessierte. Ich weihte meinen Bekannten ein. Auf Mallmann konnte man sich hundertprozentig verlassen. Ich wußte, daß er alles für sich behalten würde und kein Wort von ihm an die Öffentlichkeit drang.
»Na, das ist ein Ding«, sagte er beinahe ehrfürchtig. »Dann könnte es durchaus sein, daß dein Fall und der Vorgang hier in Deutschland miteinander zusammenhängen.«
»Genau, Will. Suko behält bereits die Leichenhalle im Auge. Wenn diese Sandra tatsächlich als lebende Tote die Gegend unsicher machen will, dann haben wir sie schnell.«
»Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück dabei«, sagte Mallmann. »John, halte mich auf dem laufenden.«
»Mach ich, Will. Sonst noch etwas?«
»Ja. Stell dir vor, ich habe mir einen neuen Wagen bestellt. Einen Manta. Silbergrau, ein Geschoß, sage ich dir. Über hundert PS nach der alten Maßeinheit.«
»Ich dachte immer, du wolltest dir einen Porsche kaufen?«
Mallmann lachte. »Aber nicht bei meinem Gehalt.« Er klopfte auf den Hörer. »So, ich mache Schluß, sonst springen mir die Steuerzahler an die Gurgel.«
»Vielen Dank für die Information«, rief ich. »Bis demnächst.«
»Okay, John. Ciao.«
Ich legte auf. Das war in der Tat eine Überraschung, was Mallmann mir da mitgeteilt hatte. Sollte es zwischen dem Fall in London und dem in Old Germany einen Zusammenhang geben? War das in Deutschland schon eingetreten, worauf wir hier noch warteten? Möglich. Leider hatten die deutschen Kollegen die Spur dieser Karin nicht mehr gefunden. Niemand wußte also, wo sie sich versteckt hielt. Um so wichtiger war es, daß Suko die Leichenhalle, in der Sandra aufbewahrt wurde, im Auge behielt.
Ich rief meinen chinesischen Partner sofort an. Da er ab heute abend Wache schieben mußte, lag er sicherlich noch im Bett, um vorzuschlafen. Darauf konnte ich leider keine Rücksicht nehmen. Suko meldete sich nach dem zweiten Klingeln. Seine Stimme klang frisch und ausgeruht. Was mich überraschte.
»Ich dachte, du liegst lang«, sagte ich.
»Warum?«
»Wegen heute abend.«
»Das machen wir doch mit der linken Hand. Was gibt’s denn, John?«
Ich berichtete ihm. Und jetzt war Suko überrascht. »Mist«, erwiderte er, »ich wollte dir die Idee mit der Wache schon ausreden. Aber so…«
»Okay, dann bereite dich auf alles vor.«
»Hast du schon eine Spur von Jane?« wollte er wissen.
»Nein.«
»O verdammt.«
»Ich bleibe aber am Ball.«
Wir unterbrachen die Verbindung. Dann rief ich bei Superintendent Powell an.
Mein Chef war sauer. »Mit wem haben Sie denn so lange geredet?« knurrte er.
»Mit einer meiner zahllosen Verehrerinnen«, antwortete ich. »Dann kommen Sie mal zu mir.«
Zwei Minuten später war ich bei Powell. Er zog ein griesgrämiges Gesicht und sah aus wie ein magenkranker Pavian.
»Es ist wieder einiges im Busch, wie ich hörte!« begann er.
Ich pflanzte mich auf einen Besucherstuhl und spulte meinen Bericht ab. Powell hörte mir aufmerksam zu. Hin und wieder trank er einen Schluck von seinem Magenwasser und kaute auf einer Tablette. Dann hielt er Jane Collins Foto hoch. »Das ist auf Ihrem Mist gewachsen, Sinclair?«
»Ja, Sir!«
Powell rieb sich das Gesicht. »Okay, wenn Sie die Großfahndung für richtig gehalten haben, stimme ich Ihnen zu. Welche Verbindungen sehen Sie zwischen Deutschland und London?« Powell drückte sich ein wenig seltsam aus, aber ich verstand, was er meinte.
»Es ist wohl so, daß gewisse Personen sterben, dann durch Schwarze Magie wiederauferstehen, um anschließend einem Treffpunkt zuzustreben. Deshalb lasse ich Suko ja Wache schieben. Diese Sandra ist die einzige Spur, die wir im Augenblick haben.«
»Wollen Sie nicht noch einmal bei der Agentur nachhaken?«
»Die Verdachtsmomente reichen nicht aus, Sir.«
Das sah Powell ein. Auch er wußte von dem Schwarzen Tod. Ihm war bekannt, wie gefährlich dieser Dämon zuschlagen konnte.
»Wenn wir nur wüßten, was der Schwarze Tod wieder vorhat«, murmelte Powell.
»Ich werde es schon herausfinden«, entgegnete ich optimistisch.
»Dann halten Sie mich auf dem laufenden, John.« Powell blickte auf seine Uhr. »Ich muß zu einer Besprechung in den kleinen Konferenzraum. Sollte irgend etwas Unvorhergesehenes geschehen, dann rufen Sie
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