0016 - Das Mädchen von Atlantis
drang aus ihrem Mund, und dann fiel Karin Rodeneck um. Genau auf Jane Collins zu.
Die Detektivin konnte nicht mehr ausweichen, die Zeit war zu knapp. Karin von Rodeneck begrub Jane Collins unter sich. Azarin lachte auf. Jetzt war seine Gegnerin gefangen. Ein Arm der Statue hatte Jane am Kopf getroffen. Die Haut war aufgeplatzt, und Blut rieselte aus der Wunde. Jane war für Sekunden weggetreten. Als sie wieder bei Bewußtsein war, fühlte sie harte Hände über ihren Körper tasten. Azarin riß sie unter der gefallenen Statue hinweg, aus deren Wunde immer noch das Blut quoll und bereits eine große Lache auf dem Boden gebildet hatte.
Azarin drückte die halb bewußtlose Jane auf den Rücken, presste ihre Handgelenke mit der Linken zusammen und hob dann den rechten Arm.
»Jetzt hilft dir nichts mehr!« schrie er…
***
Zeitreisen!
Nicht zum erstenmal hatte ich einen Zeitsprung gemacht. Ich kannte das Gefühl des Schwebens. Man meint, der Körper löst sich in all seine Atome auf.
Alles verschwamm…
Plötzlich war es vorbei.
Ich sah das Licht, die Helligkeit, die zuerst schmerzhaft meine Augen traf, an die ich mich erst noch gewöhnen mußte.
Ich riß mich zusammen, sah eine Höhle, mehrere Statuen und Figuren. Dann entdeckte ich Jane Collins!
Sie lag auf dem Boden. Über ihr kniete ein Mann.
Azarin!
Einen messerähnlichen Gegenstand hatte er zum Stoß erhoben.
Er würde im nächsten Atemzug zustechen und Jane die Waffe in den Leib rammen.
»Neiiinnn!« brüllte ich.
Azarins Kopf ruckte herum.
Sekundenlang war er sprachlos, hockte bewegungsunfähig da.
Ich schnellte hoch, hetzte auf ihn zu und riß im Laufen meine Pistole hervor.
»Du Hund!« schrie Azarin.
Hund… Hund…
Schaurig hallten die Stimmen von den Wänden wider, Dann stieß Azarin zu. Er war vom Wahnsinn befallen, wollte morden, um sein Ziel zu erreichen.
Ich schoß. Zwei-, dreimal… Klick, machte es. Und wieder klick… Vielleicht waren diese Bruchteile von Sekunden die schrecklichsten meines Lebens. Mit aller Brutalität wurde mir bewußt, daß ich mich verschossen hatte. Ich hatte einfach nicht daran gedacht, nachzuladen. Dann sah ich rot.
Ich verlor zum erstenmal in meinem Leben die Beherrschung. Die Höhle, die Umgebung, alles verschwamm vor meinen Augen. Ich sah nur noch das Gesicht dieses Mannes, der mir durch den feigen Mord das genommen hatte, was ich liebte. Jane Collins! Ich raste heran.
Selbst Azarin erschrak vor meinem Gesichtsausdruck. Für ihn mußte ich wie der Rachegott persönlich aussehen. Er riß in einer verzweifelten Aktion das Messer aus Janes Körper, wollte mich damit angreifen, doch da war ich über ihm. Aus vollem Lauf schmetterte ich ihm die Pistole gegen den Kopf. Seine Gesichtshaut platzte auf. Weit riß er die Augen auf. Blut strömte aus der Nase. Er fiel zurück, hob abwehrend die Arme. Mit einem zweiten Schlag fegte ich ihm die Deckung zur Seite.
»Mörder! Du dreckiger Mörder!« brüllte ich und gab keinen Pardon. Ich weiß nicht, welch ein Rausch über mich gekommen war, ich wollte plötzlich diesen Mann tot sehen.
»John!« Nur ganz schwach vernahm ich den Schrei. »Hör auf, John! Du darfst das nicht tun…« Ich kochte vor Wut.
Dann rissen mich harte Fäuste zurück, bogen meinen Oberkörper nach hinten. Die Waffe wurde mir aus den Fingern gewunden.
»Laßt mich!« schrie ich. »Laßt mich los…« Eine Faust detonierte an meinem Kinn. Ich sah plötzlich Sterne vor meinen Augen aufplatzen, wurde zurückgeschleudert, weg von dem Mörder Azarin.
Vielleicht war es der Faustschlag, der mich zur Besinnung gebracht hatte. Plötzlich sah ich wieder klar. Suko stand neben mir und blickte auf mich herab. Er hatte noch die Hand zur Faust geballt. Mein chinesischer Partner hatte mich vor der größten Dummheit meines Lebens bewahrt. Ernst blickte er mich an.
»Entschuldige!« flüsterte ich. »Aber ich – ich…«
»Schon gut, John!«
Mein Blick wanderte zu Azarin. Er lag auf der Seite. Meine Schläge hatten ihn arg getroffen, aber er war nicht bewißtlos, stemmte sich sogar hoch.
Aus dem Hintergrund der Höhle näherte sich Kiriakis. Langsam und mit gemessenen Schritten.
Und dann sah ich Jane. Auf allen vieren kroch ich zu ihr. Das Messer hatte sie in die Brust getroffen. Dort, wo die Einstichstelle war, befand sich ein kleiner Blutfleck, nicht größer als die Kuppe eines Fingers.
Ich traute mich nicht, nach ihrem Herzschlag zu füllen, doch ich sah an ihrem Hals eine Ader zucken. Jane
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