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0016 - Das Mädchen von Atlantis

0016 - Das Mädchen von Atlantis

Titel: 0016 - Das Mädchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein Herz aus Wachs. Davon konnten besonders Kinder ein Lied singen. Mit ihnen verstand sich Suko bestens. Er blickte auf die Uhr.
    Noch eine halbe Stunde bis Mitternacht. Eine Meldung war wieder fällig.
    Er schaltete das Gerät ein, näherte seine Lippen dem eingebauten Mikrofon und sprach das Codewort: »Adler ruft Nest. Adler ruft Nest.«
    Suko hatte sofort mit mir Verbindung. »Keine besonderen Vorkommnisse«, meldete er. »Sind ja noch dreißig Minuten Zeit bis Mitternacht.«
    »Und bei dir John? Schon eine Spur von Jane?«
    »Nein. Nicht einmal ihr Wagen ist gefunden worden.«
    »Verdammt. Okay, ich melde mich wieder, wenn irgend etwas geschieht.« Suko fluchte noch über das Wetter und sagte dann: »Ende.«
    Er verstaute das Gerät wieder in der Seitentasche. Es war lausig kalt. Der scharfe Wind zerrte an der Lederkleidung. Der Schneeregen peitschte Suko ins Gesicht. Der Chinese hatte das Gefühl, seine Haut würde aus Eis bestehen. Bei solch einem Wetter jagte man nicht mal einen Hund vor die Tür.
    Suko blies in seine klammen Hände. Über ihm jaulte der Wind in den hohen Bäumen. Blickte er nach rechts, an den vom Sturm gepeitschten Büschen vorbei, so konnte er einen Teil des Hauptweges sehen. Der IGes schimmerte hell. Jenseits des Weges begannen die Grabreihen. Dort lag der alte Teil des Friedhofes. Die Grabsteine und Kreuze waren zum Teil schon verwittert. Zahlreiche Gräber sanken ein. Auch die mit Blumen geschmückten Gräber sahen nach einer stürmischen Nacht ebenso kahl und leer aus wie die übrigen Gräber.
    Wieder machte Suko seine Runde um die Leichenhalle. Es war ein alter Bau, aus dicken Steinen errichtet. In das Holz der schweren Eingangstür hatte ein Künstler zwei große Kreuze hineingeschnitzt. Die Klinke bestand aus Gußeisen, ebenso wie das Schloß.
    Über der Tür befand sich ein kleines halbmondförmiges Fenster mit einer von Spinnweben durchsetzten Scheibe. Darüber wiederum grinste das Gesicht eines Totenschädels. Es erinnerte die Lebenden daran, daß auch ihre Zeit einmal kam. An der Rückseite der Leichenhalle entdeckte Suko eine Tür. Sie war gerade so breit, daß ein Sarg hindurchpaßte. Von der Tür aus führte ein Pfad im Bogen auf den Hauptweg zu. Suko war über seine Entdeckung nicht gerade glücklich, mußte er jetzt zwei Eingänge unter Kontrolle halten. »Verfluchter Mist«, murmelte er.
    Die Zeit verrann. Der Regen wurde nicht schwächer, nach wie vor fiel er in nie enden wollenden Bindfäden vom schwarzen Himmel.
    Die Tote in der Leichenhalle merkte davon nichts. Starr und kalt lag sie in ihrem schlichten Eichensarg. Der Deckel war abgehoben und gegen die Wand gestellt worden. Sandra hatte die Augen geschlossen. Der Leichenwäscher hatte ihr die Augendeckel über die Lider geschoben. Der Sarg stand etwas erhöht auf einem Steinpodest. Längs der beiden Seitenwände standen die für Leichenhallen üblichen Buchsbäume, die typischen Totenraum-Geruch verbreiteten. Es brannte kein Licht, und doch war es nicht stockfinster.
    Von draußen her fiel sehr schwaches Licht in die Leichenhalle und ließ die Umrisse und Konturen der Gegenstände mehr ahnen als sehen.
    Noch fünf Minuten bis Mitternacht!
    Die dicken Mauern der Leichenhalle dämpften das Heulen des Sturms. Nur hin und wieder streiften die vom Wind bewegten Zweige der Trauerweiden eines der Fenster und verursachten dabei kratzende, unheimliche Geräusche. Noch drei Minuten bis zur Tageswende. Draußen vor der Leichenhalle wuchs Sukos Spannung. Er nahm noch einmal mit mir Verbindung auf und meldete, daß bis jetzt nichts geschehen sei.
    Mit fortschreitender Zeit wuchs Sukos Unruhe. Er war plötzlich sicher, daß Sandra Moran aufstehen würde. Mitternacht!
    Im selben Augenblick geschah im Innern der Halle etwas Schreckliches. Es schien, als stünde die Tote mit einem unsichtbaren Befehlsgeber in Verbindung.
    Urplötzlich öffnete sie die Augen, verdrehte sie, so daß nur noch das Weiße zu sehen war. Sekunden vergingen.
    Noch blieb Sandra Moran unbeweglich liegen. Dann aber entrang sich ihren Lippen ein grauenvolles Stöhnen. Es drang tief aus ihrer Kehle und hatte kaum noch etwas Menschliches an sich.
    Sandra erwachte.
    Der Befehl hatte ihre schon abgestorbenen Gehirnzellen erreicht und sie wieder aktiviert.
    Sie hob die Arme. Legte ihre Hände um den Sargrand, klammerte sich regelrecht fest.
    Die Fingernägel waren gewachsen. Lang und spitz erinnerten sie an gefährliche Dolche.
    Sandra setzte sich auf. Das alles

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