0017 - Das Dämonenauge
Jane. »Oder, bei Gott, es gibt ein Unglück…«
***
Es war ein schauriges Bild, wie der Schwarze Tod auf dem Teufelsrochen hockte. Er schwebte, saß drohend auf diesem riesigen Untier und schwang eine feurige Lanze. Was wir hier unten erlebten, war der Horror schlechthin! Weit hatte der Teufelsrochen seine Flossen ausgebreitet. Sie erinnerten mich an die Flügel einer Fledermaus. Lautlos glitt er tiefer und steuerte uns an. Sekunden blieben uns noch!
Ich sah Suko. Er versuchte in Deckung zu schwimmen. Ich selbst glitt auch zur Seite weg, wollte den Magier mitziehen, doch er blieb stehen und hob beide Arme. Da schleuderte der Schwarze Tod die Lanze. Der feurige Schweif wischte durch das Wasser, fegte auf Myxin zu und hätte dessen Brust durchbohrt – wenn… Ja, wenn nicht ein ungeheurer Gegenzauber gewirkt hätte. Myxin streckte seine Hand aus, und zum erstenmal zeigte er uns seine Macht.
Kurz bevor die feurige Lanze ihr Ziel erreichte, zerplatzte sie mitten im Flug. Sie zersprang in zahlreiche Stucke, die wie glühende Perlen durch das Wasser zischten und sich auflösten. Wie Suko duckte ich mich. Etwa einen Yard über mir glitt der Teufelsrochen hinweg. Pfeilschnell stieß er der Oberfläche entgegen, schwamm eine Kurve und war verschwunden. Er hatte sich von einer Sekunde zur anderen aufgelöst. Suko und ich erhoben uns. Mein chinesischer Freund hatte seine Hand auf die Schulterwunde gepreßt. Ich sah sein verzerrtes Gesicht hinter der Maske. Suko mußte Schmerzen haben, denn das Salzwasser war in die Wunde gedrungen. Hielt der Schwarze Tod noch andere Überraschungen für uns parat?
»Mit solchen Dingen kann er mich nicht beeindrucken«, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf.
Myxin sprach zu mir. Er redete kraft seiner Gedanken. Unvorstellbar, aber eine Tatsache. Zum erstenmal wurde mir richtig bewußt, welch eine Macht die Magier im alten Atlantis besessen hatten. Sie beherrschten das, wovon die heutigen Menschen nur träumen.
Telepathie, Telekinese und vielleicht die Teleportation. »Glaubst du, daß er aufgegeben hat?« fragte ich wiederum in Gedanken zurück.
»Kaum, wir werden noch von ihm hören und sehen.« Ich schwamm an Myxin vorbei und gesellte mich zu Suko. Ich deutete auf seine Schulterwunde.
Suko schüttelte den Kopf. Halb so schlimm, sollte das wohl heißen. Doch ich traute dem Braten nicht. Ich sah mir die Wunde genauer an. Das scharfe Gestein hatte eine tiefe Furche in Sukos Oberarm gezogen. Zum Glück war kein Knochen verletzt. Ich beschloß, beim Auftauchen dicht bei ihm zu bleiben. Dann hörte ich wieder die Gedanken in meinem Gehirn.
»Ich werde mich jetzt verabschieden. Wenn ihr mich braucht, bin ich zur Stelle. Denkt intensiv an mich. Und das Versprechen werde ich einhalten.«
Ich wollte auf Myxin zuschwimmen, hielt jedoch überrascht inne. Die Gestalt des Magiers wurde plötzlich durchscheinend, nahm dann die Farbe der Tiefsee an und löste sich auf wie der Nebel in den Sonnenstrahlen.
Wir waren allein. Hilflos, wenn der Schwarze Tod angriff. Er brauchte uns nur die Atemgeräte aus dem Mund zu ziehen, und wir waren verloren. Hier unten hielt uns nichts mehr. Unsere Aufgabe hatten wir erfüllt. Myxin war zum Leben erweckt worden. Jetzt konnten wir uns anderen Dingen widmen. Langsam stiegen wir der Oberfläche entgegen. Dabei hielt ich immer Ausschau nach anderen Gefahren, doch zu sehen war nichts.
Das Wasser wurde heller. Suko schwamm über mir. Mit kräftigen Beinstößen stieß er sich vorwärts. Ich war froh, aus dieser schweigenden Welt zu gelangen. Sie hatte zwar etwas Faszinierendes an sich, aber die Bedrohung empfand ich als stärker.
Allerdings ahnten wir nicht, was uns an Bord des Schiffes erwartete. Und so schwammen wir beide ahnungslos in die Falle…
***
Konstantin Hereos erstarrte. Er spürte den kalten Druck der Mündung an seiner Schläfe, und er wußte, daß diese Frau neben ihm nicht bluffte. Zu hart, zu entschlossen hatte ihre Stimme geklungen.
»Wenn dein Kumpan schießt, bist du ebenfalls tot!« flüsterte Jane Collins rauh.
Hereos war in der Gosse groß geworden. Er hatte sich hochgearbeitet. Nicht zum erstenmal befand er sich in solch einer Situation. Er reagierte entsprechend profihaft. Hereos befahl Konos, die Waffe wegzuwerfen.
»Der andere soll seine Bleischleuder auch fallen lassen!« zischte die Detektivin.
Hereos gab den entsprechenden Befehl. Zwei Maschinenpistolen polterten auf die Planken.
»Und jetzt?« fragte Hereos. »Wie soll es
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