0017 - Das Dämonenauge
an. Schloß meine Hände zu Fäusten und spürte die Nägel, die in die Haut drangen. Es war so, wie Kiriakis es vorausgesagt hatte. Im Sarg lag Myxin, der Magier!
Ich stand am Fußende, so daß ich das Gesicht des Magiers sehen konnte. Es war schmal und hohlwangig, von einer grünen, ungesunden Farbe. Tief in den Höhlen lagen Augen, die wie weiße Glasmurmeln aussahen. Hell, weiß und kalt. Sein Kopf lief seltsam spitz zu, die Ohren waren normal groß, nur die Gestalt kam mir klein vor.
Der Magier war von zwergenhaftem Wuchs. Die Füße lagen knapp hinter der Mitte des Sarges. Myxin trug ein dunkelgrünes Gewand, das die lange Zeit überstanden hatte, ohne Schaden zu nehmen. Die Arme hatte er auf der Brust gekreuzt. Ich sah lange Finger, die mich an Spinnenbeine erinnerten. Auf dem Kopf trug Myxin eine Art Kappe, die sein Haar verdeckte. Die Kappe war aus schwarzem Stoff und mit Goldfäden durchwebt. Dies also war einer der mächtigsten Männer von Atlantis.
Sukos und mein Blick trafen sich. Der Chinese hob die Schultern. Auf seinem Gesicht stand ein Fragezeichen. Auch er wußte nicht, wie er sich zu verhalten hatte. Wir mußten abwarten und darauf hoffen, daß Myxin etwas unternahm. Noch sah es so aus, als schliefe er. Ich war jedoch sicher, daß er sich bald erheben würde. Der Magier enttäuschte uns nicht.
Seine Augen bewegten sich, die Pupillen rollten wie zwei Kreisel, blickten mich an. Ein stöhnender Laut drang aus dem lippenlosen Mund, danach ein langgestreckter Seufzer. Suko und ich hielten den Atem an.
Dann begann Myxin zu sprechen. Und er redete in unserer Sprache. Wieder ein Phänomen, das ich nicht begriff. »Atlantis ist vergangen. Schwer lastete auf mir der Fluch des Schwarzen Todes. Doch die Rückkehr aus den Dimensionen des langen Schlafs ist nicht aufzuhalten. Ihr habt mich in die Welt der Lebenden geholt. Nehmt meinen Dank!«
Er hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, als er seine Hände auf den Sargrand legte und sich aufstützte. Fast schwerelos – so schien es mir jedenfalls – glitt er höher, kletterte aus dem Sarg und blieb zwischen Suko und mir stehen. Gedankenverloren schaute er auf das Wasser. »Ihr habt die Schlange besiegt«, murmelte er, »aber die Schlacht ist noch nicht gewonnen. Der Schwarze Tod wird nicht aufgeben. Wir müssen weg hier.«
Obwohl mir zahlreiche Fragen nach seiner Herkunft auf der Zunge lagen, erkundigte ich mich nach einem zweiten Ausgang.
»Nein, den gibt es nicht!« Er sah uns an. »Ich kenne euch nicht, habe euch auch noch nie im Traum gesehen. Wer seid ihr? Woher kommt ihr?«
»Ich werde dir die Fragen später beantworten«, erwiderte ich. »Sieh uns einfach als deine Retter an.«
»Und was verlangt ihr dafür?«
»Wir wollen das Dämonenauge zerstören. Nur du kannst uns dabei helfen?«
Jetzt war es heraus, und ich wartete voller Spannung, wie Myxin reagieren würde.
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort und wich aus, indem er sagte: »Ich möchte eure Namen wissen.« Suko sagte sie ihm.
»Ihr gehört zu den Kämpfern des Lichts, wie ich sehe. Eigentlich seid ihr meine Feinde. Ich müßte euch bekämpfen, aber ihr habt mich erweckt, und deshalb will ich mich nicht undankbar zeigen. Ja, ich führe euch zu dem Dämonenauge, aber es wird ein schwerer und dornenreicher Weg.«
»Damit haben wir gerechnet«, sagte ich leise. »Wenn das Dämonenauge nicht mehr existiert, ist dem Schwarzen Tod eine starke Waffe genommen worden. Er wird schwächer, und ich werde mächtiger.« Plötzlich zeigte sein Gesicht ein hintergründiges Lächeln. »Wenn ich die alte Kraft wiedererlangt haben, werdet ihr euch entscheiden müssen. Entweder steht ihr auf meiner Seite, oder ihr kämpft gegen mich. Noch habt ihr eine Frist.«
Ich hütete mich, ihm unsere Ansichten und Meinungen mitzuteilen. Für mich stand fest, daß ich nicht auf seiner Seite kämpfen würde. Er war ein Geschöpf der Finsternis, das uns nur deshalb half, damit wir seinem Feind, dem Schwarzen Tod, eins auswischen konnten. Nach dem Motto: Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte.
Ja, ich wollte Myxin und den Schwarzen Tod gegeneinander ausspielen. Sie würden sich bis aufs Messer bekämpfen und sich gegenseitig schwächen.
Dann hatte ich vielleicht eine Chance, meinen mächtigen Erzfeind zu besiegen. Aber das war noch Theorie.
Der Sargdeckel und der magische Stein hatten sich aufgelöst. Nichts war mehr von ihnen zu sehen, dafür jedoch drohte eine andere Gefahr.
Ich spürte förmlich
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