0017 - Das Dämonenauge
Sekunden später erwartete uns eine Überraschung, mit der wir nie gerechnet hätten.
Sukos Kopf durchbrach die Wasseroberfläche.
Einen Herzschlag später konnte auch ich ohne Sauerstoffgerät atmen. Ich drehte das Ventil ab, nahm das Mundstück heraus, trat Wasser und sagte staunend: »Das ist ein Ding.«
Suko hob den Arm und ließ den Lampenstrahl kreisen.
Der Schein glitt über tropfnasse Wände, erfaßte die Decke dieses Luftlochs und blieb schließlich an einem vorspringenden Fels hängen, auf dem das Ziel unserer abenteuerlichen Schwimmreise stand.
Der goldene Sarg!
***
»Geschafft«, flüsterte ich Suko zu und schwamm los. Drei Schwimmstöße nur brachten mich an den Sarg heran. Ich erkletterte den Felsen, streckte den Arm aus und half Suko hoch. Der Blitz war breit genug, daß wir sogar um den Sarg herumgehen konnten.
Das Gold hatte im Laufe der Zeit gelitten und Patina angesetzt. Und doch war zu erkennen, wie ungeheuer wertvoll dieser Sarg war. Ich spürte, daß sich der Stein an meinem Körper erwärmt hatte, etwas pulsierte durch meine Adern. Die Magie wurde stärker. Suko zog sein Messer und kratzte mit der Klinge etwas von der Patina ab. Reines Gold leuchtete uns entgegen. Wir sahen auch die fratzenhaften Gesichter, die den Deckel des Sargs zierten. Gräßliche Monstergestalten boten sich unseren Blicken. Höllenwesen, die nicht von dieser Welt stammten und den schlafenden Magier in seinem prunkvollen Sarg bannen sollten.
»Okay«, sagte Suko, »dann wollen wir mal den Deckel öffnen. Hoffentlich schaffen wir es.«
Er wollte sich schon an die Arbeit machen, doch ich hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
»Was ist?« fragte Suko.
»Etwas stimmt hier nicht«, gab ich zurück und blickte mich vorsichtig um. »Denk an Kiriakis Worte und daran, daß der Sarg bewacht wird…«
»Vorsicht, John!« gellte Sukos Warnschrei. Ich warf mich zur Seite, verlor das Gleichgewicht und fiel in das Wasser.
Vielleicht war es meine Rettung, denn durch diese schnelle Bewegung verfehlte mich der Kopf des Monsters. Und doch hatte ich das Gefühl, mein Herz würde stehenbleiben. Was dort so plötzlich und unerwartet aus der Tiefe auftauchte, war nichts anderes als eine Seeschlange. Eines dieser legendären Ungeheuer, die es eigentlich nicht mehr gibt. Wir waren vom Gegenteil überzeugt worden, und in den nächsten Sekunden begann ein Kampf auf Leben und Tod…
***
Konstantin Hereos stand auf der Brücke, hielt das Glas gegen die Augen gepreßt und suchte die See ab. Seit einigen Minuten bewegte er sich nicht, starrte stumm auf eine Stelle im Meer, Dann ließ er das Glas sinken und zischte einen gemeinen Fluch durch die Zähne.
»Was ist los?« fragte ihn Konos.
»Dort, wo wir uns treffen wollen, liegt eine Yacht.«
»Die von dem Kunden?«
»Quatsch. Eine fremde.«
»Haben Sie erkennen können, wer sich auf Deck befindet?«
»Nein, zum Henker.«
»Die werden schon wieder verschwinden.«
»Nichts werden sie«, erwiderte Hereos knirschend. »Die haben was vor. Oder kannst du mir einen Touristen nennen, der seinen Kahn dorthin steuert? Ich nicht. Nein, wer dort ankert, hat einen besonderen Grund, das kannst du mir glauben.«
»Polizei?«
Hereos schüttelte den Kopf. »Kaum. Die Kerle halten sich zwar immer für sehr schlau, aber getarnt haben sie sich noch nie.«
»Ist denn von dem anderen Schiff schon etwas zu sehen?« wollte Konos wissen.
»Bis jetzt noch nicht. Aber der Kunde müßte bald auftauchen.«
»Wir können ihm ein Zeichen geben, daß wir uns einen anderen Treffpunkt ausgesucht haben«, schlug Konos vor.
Hereos schüttelte den Kopf. »Dann wird der Kerl mißtrauisch und denkt, wir könnten ihn in eine Falle locken.«
»Also machen wir das Geschäft vor Zeugen.«
»Ja.« Hereos grinste und wandte den Kopf. »Aber danach wird es keine Zeugen mehr geben.«
»Wir sollen die anderen auch umlegen?«
»Genau. Übernimm du das Ruder und fahr mal näher ran. Ich muß unbedingt wissen, wie viele Personen sich auf dem Kahn befinden.«
»Aye, aye, Sir.«
Mit halber Kraft lief die SEA ARROW ihrem Ziel zu. Der scharfe Bug durchschnitt das Wasser wie ein Messer die Butter. Am Heck knatterte die griechische Fahne im Wind. Die Minuten vergingen. Immer wieder preßte Hereos das Glas gegen die Augen.
Auch Konos war neugierig. »Können Sie schon etwas erkennen, Chef?«
»Bald.« Hereos räusperte sich. »Wir wollen die Typen dort drüben nicht auf uns aufmerksam machen. Nimm mal etwas Dampf
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