0017 - Das Dämonenauge
wirkte wie ein Schwamm, in dessen Poren Algen, kleine Fische und andere winzige Lebewesen ihr Dasein fristeten.
Dreißig Minuten hielten wir uns bereits unter Wasser auf. Jeder von uns hatte für zwei Stunden Luft. In den verbleibenden anderthalb Stunden mußten wir die Höhle finden und den Magier an die Oberfläche schaffen. Kein leichtes Unterfangen. Immer wieder suchten unsere Blicke die Felswand ab. Mal trat sie etwas zurück, dann stach sie wieder vor.
Die Minuten verrannen. Spalten und Risse sahen wir genug. Manche waren so breit, daß ein Taucher – wenn er sich quer legte – hineinschwimmen konnte. Doch Kiriakis hatte von einem Höhleneingang gesprochen. Und den hatte wir noch nicht entdeckt. Bis Suko plötzlich aufgeregt mit der linken Hand ein Zeichen machte. Mein Partner schwamm eine Körperlänge voraus. Mit einer Armbewegung war ich bei ihm und sah, was Suko entdeckt hatte.
Es war der Eingang zu einer Höhle.
Bogenförmig tat er sich vor uns auf. An beiden Seiten bildete das Wasser Wirbel, die in die Höhle hineinströmten und zahlreiche kleine Fische mit sich zogen. Waren wir am Ziel? Suko deutete auf den Eingang. Ich nickte.
Langsam glitten wir in die Höhle hinein. Unsere Körper lagen wie zwei Pfeile im Wasser, mit ausgestreckten Armen. Wir bewegten nur die Füße, ließen uns von der Strömung in die Höhle hineinziehen.
Die Umgebung war rabenschwarz. In diese Tiefe drang nie ein Sonnenstrahl, hier war ewige Nacht.
Etwas fiel uns auf. Kein Fisch schwamm vor unseren hellen Scheinwerferlanzen davon, Es gab hier keine. Spürten die Fische vielleicht die Aura des Bösen, des Unheimlichen, die in dieser Höhle gegenwärtig war? Das konnte durchaus sein. Ich erlebte nicht zum erstenmal, daß sich Tiere von einem Platz fernhielten. Sie besitzen ein besseres Warnsystem als wir Menschen.
Aber auch ich spürte, daß von dieser Höhle etwas Bedrohliches ausging. Es war nicht nur die Stille, die uns umgab, nein, ich hatte das Gefühl, in eine Falle zu schwimmen. Ich entfernte mich etwas von Suko, schwamm nach rechts weg und geriet in die Nähe der Höhlenwand. Mit der Lampe leuchtete ich sie ab. Rauh und rissig war das Gestein. Das Seewasser hatte Spalten und Ritze ausgewaschen. Doch bei genauerem Hinsehen entgingen mir nicht die seltsamen Zeichen, die eine unbekannte Hand in das Gestein gemeißelt hatte. Seltsamerweise waren die Symbole noch gut sichtbar. Das Wasser hatte ihnen nicht viel getan.
Für mich waren diese Schriftzeichen der untrügliche Beweis, daß ich mich auf der richtigen Fährte befand. Suko hatte mich beobachtet und abgewartet. Als ich ihm zuwinkte, schwamm er auf mich zu. Mit der linken Hand deutete ich auf die Schriftzeichen und hob dabei in einer verständnislosen Geste die Schulter.
Suko sah sich die Symbole an. Sie mußten einer uralten Kultur entstammen. Eine entfernte Ähnlichkeit mit der Schrift der alten Ägypter war vorhanden.
Doch auch Suko wußte nicht weiter. Ich brauchte nur seinen verständnislosen Blick hinter der Taucherbrille zu sehen, um erkennen zu können, woran ich war.
In regelmäßigen Abständen perlten Meine Luftbläschen der Höhlendecke entgegen, quirlten dort auseinander und zerplatzten.
Mit dem Arm deutete Suko nach vorn.
Seite an Seite schwammen wir tiefer in die Unterwasserhöhle hinein. Dann wurde sie enger. Bald konnten wir nicht mehr nebeneinander schwimmen. Ich glitt vor und übernahm die Führung.
Wir befanden uns in einem engen Felsschlauch. Ich durfte gar nicht daran denken, wie gefährlich dieser Ausflug war. Wir brauchten uns nur an den rauhen Wänden den Luftschlauch aufzureißen, dann war es aus. Wir würden elendig ersticken. Auf einmal ging es nicht mehr weiter. Der Strahl meiner Unterwasserlampe traf auf eine querstehende Wand. Hatten wir uns geirrt? War dies der falsche Weg, den wir eingeschlagen hatten?
Da berührte Suko meine Schulter. Ich drehte den Kopf und sah den Finger meines Partners, der in die Höhle wies.
Ich schaute nach oben, hob gleichzeitig die Lampe an. Die beiden Lichtstrahlen vereinigten sich, erhellten die trübe Brühe so weit, daß wir den Schacht erkennen konnten, der senkrecht in die Höhe stieg.
Das also war unser weiterer Weg!
Suko nickte und schwamm voran. Er bewegte nur die Beine und glitt so den Schacht hoch.
Unwillkürlich atmete ich schneller, spürte die Nervosität, die sich meiner bemächtigt hatte. Wir befanden uns dicht vor dem Ziel. Würden wir den schlafenden Magier finden?
Zehn
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