0016 - Das Mädchen von Atlantis
sein.«
»Unsinn.« Azarin winkte ab. »Verbrenne sie. Zünde das ganze Haus an. Steck alles in Brand. Wir brauchen es nicht mehr. Ich fliege mit den anderen. Zum Glück steht die Maschine bereit. In zehn Stunden bin ich auf der Insel.«
»Kann ich nicht nachkommen?« rief Marga.
»Natürlich.« Azarin war schon weg. Das letzte Wort rief er ihr über die Schulter zu.
Eine Minute später stand Marga unbeweglich auf dem Fleck.
Dann hatte sie ihre Entscheidung getroffen. Sie holte einen Schlüssel aus der Tasche und ging zu einer anderen Kellerür.
Marga schloß auf, machte Licht und fand, was sie suchte.
Zwei mit Benzin gefüllte Kanister.
Die schleppte sie hoch in ihre Wohnung. Dort entwickelte sie eine fieberhafte Tätigkeit. Sie löste die Verschlüsse der Kanister, stellte einen zur Seite, klemmte sich den zweiten unter den Arm und kippte das Benzin aus. Sie ging mit dem Kanister durch alle Zimmer, und als der erste leer war, nahm sie den zweiten. Sie wollte jetzt alles in Brand stecken und nicht erst auf Colette, die vierte Untote, warten.
Da schellte es.
Marga befand sich in Azarins Büro. Sie stellte den Kanister rasch ab und lief zur Tür. Sie fragte sich, wer um diese Zeit noch etwas von ihr wollte.
Marga öffnete.
Vor ihr stand Colette!
***
HEATHROW Das Schild des Londoner Großflughafens leuchtete in der Dunkelheit. Es war meilenweit zu sehen, und sein Anblick hob Azarins Laune um einige Stufen.
Der Flughafen war sein Ziel. Dort stand die Maschine bereit.
Aufgetankt und startklar.
Azarin hatte sich den Jet vor wenigen Monaten gekauft. Geld spielte bei ihm keine große Rolle. Davon hatte er genug. Für ihn war jetzt das andere wichtig. Er wollte die Macht über die Menschen haben, wollte das Unmögliche vollbringen. Nur deshalb hatte er sich dem Schwarzen Tod angeschlossen. Jane Collins saß im Fond des Wagens. Die beiden Untoten hatten sie zwischen sich genommen. Immer wenn der Wagen schlingerte, wurden die kalten, totenstarren Körper gegen sie gedrückt.
Keine der Wiedergängerinnen sprach ein Wort. Starr blickten sie geradeaus. Durch die zerstörte Scheibe pfiff Jane der Fahrtwind ins Gesicht und ließ ihre Haare flattern. Die Detektivin wußte, daß nicht alles nach Plan gelaufen war. Saß John Sinclair diesen verdammten Verbrechern vielleicht schon dicht auf den Fersen?
Jane Collins hoffte es sehr. Doch sie machte sich keine Illusionen. Azarin und seinen untoten Mädchen war die Flucht gelungen. Nie würde John auf den Gedanken kommen, daß sie in Richtung Flughafen gefahren waren. Azarin bog nach links ab. Er nahm die Straße, die zu dem Teil des Airports führte, auf dem die Privatmaschinen standen. Rechts und links der Straße war das Gelände eben. Die Lichter des Towers glühten in der Dunkelheit. Es regnete nicht mehr. Dei Wind hatte die Straße zum Großteil getrocknet. Irgendwann stoppten sie vor einem Maschendrahttor. Aus einem barackenähnlichen Flachbau trat ein Uniformierter und blieb vor dem Tor stehen. Azarin stieg aus. Er zeigte seine Papiere. Der Uniformierte öffnete das Tor, und der Wagen konnte passieren.
Azarin lenkte ihn auf einen Parkplatz, wo schon andere Privatwagen standen. Dann ließ er die Mädchen aussteigen. Seine Maschine stand nicht im Hangar. Darauf hatte Azarin bestanden. Zwei Männer fuhren eine Gangway heran. Ein dritter kontrollierte nochmals die Papiere des Jet-Besitzers.
»Alles klar, Mr. Azarin. Sie können um Starterlaubnis bitten. Und guten Flug wünsche ich Ihnen. Hoffentlich lacht Ihnen am Zielort die Sonne.«
Azarin lachte. »Worauf Sie sich verlassen können.« Aus der Antwort schloß Jane, daß es in Richtung Süden ging. Natürlich hatte sie an Flucht gedacht, hatte auch mit dem Vorsatz gespielt zu schreien. Doch der Wunsch blieb Vater des Gedankens. Was Jane davon abhielt, war die Messerspitze, die ihr Franca unauffällig gegen den Rücken presste. Und genau dort, wo das Herz saß. Da ließ Jane es lieber bleiben.
Sie stiegen in die Maschine. Der Passagierraum war nicht sehr groß. Ungefähr zehn Fluggäste hatten darin Platz. Für die Frauen reichte er allemal.
Jane Collins wurde von Franca fachmännisch angeschnallt. Die Detektivin konnte nicht wissen, daß die schwarzhaarige Italienerin früher als Stewardeß gearbeitet hatte. Sie hörte, wie Azarin mit dem Tower sprach. Dann startete er die Triebwerke. Die Zeit verrann.
Jane blickte auf das Rollfeld. In ihren Augen schimmerte es feucht. So wie die Tränen ihre Wangen
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